Peru´s Süden von Lima bis zur chilenischen Grenze
Probleme:
keine
Reiseroute:
Lima - Paracas Ort - Paracas Halbinsel - Ica - Oase Huacachina - Ocucaje - Canon de los Perdidos - Ocucaje - Nasca - Cauchilla - Yauca - Challa - Camana - Cotahuasi - Cataratas Sipia - Alca - Cotahuasi - Aplao - Arequipa - Socomayo - Arequipa - Mollendo - Ilo - Tacna - Grenze, Arica
Reisezeitraum:
20. Juli bis 31. August
Reisebericht:
Nach all der Hektik der letzten Tage beschloss ich, vor dem großen Aufbruch noch ein paar Tage in Lima zu verweilen. Auch, weil in Kürze am 28. Juli der Tag der Unabhängigkeit Perus bevorstand.
Am 28. und 29. Juli fand ein Doppelfeiertag statt, am 28. wurde der frisch gewählte Präsident Pedro Pablo Kuczynski angelobt und am 29. stieg ein wahrer Großevent, die Militärparade zum Dia del Patria.
Weit über 120 Abordnungen marschierten mehrere Stunden über die 6 km lange Avenida Brasil, die die einzige Straße in Lima ist, die für so eine Veranstaltung geeignet ist. Über 13000 Soldaten und Beamte der Nationalpolizei sowie Abordnungen der Feuerwehr (Diese ist in Peru ebenfalls militärisch organisiert) marschierten im Gleichschritt über den Asphalt oder pilotierten die Heeresfahrzeuge an den mehr als 150000 Besuchern und der Regierungstribüne vorbei, in deren Mitte der frischgebackene Präsident den Soldaten und der Menge zuwinkte.
Ich stand um 3 Uhr früh auf und erreichte die Avenida Brasil praktisch mitten in der Nacht. Mir wurde von Einheimischen geraten, so früh aufzustehen, da die Parade bei der Bevölkerung beliebt sei und die Plätze ab 6 Uhr früh besetzt seien. Ich hatte also genug Zeit um einen guten Platz zu suchen, den ich auch fand, im Zentrum, zwischen den Regierungstribünen. Leider wollten mich Polizisten um 7 Uhr des Platzes verweisen, da ich keine offizielle Einladungskarte vorweisen konnte. Ich versuchte, den verantwortlichen Offizier mit meinem Journalistenausweis und den 2 umgehängten Kameras überzeugen, dass ich hier „beruflich“ fotografiert, nach 10 Minuten Diskussion hatte ich es geschafft, ich durfte stehenbleiben. Inmitten der Polizei brauchte ich mir hier auch keine Sorgen über ev. Ausrüstungsdiebstähle machen - Man muss einfach immer die passende Story auf Lager haben -.
Um 9.30 begann die Parade, abwechselnd in historischen Uniformen und modernen Kampfanzügen, bewaffnet mit unterschiedlichstem Gerät, marschierte eine der am besten bewaffneten Armeen Süd- und Zentralamerikas die nächsten 6 Stunden lang an mir vorbei. Abenteuerlich wirkten dabei vor allem spezielle Kampfeinheiten, die komplett schwarz geschminkt waren oder auch Einheiten, die eher wie Guerilla Einheiten wirkten, sehr martialisch aussehend mit ihren Totenkopf Schals auf ihren Köpfen.
Auch stand nochmal ein besonderer Restaurantbesuch auf dem Programm, ein Mittagsmenü im „Maido“. Die Spezialität dieses Restaurants ist die japanisch – peruanische Fusionsküche, in der peruanische Lebensmittel, speziell mit allem was der Ozean hier so zu bieten hat, mit japanischen Koch- und Schneidetechniken zubereitet werden. Empfehlenswert für alle Lima Besucher. Dabei erkannte mich sofort ein Kellner des Restaurants, der mich vor eineinhalb Jahren im Restaurant „AstridyGaston“ bedient hatte.
Die Tage in Lima vergingen schnell, ein paar andere Reisende durfte ich auch noch kennenlernen, und doch viel mir der Abschied aus Lima diesmal nicht sehr schwer. Die letzten Tage musste ich eine, diesem feuchten und kühlen Winterwetter in Lima geschuldete Erkältung auskurieren, meiner Ersten auf der mittlerweile dreijährigen Reise durch Südamerika. Ich war wirklich hundeelend beieinander, Die Nase knallrot und aufgerissen wegen der unablässigen Verwendung rauer Taschentücher.
Als ich die Stadt verließ, war das Wetter besonders trist, ich freute mich auf die sonnige Halbinsel Paracas. Die Halbinsel ist bekannt für seine zerklüftete, felsige Wüstenküste, viele Vogelarten nisten hier und mir gefällt es, die rauen und nicht sehr gesprächigen Fischer bei der Arbeit zu beobachten.
Die Biodiversität ist eine der höchsten in der südamerikanischen Küstenwüste, die sich bis Chile hinunterzieht, mehr als 1500 verschiedene Arten wurden hier katalogisiert, davon 317 verschiedene Algenarten, 217 verschiedene Vogelarten, 168 Fischarten, dazu dutzende Säugetiere, Reptilien und Insekten.
Ich hoffe, ich muss mich nie in so ein Taxi setzten, wie die, die hier zum Transport der frisch gefangenen Fische benützt werden. Die Sitze umgeklappt, der Laderaum mit einer Plastikmatte ausgelegt und fertig ist der Fischtransporter. Die Fischer schleppten Kiste um Kiste der frisch gefangenen Fische zum Taxi und leerten diese einfach auf die Matte. Circa 500 Kilo Fisch fanden auf diese Weise Platz, der Fahrer kutschierte die teilweise noch zappelnden und umherspringenden Fische anschließend in die Stadt zum Markt.
2 Tage verweilte ich hier, dann zog es mich weiter.
Dünen-Buggy-fahren in den Dünen und Sandboarding, das sind die Hauptbeschäftigungen, denen die leider doch sehr zahlreichen Touristen in der Oase Huacachina bei Ica nachgehen.
Sandboarding, das ist nicht so mein Ding, denn wenn dir bei den häufig passierenden Stürzen der feine Sand unaufhaltsam bis in Ohren, Nase und zwischen die Arschbacken rieselt, ist das nicht das angenehmste. Ich habe darauf eher weniger Bock.
Jedoch kribbelt es bei mir schon, wenn ich das Starten der großvolumigen, amerikanischen V8 Motoren höre, diesen tiefen, kraftvollen Sound, der mit jedem Gasstoß aus den kurzen, ungedämpften Auspuffrohren dröhnt, das ist einfach geil. Unablässig ist den ganzen Tag der Geräuschpegel hoch, da die selbstgebauten Dünenbuggys, die auf einem alten Geländewagenchassis basieren, mit eben jenen V8 ausgestattet und zur Sicherheit mit einem Gitterrohrkäfig umbaut sind, quasi im Minutentakt die Oase verlassen, hinein in Südamerikas höchste Dünenlandschaft.
Hier kommt pures Sahara-Feeling auf, die Dünen sind teilweise weit über 200 Meter hoch. Mit Vollgas geht es die Dünen hinauf, nur um sofort auf der steilsten Seite wieder hinunter zu krachen, Schräg und Kurvenlagen sind meist spektakulär, die Offroad ungeübten Touristen kreischen und schreien wie bei einer Achterbahnfahrt. Amüsant zuzusehen. Mir gefallen die Touren so, dass ich insgesamt 3 Mal fahre, jeweils zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die Preise halten sich eh in Grenzen. 12 Euro für eineinhalb Stunden rumkurven, eine halbe Stunde Sandboarding inclusive.
Ein paar Tage häng ich hier rum, klettere abends auf die elendshohen Dünen für den Sonnenuntergang, das ist Anstrengung pur, du steigst einen Schritt hoch und rutscht quasi 2 zurück, aber der Ausblick ist es wert. Die Oase steht für Abenteuer, Action und Sport, es ist laut und den ganzen Tag steigt dir die benzingeschwängerte Luft in die Nase, für ruhe suchende Naturliebhaber ist die Oase nicht geeignet.
Ruhiger geht’s dafür in den peruanischen Weingütern zu, die in der fruchtbaren Umgebung Icas auf Zehntausenden Hektar Millionen Flaschen Wein und ein hochprozentiges Traubendestillat namens Pisco produzieren. Eines der qualitativ höherwertigen Weingüter ist das Weingut Tacama. Idyllisch gelegen öffnet es seine Pforten auch für Besucher und man bekommt viel Information über den peruanischen Wein und die Herstellung des Pisco erzählt. Dazu bietet das Weingut auch professionelle Räumlichkeiten für Weinverkostungen. Das knapp 300 Hektar große Weingut Tacama wird peruanisch – französisch geleitet, der Standard ist europäisch. 23 Rebsorten werden hier angebaut. Den Besuchern steht auch ein sehr gutes Restaurant zur Verfügung.
Beste Zeit der Weinernte hier wäre rund um den März.
Der Pisco hat eine lange und auch sehr streitbare Geschichte hinter sich, Wie viele wissen, streiten sich Chile und Peru darüber, wer wann wo den Pisco als erster erfunden hat und wo er die höchste Qualität besitzt und am besten schmeckt. Mein persönliches Fazit dazu ist, das Chile die größere Menge, jedoch Peru die bessere Qualität produziert. Ich jedenfalls liebe den peruanischen Pisco Sour.
Hier auf dem Weingut werden jährlich 25000 Liter Pisco produziert, für einen Liter des fruchtigen Destillats werden 100 kg beste Trauben benötigt, der Alkoholgehalt schwankt je nach Destillation zwischen 38 und 48 %
Von Ica verläuft die Panamericana fast schnurgerade durch die Küstenwüste Richtung Nasca, die meisten Reisenden rasen die Straße auch in einem Rutsch durch.
Felipe, mein Mechaniker in Lima hatte mir erzählt, das die Küstenwüste zwischen der Panam und der Küste ein Paradies zum Offroad fahren sei, und es dort auch eine Örtlichkeit gibt, deren Besuch sich lohnen würde.
Der Canon de los perdidos, der Canyon der Verlorenen. Inmitten der Wüste hat sich der nur selten Wasser führende Fluss 65 Meter tief in den Boden gefressen und einen engen Canyon geformt. Von dem kleinen Ort Ocucaje zweigt eine kleine Piste ab, die manchmal mehr oder weniger gut sichtbar 70 km durch die Wüste führt, kein Mensch weit und breit. Am Beginn habe ich mich allerdings erst mal verfahren, da die Piste in keinem Navi verzeichnet ist, auf der Karte endet sie 2 km außerhalb des Ortes. ich lande auf einer kleinen Ranch, der Besitzer fährt für mich einige Kilometer voraus und bringt mich zu dem richtigen Abzweiger, ab dann brauche ich nur noch der Himmelsrichtung folgen.
Der Canyon ist spektakulär, die Zufahrt endet am oberen Ende, jedoch kann man offroadmäßig außen rumfahren und erreicht nach staubigsten Abfahrten den Talboden der Schlucht. Ich habe die Schlucht durchwandert und auch Camping ist kein Problem, da hier niemand ist. Tipp: genug Wasser mitnehmen, da es extrem trocken ist.
Ich war beim Befahren der Wüste etwas nervös, da ich das Vertrauen in den Landy erst wiederaufbauen musste, nach der Reparatur, aber er hat die Wüste als erste Bewährungstour einwandfrei gemeistert.
Leider musste ich die gesamte Strecke wieder zurückfahren, im Süden gibt es keinen Ausgang aus der Wüste, dieser wird durch eine Bergkette versperrt.
Nasca – den Namen und die dazugehörigen Nasca-Linien kennt eigentlich jeder, der schon mal etwas über Peru gelesen oder gesehen hat, Der Bekanntheitsgrad ist fast so hoch wie der von Cusco oder Machu Picchu, deshalb werde ich mich darüber auch nicht auslassen. Wer Interesse hat, kann hier mehr darüber nachlesen.
Bei meiner ersten Fahrt durch Peru in den Norden habe ich mehrfach darüber nachgedacht ob ich hier her fahren soll oder nicht, ich hab’s bleiben lassen, da ich eher wenig persönliches Interesse daran habe, keine Ahnung warum, aber im Gegensatz zu vielen anderen Sehenswürdigkeiten und archäologischen Stätten hatte Nasca einfach keine große Anziehungskraft auf mich.
Da ich auf meiner Südroute entlang der Küste praktisch daran vorbeifuhr, dachte ich „Wenn ich schon mal da bin…“ Der Ausblick vom Aussichtsturm enttäuschte mich, der ist viel zu niedrig, das einzige um die Ausmaße zu erfahren, blieb und bleibt das Flugzeug.
Das ist zwar nicht billig, 90 Dollar musste ich löhnen, dazu die Flughafensteuer. 30 Minuten sollte der Flug dauern. Ich erwischte eine der größeren Maschinen, für 12 Passagiere, aber jeder hatte einen Fensterplatz. Im Slalom kurvte der Pilot mit der Maschine zwischen den Figuren umher, erst rechts, dann links rum, damit beide Seiten einen guten Blick hatten. Der Beobachtungszeitraum war somit relativ kurz, ein paar Sekunden mussten genügen um die Figuren im Gewirr der sonstigen, zahlreichen Linien zu entdecken, mit der Kamera anzuvisieren und zu fotografieren, für eine weitere natürliche Betrachtung blieb da fast keine Zeit mehr. Eigentlich müsste man 2 Mal fliegen, einmal mit und einmal ohne Kamera. Die anderen Nasca Lines sind oft so dominant, das die Figuren, weswegen man eigentlich fliegt, ob deren Größe oft trotzdem klein wirken, oder sich schlecht vom Untergrund abheben. Da die Figuren nicht tief, also wenig dreidimensional sind, bilden sich wenig Schatten, je nach Sonnenstand und Trübe der Luft, sind sie mehr oder weniger gut zu erkennen. Generell sollte anscheinend die Morgenluft am besten sein. Für mich persönlich eher enttäuschend und beim Verlassen des Flugzeuges war ich kurz vor dem Kotzen. Die Slalomfliegerei ist nix für Menschen mit schlechtem Magen.
Viel Interessanter fand ich da schon die Mumien von Cauchilla, einige Kilometer südlich von Nasca. Hier wurden vor hunderten von Jahren Menschen in der trockenen Wüste bestattet, die auf Grund des Klimas mumifizierten. Vor 20 Jahren wurden Grabstätten - Gruben gemauert, die Mumien hineingesetzt und mit einem Sonnenschutz versehen. Der Ort ist schräg, beim Durchwandern der Gräber schauen einen die Mumien an, es wirkt als würden sie einem zulächeln. Campieren ist hier möglich, da kann man schon mal am Friedhof Testschlafen.
Südlich von Nasca, auf dem Weg nach Arequipa befuhr ich eines meiner persönlichen Highlights Süd Perus, den Canyon de Cotahuasi.
Tipp für Unterwegs: das Dorf Yauca, direkt an der Panam gelegen. Hier wachsen die besten Oliven Perus, daraus wird natürlich das beste Olivenöl Perus gepresst. Preisgünstig. Wer das Glück hat, hier zur Ernte durchzukommen, hat die Möglichkeit eine Presse zu besichtigen.
Anders als sein südlicher Nachbarcanyon, der Colca, wird der Cotahuasi auf Grund seiner Abgeschiedenheit sehr wenig besucht, wahrscheinlich fahren 98 % nach Colca und nur 2 % nach Cotahuasi. Er soll nochmal 170 Meter tiefer sein, das fällt bei rund 3300 Metern Tiefe aber nicht wirklich ins Gewicht, für mich ist er generell spektakulärer, schon auf der Anfahrt passierte ich sehenswerte Orte, das Flusstal bietet erst mal einen frischgrünen Kontrast zur ockerfarbigen Wüste, über allem thront der Cerro Castillo, ein Berg, der durch Wind, Wetter und durch die zwar seltenen, aber doch heftigen Regengüsse geformt ist, wie eine zerlaufene Sandburg, nur das die Türme dieser Burg mehrere hundert Meter hoch sind. Die Straße führt von hier in wenigen Kilometern von 600 auf über 4700 Meter hinauf, atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes. Oben angekommen passierte ich das imposante Gipfelmassiv des 6425 m hohen Coropunas, einem Vulkan, dessen 4 Gipfel durchgehend Gletscherbedeckt sind.
Über dem Cotahuasi Canyon erhebt sich der 6100 m hohe Nevado Sulimana.
Um in den Canyon zu kommen, gibt es 2 Straßen, ich entschied mich die alte, unbefestigte Straße nach unten zu fahren und später die gute neue nach oben.
Die Alte führt eng, steil und extrem staubig nach unten, durch alle Ritzen drang der Zementfeine weiße Staub in den Landy. Am Aussichtspunkt Mirador Balneario Condor können die riesigen Vögel beobachtet werden, allerdings ließ sich keiner Blicken. Während der gesamten Abfahrt schweift der Blick durch das Tal mit den vielen landwirtschaftlichen Terrassenfeldern. Die verlief über ein Seitental durch den Ort Tora, ich erreichte das Haupt Tal (2000 bis 2500 m) am Spätnachmittag, die Sonne versank gerade hinter den Berggipfeln und tauche den Canyon in ein oranges Farbenspiel. Eine Genuss Fahrt durch die steile, farbenprächtige Schlucht, genau zur perfekten Tageszeit.
3 Tage verbrachte ich in der Schlucht, kleine Dörfer besuchend, die Menschen sind teilweise scheu, aber sehr freundlich. Es wird viel Landwirtschaft betrieben, sie ist auch hier praktisch die einzige Einnahmequelle der Bevölkerung. Insgesamt ist die landwirtschaftliche Nutzfläche aber um einiges weniger als im Colca, dafür ist die Schlucht hier steiler und farbenprächtiger. Einige Termen laden zum Besuch ein, nach anstrengender Fahrt sprang ich in das 38 Grad warme Wasser der Terma Luchio bei Alca.
Tipp: in den Bildern findet ihr eine Karte mit allen Sehenswürdigkeiten des Canyons.
Eines der absoluten Highlights im Canyon de Cotoahuasi sind die Wasserfälle von Sipia. Der Fluss verengt sich extrem schmal und fällt in 2 Kaskaden über 100 Meter in die Tiefe. Die Wassermassen rauschen mit großem Getöse durch die engste Stelle der Schlucht. Mehrere Aussichtspunkte geben den Blick frei in die Tiefe. Ich wollte gar nicht mehr weg. Ich traf eine peruanische Familie, sonst niemanden.
360 Kilometer trennten mich von hier und der Stadt Arequipa, es war eine der längeren Fahretappen. Ich kam aber gut durch und ich checkte frühabends im Hotel Mercedes ein.
Arequipa ist für mich eine der schönsten Städte Perus, ich wollte hier länger bleiben, auch, weil für die nächsten 2 Wochen mehrere Veranstaltungen angesagt waren, die Stadt feierte seine Stadtgründung.
Da dies auch hier mein 2. Besuch war, verweise ich für Details auf den Reisebericht meines ersten Aufenthalts.
Fotografisch hat Arequipa viele Motive zu bieten, eine gute Testmöglichkeit für ein neues Spielzeug, das ich während meines Ersatzteil-Beschaffungsaufenthalts vor ein paar Wochen von Zuhause mitgebracht hatte, ein Panoramakopf für mein Stativ. Um fehlerfrei zusammengesetzte Panoramas zu erstellen, ist es wichtig, die Kamera um den sogenannten Nodalpunkt zu drehen, das neue Zubehör für mein Stativ ermöglicht dies. Weiteres will ich ein bisschen mehr als bisher mit HDR Fotos experimentieren.
Am 15. August fand auf der Avenida Independencia die große Parade zum Tag der Stadtgründung von Arequipa vor 476 Jahren statt.
Die Avenida war gesäumt von zehntausenden Besuchern, da die Parade den ganzen Tag dauerte, waren überall Stühle aufgestellt. Diese waren früher kostenlos, seit heuer kostenpflichtig, Die erste Reihe war am teuersten, 35 Soles, das ist für einen einfachen Peruaner ganz schön viel Geld. Die weiteren Reihen kosteten abgestuft etwas weniger, ich wollte natürlich einen Platz ganz vorne, also kaufte ich für die knapp 11 Euro einen Sitzplatz in der ersten Reihe. 20 Minuten später entstand just genau in dem Sektor, in dem ich saß ein Tumult, weil eine größere Gruppe vorwiegend indigener Peruaner es nicht akzeptieren wollte, dass sie für etwas bezahlen sollten, das sie als ihr Grundrecht ansahen, weil es bisher nie etwas kostete. Sie brachen die Absperrung auf, es wurde handgreiflich, die aufgestellten Stühle wurden nach hinten geworfen und sie besetzten den Platz mit ihren eigenen Hockern. Die Verkäuferinnen lieferten sich mit den Indios schreiende Wortgefechte, die Polizei wurde eingeschaltet, diese griff allerdings bis auf ein paar beruhigende Worte nicht ein. Das Resultat war jedenfalls, das ich meinen Platz verlor, weil sie genau vor mir die Absperrung durchbrachen und ich weggeschoben wurde. Ich bekam von der Verkäuferin einen neuen Platz, es tat ihr leid, aber die restlichen Plätze in der ersten Reihe waren schon besetzt, ich musste in die 2. Reihe. Leider ein Nachteil zum Fotografieren. Dafür waren die Peruaner, die neben mir saßen sehr nett und fütterten mich den ganzen Tag über mit Sandwiches und Cola.
Der Umzug selbst war sehr farbenprächtig, Tanzgruppen, die auch aus den Nachbarländern Chile, Argentinien, Paraguay, Bolivien und Kolumbien stammten, wechselten sich mit Musikgruppen ab, Große Lastwagen wurden von Firmen zu diversen Mottos geschmückt, meist stand eine Schönheitskönigin ganz oben und tanzte zur Musik. Die Menschen jubelten, die Stimmung war feucht-fröhlich, alle waren dabei, von der Motorradgang bis zu Oldtimern, für eine Baufirma tanzte ein männlicher Stripper mit Bauhelm auf dem Truck, die Karawane war nicht endend, bis in den Abend hinein. Auf Nachfrage erfuhr ich, das mehr als 15000 Teilnehmer an dem Umzug teilnahmen.
Zum Fotografieren suchte ich nochmal das Kloster Santa Catalina auf, das dienstags und donnerstags auch bis 20Uhr geöffnet ist, ein bisschen spielen mit den Abendaufnahmen.
Die am Umzug teilnehmenden Tanzgruppen waren auch eingeladen, an einem großen mehrtägigen Tanzwettkampf ihre Tänze aufzuführen, neben den vorher genannten Nationalitäten Südamerikas waren auch Gruppen aus Polen, der Türkei und Ägypten mit dabei. Aus Peru nahm je eine Gruppe aus je einer Provinz des Landes teil.
Veranstaltungsort des Wettkampfes war das Coliseo, einer relativ modern ausgebauten Halle in runder Form eines Kolosseums. Als ich aus dem Taxi stieg war die Warteschlange am Eintritt bereits 100 Meter lang, ich habe mich dadurch nicht mehr umgesehen, sondern sofort angestellt. Nach 10 Minuten erreichte ich das Tor und an den Menschen vor mir erkannte ich, dass alle eine Eintrittskarte vorzeigten, das es hier keine Bezahlmöglichkeit gab. Wo war die Kassa? Ich hatte keine gesehen. Nochmal wo anstellen? Die Motivation war nicht gerade hoch. Ich kam an die Reihe. Ich hielt ihm einen Geldschein unter die Nase und fragte, wie hoch der Eintritt sei und ob ich bei ihm zahlen könnte. Kurz war er überfordert, dann sah er mich an und fragte ob ich alleine sei. „Si“ sagte ich. „Bienvenidos“ – Willkommen, antwortete er mir und ließ mich ohne Bezahlung eintreten. Tolle, nette Menschen. Da sag ich nochmal Danke.
Leider war die Halle während der Tänze sehr dunkel gehalten, es war schwierig zu fotografieren. Ein paar Tage später kam ich aber bei einer Veranstaltung an der Plaza doch noch sehr nahe ans Geschehen.
Eines Tages fuhren Willi und Eva aus Steyr auf den Platz, die Freude war groß, denn Landsleute aus Österreich trifft man nicht so oft unterwegs. Es bot sich an, das wir zusammen zum nächsten großen Event der Stadt fuhren, nach Socomayo. In einer staubigen Arena dieses Vorortes sollte ein großer Stierkampf stattfinden. Wer den spanischen Stierkampf kennt, der weiß, dass solche Kämpfe nicht jedermanns Geschmack sind und falls der Stier nicht mal das Glück hat, den Torrero auf seine Hörner zu bekommen, endet ein solcher Kampf normal mit dem Tod des Stieres. In heutigen Zeiten des Tierschutzes hat sich das Image solcher Kämpfe mittlerweile in den meisten Ländern ins Negative gewandelt.
Vor 2 Jahren durfte ich einem Stierkampf in Paraguay beiwohnen, die Torreros waren Clowns und mit den Stieren wurde nur gespielt, alle verließen die Arena unverletzt und lebend.
Deshalb war ich schon interessiert, wie das hier in Peru abläuft. Am Eingang bekamen wir ein Programmheft in die Hand gedrückt, beim Durchblättern stellten wir fest, dass es an diesem Tag 12 Kämpfe geben sollte, jedoch nicht mit einem Torrero sondern Stier gegen Stier.
Die Stiere hatten imposante Namen, wie Matador, Rey Manolo, el Mejicano oder Indio Diabolo.
Das Stadion füllte sich rasch, rundherum wurde Essen und Bier verkauft, Eisverkäufer zwängten sich zwischen den Sitzreihen durch die Menge, hinter der Arena waren die Stiere angepflockt und konnten besichtigt werden. Die Besitzer tätschelten die Stiere, die Gehilfen schärften die Hörner.
Der erste Kampf: Die Besitzer führten ihre Stiere jeweils am gegenüber liegenden Eingang in die Arena, in der Mitte trafen sie zusammen. Die Stiere wurden genau gegenüber platziert, die Stricke von den Hörnern gelöst. Die Kampfrichter besichtigen die Stiere und warten bis diese loslegten und aufeinander zu donnerten. Dies erwies sich oft als langwieriges und auch langweiliges Unterfangen, denn die Stiere waren erst nicht motiviert. Irgendwann rappelte es bei einem und er ging in den Angriff über, die Schädel krachten aufeinander und dann standen sie wieder ohne Regung da.
Der Stier griff wieder an und schob den anderen quer durch die Arena, der Kampf war beendet. Die Besitzer feuerten ihre Stiere an und mussten manchmal von den Kampfrichtern zurückgezogen werden, am liebsten hätten sie sich glaub ich auf den Stier gesetzt und ihm die Sporen gegeben.
Die nächsten Kämpfe verliefen ähnlich, mal waren die Stiere etwas kleiner oder größer, die Gewichtsklassen schwankten zwischen 400 und 650 Kilogramm. Wie beim Boxen war es auch hier so, dass die Schwergewichtsklasse am langweiligsten war. Na mit dem Gewicht bewegt man sich halt nicht mehr gerne. In einer Situation leckte der eine Bulle dem anderen mit der Zunge übers Gesicht statt zu kämpfen. Der Besitzer war wütend, die Menge lachte und grölte.
Manchmal waren die Kämpfe agiler und ein Stier schob den anderen durch die Arena, es ging hin und her, es dauerte selten mehr als ein paar Minuten, manchmal lief ein Stier weg, dann war der Kampf beendet.
Im Endeffekt waren die Kämpfe nichts Anderes als normale Rangordnungskämpfe, wie sie innerhalb einer Gruppe oder Herde in jeder Tierart stattfinden, vom Hirsch bis zur Gämse etc.
Es gab nur leichte Verletzungen, alle 24 Stiere der 12 Kämpfe haben die Arena auf eigenen Beinen und lebendig verlassen.
Doch auch hier war für mich der Zeitpunkt gekommen um aufzubrechen, denn meine Aufenthaltserlaubnis in Peru war am Ablaufen, ich hatte nur noch eine Woche in dem schönen Land.
Da ging das Tor des Parkplatzes auf und Edda und Helmut fuhren ein. Welch eine Freude, wir standen zusammen in Ecuador auf der Finca Sommerwind. Ich mochte die Beiden gut leiden, deshalb war die Wiedersehensfreude groß. Da die Beiden ebenfalls nach Süden unterwegs waren, beschlossen wir zusammen zu fahren. Erst aber bleib ich doch noch einen Tag in der Stadt. Wir verabschiedeten uns aus Arequipa und Peru mit einer Pisco Verkostung im Pisco Museum, und einem grandiosen Steak vom Alpaca im ZigZag Restaurant, das zu Recht als eines der Besten in der Stadt gilt.
Am nächsten Morgen kurvten wir über die Küstenstraße nach Ilo, wo wir noch einmal am Strand übernachteten und weiter zur Grenze, überquerten diese problemlos und sind ab jetzt Chilenos.
Adios amigos! Adios Peru, hasta que en algún!
Schade, dass die Zeit in diesem wunderbaren Land so schnell zu Ende ging.
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