Brasilien der Süden Teil 3 Küste & Trece Tilias
Ich verbrachte viel Zeit mit Martin, der mir ein paar Tipps für meine Weiterreise gab. Bei einer kleinen Unterhaltung mit einem Pärchen denen die Kamera hier am Campingplatz gestohlen wurde, lerne ich Alexandre aus Novo Hamburgo kennen, auf dem Foto der mit dem Vollbart, und Julian, ein Brasilianer aus Rio, 62 Jahre alt. Er spricht Deutsch, weil er einige Jahre dort gelebt hatte. Sein Hobby ist Gleitschirm fliegen. Er fragte mich und Alexandre, ob wir ihn nachmittags begleiten wollen, wenn er sich die Absprungplätze zum Fliegen anschauen geht.
Wir sagten zu, wir konnten auch nicht ahnen, was uns heute noch bevorstand.
Wir fuhren mit Alexandres Auto zum ersten Berg, schauten vom Mirador auf die Stadt hinunter und gingen dann zur Rampe. Der wind kam böig und von der falschen Seite, Julian bat Alexandre zum anderen Berg an die Küste zu fahren. Dort schaute ihn die Lage besser an, der Wind blies von Nord, er öffnete seinen Schirm, um ein Gefühl für den Wind zu bekommen. Nach einigem hin und her startete er plötzlich. Er wollte eigentlich auf dem Strand in Richtung Norden vor uns landen.
Doch der Wind trieb ihn nach Süden. Er war unruhig in der Luft, wahrscheinlich passte irgendwas nicht ganz. Ein paar Km weiter ging er sehr schnell hinter einem Hügel runter. Wir warteten ein paar Minuten und dachten er wird gelandet sein. Ich sagte zu Alexandre, komm, wir gehen dort rüber auf den großen Hügel, vielleicht können wir von dort hinsehen wo er gelandet ist. Ich packte seine restlichen Utensilien ein, Geldbörse, Handy, Kompass, sein Funkgerät – er war so plötzlich gestartet, er hat einen Teil seiner Sachen hier gelassen. Wir marschierten einen kleinen Pfad entlang, gingen später auf den Hügel rauf, es war alles so dicht bewachsen, das wir nicht weiter südlich kamen. Wir stiegen immer weiter rauf, und hörten auf einmal das Geräusch eines Hubschraubers aus südlicher Richtung. Er war so tief, das wir ihn nicht sehen konnten. Das Geräusch bewegte sich etwas nördlich und verstummte dann. Ab jetzt machte ich mir meine ersten Gedanken, dass da irgendwas schiefgelaufen war. Einige Minuten später kletterten wir auf einen Felsen, und von dort sahen wir runter zur Küste. Auf einigen Sträuchern lag groß und breit sein roter Gleitschirm. Wir sahen aber Julian nicht. Wir schrieen seinen Namen, aber es war zu weit weg.
In einiger Entfernung von der Stelle entdeckte ich einen Felsen mit ein paar Fischern. Ich sagte zu Alexandre „komm, gehen wir dort runter, die haben sicher gesehen, was passiert ist, die hatten Blickkontakt.“ Es kostete uns eine Zeit den Hügel wieder runterzulaufen. Kurz bevor es um die Klippen ging, kamen und 2 Leute entgegen. Wir fragten sie, ob sie was gesehen hätten und sie sagten, das ein Mann mit Gleitschirm abgestürzt sei, Er lebt, ein Fischer hat die Rettung verständigt.
Das war der Hubschrauber, den wir gehört haben. Durch den starken Wind konnten sie ihn nicht direkt bergen, sie landeten und schlugen sich zu Fuß zu ihm durch.
Wir folgten der Spur, wir schlossen schnell auf, da sie sich den Weg erst mit der Machte freischlagen mussten. Als wir ankamen, haben sie ihn gerade auf ein Tragegestell gelegt und ein Stück nach oben gezogen. Wir halfen mit, genauso wie der Fischer, der angerufen hat. Es war Schwerstarbeit über das unwegsame Gelände. Fast eine Stunde bis zum Hubschrauber. Er war bei Bewusstsein, bekam aber keine Luft und hatte große Schmerzen im Brust und Bauchbereich. Der Major der Rettung bat mich, die Rettung mit meiner guten Kamera mit zu dokumentieren, und ihm dann die Fotos zu geben. Ok.
Hier im Bericht habe ich nur ein paar Fotos verwendet, auf denen er nicht direkt zu sehen ist.
Beim Hubschrauber wurde er dann ärztlich Hand angelegt und er wurde für den Flug vorbereitet.
Ich wollte erst seine Sachen weitergeben, die ich in meiner Tasche hatte, Sie haben sich die Daten notiert und uns gebeten, alle seine Sachen, den Rucksack, den Gleitschirm und alles was er bei sich hatte zum Campingplatz zu bringen. Im Helikopter war sowieso kein Platz. Sie bedankten sich für die Hilfe und flogen ab. Wir schleppten alles über 2,5 Km über unwegsames Gelände zum Auto zurück und fuhren heim. Dort versperrten wir alles im Büro des Campings.
Ich versuchte 2 Mal Julian im Krankenhaus zu besuchen, 2 Mal wurde ich nicht eingelassen. Über das Office des Camping (inzwischen traf seine Familie ein und hat seine Sachen geholt) erfuhren wir, das er Glück gehabt hat und es überstehen wird. Ich wünsche ihm eine gute Besserung und das er in Zukunft vorsichtig ist.
Julian, falls du das irgendwann mal liest, du hast ja meine Karte, melde dich bitte, mich würde interessieren, wie alles ausgegangen ist, und ich habe die Fotos für dich. Leider konnte ich dich nicht besuchen und auch den Stick mit den Bildern wollten sie an der Pforte des Krankenhauses nicht annehmen und dir weitergeben. –das verstehe ich nicht -
Der nächste Tag lief etwas gedämpft ab, es regnet auch. Ein Mittagessen mit Martin und einem Freund, Fisch und Meeresfrüchte, dazu ein Bier. Nachmittag ausruhen, war ja doch etwas geschafft vom Vortag. Es ist leider nicht jeden Tag Sonnenschein. Das Leben geht aber trotzdem weiter.
Tags darauf gab es noch einen kleinen Grillabend zum Abschied. Martin und sein Freund grillten, Paula aus Kolumbien machte eine leckere Guacamole. Ein Freund spielte Gitarre.
Die Nacht war kurz. Um 8 Uhr früh musste ich bei TopCar – dem Landrover-Händler in Florianopolis sein. Wasser aus dem Kühlsystem ablassen, durch Kühlflüssigkeit ersetzen, Steuergerät auf Fehler prüfen, nebenbei ein paar Kleinigkeiten wie Kardanwellen abschmieren und Achskugeln nachfetten. Die abgerissenen Schmutzfänger durch andere ersetzt, Sie hatten ein paar Gebrauchte rumliegen, die haben sie mir geschenkt. Und 10 % Rabatt gab’s zum Schluß auch noch. Dafür haben sie aber eh einen sehr hohen Preis hier.
Auch interessant hier in Florianopolis sind die Formel1 Ampeln. Beim runterlaufen der roten Lichter kann man schon so richtig Gas geben, bis auf Grün umschaltet.
Nach einem Stadtrundgang fuhr ich dann weiter über Porto Bello nach Bombinhas. Dort verbrachte ich einen Tag am Strand, Camping 1 Meter neben dem Wasser. Dazu gab es einen netten Spazierweg an die Klippen.
Auf dem Weg nach Blumenau hatte ich meine erste Polizeikontrolle – weil ich nicht angeschnallt war-. Er sah sich das Auto an, rätselte an den deutschsprachigen Dokumenten rum (ich hatte meine Internationalen Dokumente hinten im Tresor). Ich verstand schon, das er danach fragte, aber ich dachte das geht auch so, ohne zusätzlichen Aufwand. Ich sagte immer No Entiendo – verstehe nicht.
Dann ließ er mich fahren ohne etwas zu kassieren.
In Blumenau schlief ich in einer kleinen Pousada, einer kleinen Pension. Der Camping ist sicher schön, aber 20 Km außerhalb der Stadt. Ich wollte auch mal abends unterwegs sein, da war mir übernachten im Zentrum lieber. Brigitte – die Chefin – spricht deutsch, das Haus steht an einem Hügel mit Blick über einen Teil der Stadt.
Ich laufe den ganzen Tag hier rum, schaue mir die alten Häuser an, lasse meine Kamera bei ZoomTec, reinigen, da ich Flecken auf den Fotos hatte. Zoomtec ist mitten im Zentrum, das ganze Zentrum ist leicht zu Fuß ergehbar. Während ich ohne Kamera unterwegs war, lernte ich den Direktor des Kunstmuseums kennen, und führte eine nette Unterhaltung. Dann hole ich die Kamera, 17 Euro für einen Komplettservice, incl. 3 Monate Garantie. Dann ging ich die Runde nochmal, diesmal zum Fotografieren und Abends ging ich dann in die Vila Germania, das deutsche Dorf. Dort findet immer das Oktoberfest statt, das 2. Größte Bierfest der Welt. Momentan wird dort für den Adventmarkt aufgebaut. Im dortigen Wirtshaus esse ich ein Oktoberfest-Brathendel und trinke ein Eisenbahn-Bier.
Die halbe Nacht unterhielt ich mich dann noch mit Brigitte, die auch einige Informationen über interessante Reiseplätze beisteuern konnte.
Am nächsten Morgen genoß ich ein schönes Frühstück auf der Terrasse mit Blick über die Stadt.
Ich besuchte dann noch das Biermuseum und die Kathedrale, die hatte am Vortag wegen Malerarbeiten geschlossen.
Von Blumenau ist es nicht weit nach Pomerode, die deutscheste Stadt in Brasilien. Die Einwohner kamen für über 150 Jahren aus Pommern hierher. Gleich an der Tourist Info traf ich 2 nette Mädels, die mir mit Freude über ihre Stadt erzählten. Zum Übernachten fuhr ich zum Parque do Eventos.
Dort ist immer bewacht und sie lassen öfters Reisende hier kostenlos stehen. Man kann die Sanitäreinrichtungen der Sporthalle benutzen.
Heute erfahre ich im Internet, das ich ein Fußballticket erhalten habe. Ich muss im Juni nach Manaus an den Amazonas fahren, Spiel D3 –D4. Hab mir gleich ein günstiges Hostel gebucht.
Der Ort selber ist schnell besichtigt, ich fahre raus in die Fachwerkstraße. Hier stehen noch einige schöne alte Häuser. Ich sehe ein Schild „Naturlehrpfad“. Ich folge der Straße, verfahre mich, ein Mann sagt mir den Ausgangspunkt. Dort angekommen treffe ich auf Robert. Er und seine Frau – die gerade frischen Brombeersaft bringt – haben hier auf ihrem Grund einen Pfad durch den Dschungel angelegt, bis zu einem Wasserfall. Er lädt mich ein auf einen Saft zu bleiben. Muss aber dann arbeiten. Wir machen für nächsten Tag 8 Uhr früh aus den Weg zu gehen. Dann fahre ich zu Wunderwald, einem Restaurant, das für deutsche Küche bekannt ist, und genieße dort eine der zartesten Enten, die ich je gegessen habe. Der Wirt ist nett, und stellt auch gleich eine Österreich-Fahne auf den Tisch. Nach einigen Unterhaltungen fahre ich dann auf den Morro Azul –den blauen Berg. Sehr steil, aber eine tolle Aussicht über die Umgebung. Auf der Rückseite wieder runter, über Timbo nach Rio dos Cedros. 35 km über eine Piste später erreiche ich den Lago Pinhal, einen großen Stausee mit 18 Mill. m3 Wasser. Die Strecke bietet immer wieder schöne Ausblicke über die Hügellandschaft.
In Pomerode haben sich durch die Auswanderer und die Sprache auch einige Deutsche Firmen angesiedelt. Zb. Rexroth Bosch, Netsch, Andritz aus Österreich.
Pünktlich um 8 Uhr früh komme ich bei Robert an. Er ist schon bereit mit Gummistiefel und Machete.
Wir gehen den 1,8 Km langen Weg langsam an und stoppen oft für interessante Informationen zur Natur. Welche Bäume kann man für was verwenden. Bäume mit Luftwurzeln, die sich hervorragend für Gehstöcke eignen. Welche Pflanzen man essen kann, eine Bananenart, deren Kerne früher für Schrotpatronen verwendet wurden, Bäume mit Warzen, die dann Schweine oder Hundetitten heißen. Brennesseln, deren Blätter ein Vielfaches größer sind als eine Hand Über Brüllaffen, die man nicht ärgern sollte. Speziell in der Zeit, in der sie die Kleinen aufziehen. Kommt man ihnen dann zu nahe, scheißen sie sich in die Hand und werfen damit. Soll extrem stinken. Der Wald weiter oben am Berg ist noch Primär-Urwald. Es gibt viele Vögel hier, auch Tukane. Die Familie hat viel Grund hier, als die Deutschen hier ankamen, bekamen alle ein Grundstück das 1,3 Km lang war und einige hundert Meter breit. Heute muss ein Landwirtschafts-Grundstück mindestens 20000 m2 haben. Kostet ca. 40000 Euro. Nebenbei stellen wir fest, dass das blonde Mädl von der Info seine Tochter ist.
Zurück am Hof lerne ich seinen Schwiegervater und seine Familie kennen.
Von hier fahre ich weiter nach Corupa. Die Rota do Cachoeiras führt durch riesige Bananenplantagen. Nach endlosen Kurven erreiche ich den Parkplatz, der Ausgangspunkt zur Wanderung zu einem 125 m hohen Wasserfall, dem Cachoeira Salto Grande. Der Weg ist einfach 3 Km lang und führt an 13 Wasserfällen vorbei, von denen die meisten für sich alleine schon sehenswert sind. Nach 3 gemächlichen Stunden und einigen hundert Höhenmetern ist dann der Hauptfall erreicht. In einigen der Fälle kann man auch baden. Dann sollte man einen vollen Tag einplanen. Ein Camping ist auch in der Nähe. Den ich aber nicht genutzt habe.
In Joinville hab ich an einer Petrobas Raststelle an der BR 101 geschlafen. Wenn man nicht tankt, nehmen sie 5 Reais für eine heiße Dusche. Mitten unter den Truckern wird es auch nicht fad, ich komm spät ins Bett. Die Stadt ist groß, so groß wie Köln, aber das Zentrum von Joinville ist schnell angeschaut, es gibt auch einen Aussichtsplatz, der gerade Baustelle ist. Ich wollte eigentlich mit dem Ausflugsschiff durch die Bucht fahren, aber durch die schlechte Ausschilderung erreiche ich den Pier um 3 Minuten zu spät, sehe das Schiff noch von hinten. Stelle aber später fest, dass die Fahrt mit diesem Schiff sowieso zum Sparen ist.
Ich fahre dann weiter nach San Francisco do Sul, einer Stadt, die ein sehenswertes altes Zentrum hat. Unterwegs kaufe ich noch ein leckeres Bratendl. Am Sonntag gibt’s überall Stände die Fleisch und Hendl verkaufen. Mit Ausblick über die Bucht esse ich mein Hendl und schlendere dann durch die Stadt. Im Zentrum ist ein Mercado, dort ist ein Lokal dabei. Die Terrasse voll – mit den Passagieren des Schiffes. Die legen hier an und essen Mittag. Ich bin auch hier, auch ohne Schiff. Die müssen dann wieder weg, ich nicht. An einem Tisch sitzt ein älterer Mann alleine. Ich frage ob ich mich setzen darf. Der Mann ist Deutsch-Brasilianer und heißt Kurt. Lebte über 40 Jahre in München. Und einer der Kellner hat auch in München gearbeitet, fängt nächsten Monat in der neuen BMW Fabrik in Joinville in der Logistikabteilung an. Er jobbt hier nur übergangsweise. Er ist zurück in Brasilien, weil er auf Urlaub zum Karneval in Rio gefahren ist und hier seine zukünftige Frau kennengelernt hat. Kurt ist in Pension und verbringt die Winter hier und die Sommer in Deutschland.
In Brasilien gibt es sehr hohe Importzölle. Das haben sie zum Schutz der heimischen Wirtschaft eingeführt. Die Importzölle verdoppeln die Preise, Zoll ist 100%. Das zwingt viele Firmen dazu hier Fabriken zu bauen. So wie BMW. Dann können sie die Autos hier zum normalen Preis verkaufen, und schaffen Arbeitsplätze.
Nach einem unterhaltsamen Nachmittag ist es dann nicht weit nach Enseada an den Strand zu Tony Camping. Dort verbringe ich wieder mal einen Tag am Strand und pflege mein Auto ein bisschen.
Von hier geht’s jetzt nach Treze Tilias – dem österreichischen Dorf. Ich starte früh, muss noch mal in das Lokal beim Mercado, meine Wäsche vom Waschen holen. Die Frau vom Chef hat das übernommen, nachdem meine Frage nach einer Wäscherei in der Umgebung keinen Treffer brachte.
Vorher liegt aber noch das alte Fort mit den Kanonen auf dem Weg, das auch noch besichtigt werden will. Von dem Hügel ganz außen an der Insel konnte man die gesamte Bucht überwachen und mit den Kanonen jedes feindliche Schiff bekämpfen. Schön ist hier der Unterschied zwischen alten und neueren Geschützen sowie deren Munition zu sehen.
Leider ist von den Chefitäten noch keiner da und ich muss mindestens eine Stunde warten. Die Zeit verbringe ich im Museum des Meeres, das eigentlich ein Museum der Schiffe ist. Sehenswert.
Dann hole ich meine Wäsche und fahre zur Fähre auf die andere Seite, nördlich, denn ich will den Großraum Joinville umfahren. Ich bin jetzt spät dran, die Fähre über die Bahia de Babitonga geht um 11 Uhr. Die Nächste 2 Stunden später. Ich erreiche den Anleger um 11.02. Die Fähre hat abgelegt. Sie sehen mich und fahren noch mal zurück. Das würd es bei uns nicht geben.
Dann höre ich hinter mir „Was machen denn die Österreicher hier?“ Ich dreh mich um und Carmen und Klaus stehen hinter mir. Die Beiden leben in Joinville. Klaus ist Pensionär und unterrichtet Bogenschießen. Sie wollen nach der Überfahrt – und mit der Fähre fährt man wesentlich billiger als mit dem Ausflugsschiff durch die gleiche Bucht- in ein ihnen bekanntes Fischrestaurant Mittagessen gehen. Ich sage spontan zu, auch mitzugehen. Denn wenn jemand ein Lokal kennt und öfters hingeht, wird’s auch gut sein. So war es auch. Sie haben mich dann eingeladen. Danke, war wirklich lecker. Und wenn ich wieder mal da bin, kann ich jederzeit zu ihnen kommen.
Das Lokal mit eigenem Pier in Laranjeiras -26.248363 S -48.699348 W
Ich umfahre dann die Stadt auf einer staubigen Piste und über die 101, die 280 und die 116 über Bento do Sul erreiche ich die Mautstation nähe Monte Castelo. Ich beschließe dort zu übernachten, da es schon spät ist. Unter Tag bin ich ja mehrfach hängengeblieben. Ist aber egal, schlafen kann man überall und solche plätze bieten einen sicheren Parkplatz, daneben eine Ambulanz Notfallstation. Dort gibt supersaubere Duschen, so modern hatte ich das Badezimmer noch nicht in Brasilien. Gratis WIFI, Nette Leute, alles da.
Über eine Hügellandschaft erreiche ich Fraiburgo, das Apfelanbauzentrum hier. Eine geschäftige, wachsende Stadt, eigentlich nur Wohnhäuser und Agrarfirmen.
Eine Stunde später erreiche ich dann mein Ziel, Treze Tilias. Dreizehn Linden.
Die Stadt wurde vor 80 Jahren von einer österreichischen Auswanderergruppe und Leitung von Andreas Thaler gegründet. Es ist eine sehr schöne nette Stadt, mit einer Umgebung, wie wir sie auch zu Hause haben könnten. Es gibt Wasser mit guter Qualität und das Land ist für die Landwirtschaft gut geeignet. Thaler hat sich Plätze in Argentinien, Chile und Brasilien angeschaut. Und hat sich für hier entschieden. Ich gehe Mittagessen ins Hotel Tirol und nach der Stärkung erkunde ich die Stadt. Die Kirche mit Friedhof, einige alte Häuser, den Park zwischen Kirche und Rathaus und den Einwanderer Park mit der Rot-Weiß-Roten Brücke und einer Insel mit den Fahnen der 9 Österreichischen Bundesländer. Es gibt eine Therme hier, eine Molkerei wurde aufgebaut und das österreichische Konsulat ist hier. Dann besuche ich das Museum Andreas Thaler, dem Stadtgründer. Dort werde ich dann von einem Mädl angesprochen, die sich als Reporterin des örtlichen Radiosenders herausstellt. Ich muss mit Ihr zu einem Interview. Wir gehen dazu wieder in die Tourist Info, da sie selbst kein deutsch spricht und wir einen Dolmetscher brauchen.
Nachmittags genoss ich dann hausgemachtes Eis im Café 2er Schwestern. Wir unterhalten uns lange über Desserts und Eisproduktion. Dann wurde es Zeit, meinen Übernachtungsplatz aufzusuchen, das Camping Felder. Die Frida führt das Restaurant und Camping Felder, das früher das Freibad des Ortes war noch immer mit 77 Jahren. Ihre Tochter Veronika ist zu besuch, die in Vorarlberg lebt. Die 3. Im Bunde ist Hermine Felder, ich glaub Cousine oder Schwägerin. Und Erwin.
Bei einer Runde Mate –Tee erfahre ich viel Interessantes über den Ort und das Leben hier. Ich wollte noch eine Runde in die Stadt gehen, Hermine wollte nach Hause gehen, da hat sie mich auf Bier und Jause eingeladen. Sie und ihr Mann – Japanischer Abstammung – haben 8 Jahre in Deutschland gelebt.
Am nächsten Tag erzählt mir Frida den ganzen Vormittag alte Geschichten über die Schwierigkeiten in der Aufbauzeit, über Pfarrer Küng, der sich auch politisch engagiert hat, über den Bau der Molkerei und dem Aufbau des Tourismus. Sie war Sekretärin, hat für den Pfarrer gearbeitet, später für die Molkerei und auch für das Krankenhaus. So hat sie viele Geschichten auf Lager. Nachmittags besuchte ich Mundo Tiroles, ein Trachten und Souvenir Geschäft, das von Alexandre und Sabrina mit Ihrer Mutter Ilse geführt wird. Die Oma hat gerade Buchteln gemacht. Wahnsinn waren die lecker!!
Gleich nebenan bestellte ich mir ein Bier in der Bierbaum –Brauerei. Die Brauerei und das nebengelegene Restaurant Edelweiß wird von den Bierbaum Brüdern und vom Suppern Sepp geführt. Ihn treffe ich beim 2. Bier. Und was für ein Zufall. Im Laufe unserer Unterhaltung kommen wir drauf, das er in den 80er Jahren schon bei uns daheim, im Gasthaus Weinberger war. Ich zeigte ihm ein paar Bilder und er war sich sicher. Als wir am nächsten Tag wieder bei ein paar Bier zusammensaßen, erzählte er darüber wo er früher überall gearbeitet hatte. Unter anderem auf der SS Norway – damals eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt – der Rederei NCL und auf anderen Schiffen der Rederei. Ich sagte ihm, dass mein Dad da ein paar Mal mitgefahren ist und konfrontiere ihn mit ein paar Namen. Maier Fritz aus Burghausen, war Maschinist auf der Norway, da ist er sich nicht 100% sicher, Hannes Anthony, den Zahlmeister kennt er. Mit Ihm habe ich mich ja noch in Hamburg vor der Abreise zu meiner Weltreise getroffen. Simon Worgother, damals Manager, mit dem war er sehr gut bekannt. Da sieht man wieder, die Welt ist so klein…..
Ich aß dann noch ein exzellentes Gulasch mit Knödel bei ihm.
Sabrina, von der Tiroler Welt hat mich für Abends eingeladen, der Musikprobe beizuwohnen. Um 9 bin ich pünktlich da, und lerne einige Mitglieder der 55 Mann und Frau starken Volksmusikgruppe kennen. Sie spielen sehr gut. Heuer waren sie auch in Österreich zu Gast, das erste Mal seit 80 Jahren, seit sie hier sind. Von Österreich bekommen sie öfters Besuch, Heuer war die Musikkapelle von Matrei in Osttirol zu Gast.
Bernhard Moser, Dirigent und Chorleiter erzählte mir dann nach der Probe, dass morgen ein kleines Fest, Konzert stattfindet, zur Eröffnung der Weihnachtsbeleuchtung. Der Chor singt dazu Stille Nacht, Heilige Nacht.
Ich wollte ja eigentlich weiterfahren, aber da muss ich natürlich dableiben. Ich erzählte ihm, das ich aus Hochburg Ach komme, und das in meiner Gemeinde Franz Xaver Gruber geboren ist, der die Melodie dazu geschrieben hat, und erkläre ihm, wo das liegt. Er sagt mir, dass sie, als sie heuer in Österreich waren 7 Konzerte gespielt haben, unter anderem in Oberndorf.
Am nächsten Tag gehe ich nachmittags ins Hotel 13 Linden, dessen Chef ich auch bei der Musik kennengelernt habe. Er und seine Frau laden mich dann zum Abendessen ein. Frischer Schweinebraten mit Kruste, Sauerkraut, auch Spinatknödel gibt es. Gut gestärkt gehe ich dann zum Rathaus. Um 9 Uhr abends soll das Lied gesungen werden. Es sind zahlreiche Besucher da. Das Ganze mit Rahmenprogramm, einer Sängerin, die auf brasilianisch noch etwas singt. Der Sprecher des Events moderiert leider nur auf brasilianisch, ich verstehe fast nichts. Schade.
Was ich jedoch verstehe ist, das er mich mit Namen als Gast vorstellt, als Weltreisender, der mit seinem Geländewagen aus Österreich hierherkam, und aus Hochburg-Ach kommt, dem Geburtsort von Franz Xaver Gruber, der Stille Nacht komponiert hat. Später erfahre ich, dass ich auf die Bühne hätte kommen sollen. Aber das hätte er auf Deutsch sagen sollen.
Einer vom Chor lädt mich ein, mit ins Edelweiß auf ein Bier zu gehen. Ich sage zu und dort kommen wir dann auch mit dem Sepp wieder zusammen. Auch mit Alexandre und Sabrina treffe ich hier nochmal zusammen. Der Abend wurde lang, es floss viel Bier und Bier-Schnaps. Sepp nahm mich dann noch mit in den Biergarten, denn wenn ich da noch nicht war, dann muss ich da noch hin bevor ich fahre. Ja und so wurde es sehr spät und ich hatte meinen ersten Rausch auf Reisen.
Am nächsten Morgen hatte ich einen schlechten Magen und aufs Frühstück hab ich erst mal verzichtet. Gottseidank war der Weg heut nicht weit. Nur nach Piratuba, fast in der Nachbarschaft zur Therme. Die haben eine sehr große Therme dort, mit alkalischem, kohlensäurehaltigem Wasser, das mit 38,6 Grad aus der Erde sprudelt. Großer Campingplatz angeschlossen, auf dem 100 Wohnmobile Platz finden. Alles brechend voll. Es ist Wochenende, das Wetter ist schön, also perfekt für einen Ausflug. Der Eintritt zur Therme gestaltet sich etwas gewöhnungsbedürftig. Hinein darf man nur nach einer ärztlichen Untersuchung. Das Wasser hat Heilkräfte und ist naturbelassen. Es wird kein Chlor zugesetzt und somit legen sie hohen Wert auf Hygiene. Immer 20 Leute, Männer und Frauen getrennt wurden in einen Raum eingelassen, Dort mussten wir uns alle ausziehen und ein Arzt kontrolliert zwischen Fingern und Zehen, ob man eine Pilzinfektion hat, Hautausschlag und auf Sackläuse. Hatte ich so noch nie. Erinnert eher an die Musterung beim Bundesheer. Dann durften wir uns wieder anziehen und unsere Eintrittskarte wurde mit dem ärztlichen Stempel versehen.
2 Tage waren schnell um und dann ging s weiter nach Abelardo Luz. Das ist eine kleine Stadt am Rio Capeco, der sich hier über 4 Stufen beeindruckend in die Tiefe stürzt. Die Wasserfälle sind geschätzt sicher 250 Meter breit und die 4 Kaskaden erstrecken sich über einen knappen Km.
Von meinem Freund Martin weiß ich, dass hier ein Camping sein müsste, direkt am Fluß. Gibt’s auch noch, hat aber geschlossen, die bauen gerade ein paar Cabanas. Oben auf dem Hügel steht ein großes Hotel, das Quedas Hotel, mit bestem Blick über den Wasserfall. Ich parke neben dem Eingang und frage das Mädl an der Rezeption ob ich hier parken kann. Sicher sagt sie. Dann leg ich ein „Kann ich auch schlafen im Auto?“ nach. Sie schaut mich skeptisch an, gibt mir aber dann ihr ok. Passt. Ich stell mich in die erste Reihe Fußfrei, aus dem Zelt schau ich beim Aufwachen direkt aufs Wasser.
Ich packe meine Fotoausrüstung und zum ersten Mal auf dieser Reise nehme ich mein Stativ mit. Ja die Bequemlichkeit…. Der Zugang zu den Wasserfällen ist frei, und auch zeitlich unbeschränkt. Super, denn spät nachmittags, abends kann man sich mit den Belichtungszeiten besser spielen. Ich geh alle Wege 2 mal ab, verbringe den ganzen Tag unten an den Fällen, das einzig schade ist, das die beiden unteren Fälle, sowie der oberste nicht oder fast nicht erreichbar sind.
Das Gute an diesen Fällen ist, das hier nicht unbedingt viele Leute herkommen. Ich war hier montags, ich hatte den ganzen Tag die Wasserfälle für mich alleine, unglaublich, kein Mensch da. auch wenn die Iguazu Fälle die größten Südamerikas sind, die hier sind auch nicht ohne, und oft wird man solche Flecken Natur auch nicht ganz alleine nur für sich haben. Das war schon ein besonderer Moment.
Von hier fahre ich über 170 Km weiter an die Grenze nach Argentinien. Endlose Felder in der Kornkammer Brasiliens. Ich besuche zuerst die argentinische Seite von Iguazu. Dazu folgt ein eigener Bericht.