Im Dreiländereck Chile, Bolivien, Argentinien
Probleme:
Nach dem Anlassen des Motors manchmal keine Leistung, nach ein paar Sekunden läuft er aber wieder normal, noch keine Lösung dafür,
Reifenpanne Nummer 8, wieder rechts hinten, Schaden kurz vor San Pedro de Atacama. Reifenwechel nicht notwendig. Als Fehler der Leistungsminderung nach langem Suchen warscheinlich den Luftmengenmesser in Verdacht. Auf meiner Weiterreise werd ich das weiter austesten.
Reiseroute:
Arica - Iquique - Camina - Laguna Roja - Laguna Surire - Colchane - Grenze nach Bolivien - Pisiga - Huachacalla - einige namenlose Dörfer auf einer Nebenstrecke - Belen de Andamarca - Andamarca - Santuaria de Quillacas - Salinas de Garci Mendoza - Jirira - Salar de Uyuni Isla Incahuasi, Pescado - Colchane - Uyuni - Atocha - Oploca - Tupiza - Villazon - Grenze nach Argentinien - La Quiaca - Yavi - La Quiaca - Abra Pampa - Tilcara - Purmamarca - Susques - Huancar - San Antonio de los Cobres - Paso Sico - Grenze nach Chile - El Laco - Socaire - San Pedro de Atacama - Calama - San Pedro de Atacama - Paso Sico - Grenze nach Argentinien
Zusatz: Leider kann Google Maps die Karte nicht korrekt darstellen. Die Route kann nicht durch den Salar de Uyuni berechnet werden, Maps zeigt die Route außen rum an. Weiters finden sich einige kleinere Straßen nicht in Maps. Sorry.
Reisezeitraum:
1. September 2016 bis 28. Oktober 2016
Reisebericht:
Die ersten Tage in Chile verbrachte ich noch mit den Tanners, einem Paar, das ich ganz besonders liebgewonnen habe. Wir fuhren zusammen bis Iquique, wo wir uns in der Paragliding Flugschule einquartierten und mit einigen anderen Reisenden einige nette Tage verbrachten. Der Platz wird auch regelmäßig von Overlandern angefahren, und so kam beim gegenseitigen Erzählen der Reisegeschichten keine Langeweile auf. Iquique selbst kannte ich schon von meinem ersten Besuch von vor 2 Jahren, deshalb hielt ich die Sightseeingtour kurz, verbrachte dafür mehr Zeit mit den anderen Reisenden.
Ein Platz, den ich öfter mal ansteuerte beim Spazierengehen, war der kleine Fischmarkt unweit des Zentrums mit den Seelöwen und Pelikanen. Die fettgefressenen Seelöwen liegen hier gemütlich in der Sonne und warten auf die Fischabfälle. Einige waren immer hungrig und sehr zudringlich, ständig musste einer der Hilfsarbeiter am Fischmarkt die Seelöwen abwehren, wenn sie den Ständen zu nahe kamen und am angrenzenden Parkplatz fragten sich auch manche Autofahrer ratlos, wie sie denn auf ihren Fahrersitz kommen, wenn der davor liegende Bulle sein stinkendes Maul aufriss und seinen Unmut wegen der Störung kundtat.
Bei einem Fest hatte ich die Gelegenheit mir eines der neuen chilenischen Polizeiautos näher anzuschauen und ich durfte sogar einsteigen und probesitzen. Starker V8 Motor, Rammschutz, Suchscheinwerfer, 280 km/h Spitze geht das Ding, erklärte mir der freundliche Officer. Die Frage, ob sie denn die Höchstgeschwindigkeit schon mal ausprobiert hätten auf einer der langen geraden Straßen verneinte er. Also ich würde mich da schon mal hinreißen lassen.
Während meines Aufenhaltes in der Stadt standen die Feierlichkeiten zum chilenischen Unabhängigkeitstag auf dem Programm, für solche Festivitäten bin ich immer gerne zu haben. Tanz, Militärparaden und Musikkapellen, das sind die wesentlichen Bestanteile, die an keiner solchen Veranstaltung fehlen dürfen, so bereiten sich auch hier tausende Teilnehmer an der schönen Strandpromenade an der Playa Cavencha auf deren Auftritt vor. Die ganze Stadt war auf den Beinen.
Die Tänzer waren komplett im traditionellen Gaucho-Outfit mit bunten Tüchern, breitkrempigen Hüten und schwarzen, blankpolierten Stiefeln gekleidet, bei den Soldaten und Soldatinnen saßen die strammen Uniformen wie angegossen, und eins, das können die Preußen Südamerikas perfekt, das Marschieren.
Exakt und perfekt zeitgleich setzen die schweren Stiefel auf dem Boden auf, das Aufnehmen, Abstellen und Rotieren der Waffen war exakt choreographiert.
Da können sich die Peruaner schon noch ein Scheibchen abschneiden.
50 km Landeinwärts von Iquique finden sich die unter UNESCO Welterbe Status stehenden Ruinen der früheren nordchilenischen Salpeterproduktion von Humberstone und Santa Laura, auch hier hatte ich das Vergnügen schon mal, diese Stätten zu besichtigen, deshalb halte ich mich nicht mit den Detailerzählungen dazu auf. Besucht hatte ich die Ruinen mit den Tanners, für die es der erste Besuch dieser historischen, faszinierenden Stätten war. Ich nutzte den Aufenthalt um ein bisschen mit meiner Kamera zu spielen, den neu gekauften Stativkopf der Panoramafotografie intensiver auszuprobieren und ein bisschen mit der HDR Fotografie zu spielen. Die Ergebnisse sind glaub ich ganz ansehnlich geworden.
Man kann nicht ewig bleiben, auch die anderen Reisenden zogen ihres Weges und so war auch für mich die Zeit gekommen, neues zu entdecken. Aufgrund eines Tipps hatte ich von einer Laguna Roja – einer roten Lagune erfahren, die sich etwas nördlich des Ortes Camina befinden sollte.
Hinter diesem Ort überwindet die Piste einen Pass und die Puna beginnt. Mein GPS zeigte mir die erste Abzweigung an, die folgende Piste wurde rauer und holpriger zu fahren. Kurz vor einem Stausee muss man rechts abbiegen, diese Zufahrt ist aber weder in Google Maps noch in OSM verzeichnet. Nach einer kleinen Flussdurchquerung begannen die letzten vier, zugleich aber mühevollsten Kilometer der Zufahrt, im 2. Gang Untersetzung mit 6-8 km/h holpere ich dem Ziel entgegen. Wegen einer Engstelle (Kurve mit Mauer könnte die Zufahrt für große Lastwagen schwierig werden. Der Weg schlängelt sich umher und gibt erst auf den letzten Metern den ersten Blick frei auf das rote Wasser.
Vom Parkplatz trennte mich nur mehr ein kleiner Fluss von der auf 3550 m hoch gelegenen Lagune. Augenscheinlich konnte ich keinen Zulauf zu dem Gewässer entdecken, nur einen Ablauf, das rote Wasser soll durch Mineralien die intensive Farbe erhalten, ob es giftig ist weiß ich nicht mit Sicherheit, aufgefallen ist mir, dass während meines Besuches weder Flamingos, die sonst an jeder Pfütze hier in der Puna zu finden sind, noch andere Vögel im Umfeld des Sees zu finden waren.
Die Lage ist genial, Im Hintergrund erhebt sich eine Bergkette, der kleine Fluss schlängelt sich durch eine Schlucht, die ich ebenfalls durchwandert hatte, bevor er unterhalb der Lagune vorbeifließt. Entlang des Wassers sind auch viele Kakteen zu finden, die Blütezeit hatte kurz vor meinem Besuch eingesetzt. Wie überall an den bunten Lagunen des Altiplanos leuchtete auch dieser See in der Mittagszeit am intensivsten im Licht der hohen Sonne.
Nachmittags im flachen Licht änderte sich die Farbe mehr und mehr in Lila, bis sie zum Sonnenuntergang fast im Schwarz versank. Ein genialer Ort und auch hier war weit und breit niemand zu sehen.
Normal habe ich keinerlei Probleme mit der Akklimatisierung, aber diese Nacht hatte ich schlecht geschlafen. Ich legte mich nochmal hin und beschloss eine weitere Nacht hier zu verbringen. Für die 17 Kilometer Rückfahrt bis zur ersten Kreuzung benötigte ich geschlagene eineinhalb Stunden. Diesmal nahm ich den unteren Zufahrtsweg, der war leider auch nicht besser zu fahren als der obere.
Die Verbindungsstraße hinauf Richtung Laguna Suriere war jedoch gut zu befahren, regelmäßig musste ich dabei den kleinen Fluss durchqueren, die maximal 2 Wagenlängen stellten aber nie mehr Problem dar, als das die Reifen nass wurden.
Entlang der Piste finden sich immer wieder kleine, teils aufgelassene Dörfer, auch hier traf ich nie jemanden, aber die immer wieder neben den Häusern zu sehenden Solarpanele und die gut erhaltenen Adobe Kirchen sagten mir, das sich hier zumindest gelegentlich Hirten der großen Lama -und Alpakaherden aufhalten müssen. Einziger Wehrmutstropfen in dieser traumhaften Landschaft stellt auch hier der Müll im Umfeld der menschlichen Behausungen dar. Alter Hausrat, Flaschen, Stoffe, Plastik und Bleche verrosten neben den Skeletten geschlachteter Lamas.
Die Laguna Suriere ist für mich eine der spektakulärsten Lagunen in Nordchile. Eine weitläufige Ebene von festen Salzflächen, sich schlängelnden Wasserläufen und einer riesigen Seefläche, dazu heiße, aus dem vulkanischen Boden sprudelnde Quellen, deren Tümpel zum Baden genutzt werden können. Eine zahlreiche Tierwelt, bestehend aus tausenden Flamingos, Vicunas, die zum Wassertrinken und zum Salzlecken kommen, Nandus, Füchse und unzählige Vögel verschiedener Arten.
Die östliche Zufahrt führte mich ein Stück über Bolivien, deren Grenzlinie zu Chile schnurgerade über die Berggipfel gezogen wurde. Im Süden des Salars, an der heißen Quelle stand ein Toyota, den ich schon kannte. Lutz und Kate begrüßten mich freudig, wir hatten schon Zeit in Iquique verbracht.
Dem Spaziergang entlang der Lagune endete in einem ausgiebigen Bad in dem schwefelhaltigen Wasser. Den fauligen Geruch hatte ich anschließend noch 3 Tage in der Nase. Den sehr windigen Abend verbrachten wir gemeinsam in Lutz Toyota, der bot mehr Sitzgelegenheit als mein Landy. Die Nacht wurde bitterkalt, das Thermometer zeigte zum Morgengrauen knapp minus 10 Grad an, die Fenster waren dick mit Eis bedeckt. Mühsam schälte ich mich aus dem Schlafsack, es war ein Gewaltakt, dem wärmenden Schlafsack zu entsteigen, aber der Sonnenaufgang wollte genossen werden. Das mit 70 Grad aus dem Boden sprudelnde Wasser kondensierte mit der saukalten Luft und stieg als Dampfwolke über 30 Meter in den Himmel, langsam schob sich die Sonne über den uns gegenüberliegenden Bergkamm und ließ den Schatten immer weiter zurückweichen. Als uns die ersten Sonnenstrahlen erreichten, konnten wir die Wärme sofort fühlen. Eine halbe Stunde später war es bereits angenehm warm und die klammen Finger tauten auf. Bevor wir uns verabschiedeten und die beiden Richtung Bolivien aufbrachen, gönnten wir uns ein gemeinsames Frühstück mit Spiegeleiern, Salami und allem was man in dieser Höhe so braucht um wieder zu Kräften zu kommen.
Ich beschloss noch ein paar Tage in dieser tollen Gegend zu verbringen und begann die Lagune komplett zu Umrunden. Großer Wehrmutstropfen dabei ist die zunehmende Minenaktivität. Vor einiger Zeit wurde der nördliche Teil der Laguna aus dem Naturschutzprogramm herausgenommen, der Status des Nationalparks wurde für diesen Teil aufgehoben und eine Lithium-Mine etabliert. Über die neu ausgebaute Zufahrtsstraße brausen 12 Stunden am Tag im Drei-Minuten-Takt die Sattelzüge mit dem weißen Material Richtung Küste. Die Ost- und Südseite des Salars kann man aber noch einwandfrei und einsam genießen, was ich auch ausgiebig tat. Beobachtung der Flamingos inclusive.
Ich verließ die 4300 m hoch gelegen Lagune Richtung Süden, nächster Punkt war der Park um den nach wie vor aktiven Vulkan Isluga, 5550m hoch. Nach einem Lunchstopp an der Laguna Arabilla mit Blick auf den Vulkan suchte ich eine kleine Therme auf, einfach genannt aguas calientes – heißes Wasser. Leider war es nicht ganz so heiß wie erwartet, aber um mir den Schwefelgeruch abzuwaschen, der mir immer noch nachhing, reichte das Wasser aus. Die Einheimischen nutzen den warmen Teich ebenfalls um sich zu waschen und auch für deren Wäsche – Schonwaschgang bei 30 Grad. Die gesamte Familie half zusammen, den ganzen Tag schrubbten sie Hosen, Kleider und Decken, die Oma grillte derweilen ein Lamm mit Kartoffeln über dem offenen Feuer, die kleinen Geschwister des Lamms durften auch mit auf den Ausflug, bekamen vollste Zuneigung und wurden mit der Flasche gefüttert. Die müssen ja auch noch kräftig wachsen – bis zum nächsten Wäsche waschen. So ist halt der Kreislauf hier. Das Leben ist karg.
Auf dem Weg zur Grenze hielt ich noch für einen Foto Stopp im Ort Isluga. Hier steht eine nette Adobe Kirche.
Via Colchane / Pisiga reiste ich nach Bolivien ein, ein relativ großer Grenzübergang, der mich hier auf fast 4000 m erwartete, die direkte Straße vom Hafen in Iquique hier herauf ist durchgehend asphaltiert, die bolivianische Anschlussstraße ist seit kurzem ebenfalls mit dem schwarzen Belag fertiggestellt worden und führt via Oruro nach La Paz. Hier befindet sich einer der Hautgrenzübergänge für den Warentransport aus dem Zollfreihafen in Iquique, wichtigster Versorgungspunkt Boliviens. Nachdem Bolivien als einer der Verlierer des damaligen Salpeterkrieges das Schlachtfeld verlassen musste, verlor das Land den Seezugang und somit die Häfen. Ähnlich, wie Österreich nach dem ersten Weltkrieg den Seezugang zum Mittelmeer verloren hatte. Fast gesamt Nordchile war damals bolivianisch bzw. peruanisch. Die chilenische Regierung gestattete dem Land danach die Hafenstädte des Nordens als zollfreie Zonen nutzen zu dürfen. Seither quälen sich endlose LKW Kolonnen die Anden hinauf und hinunter.
Nach der Grenze gibt es 3 Möglichkeiten um nach Süden abzubiegen. Wie üblich hatte ich mir die schlechteste davon ausgesucht. Stundenlang kämpfte ich mich über kleinste Wege, meist sandig, von kleinen Dornenbüschen gesäumt, von Tiergattern versperrt um die Alpakas und Lamas im Zaum zu halten. Irgendwann fand das Navi dann eine Querverbindung um auf eine „Hauptstraße“ zu kommen, die in den Karten noch als Piste eingezeichnet war. Überrascht stand ich schließlich auf Asphalt. Kein Auto weit und breit, nur ein paar Dörfer reihten sich entlang des Asphaltbands.
Ich war verwundert, schließlich hat Bolivien eher nicht das Geld um jeden Winkel des Landes auf Asphalt zu erschließen, dachte ich mir.
Auffallend war auch, das sich hier Wahlwerbungen für den bolivianischen Präsidenten Evo Morales häuften. Auf Schildern, auf die Straße gepinselt, an Hauswänden.
In einem kleinen staubigen 5 Häuser Dorf erfuhr ich dann, warum hier für teures Geld eine halbe Autobahn gebaut wurde, obwohl hier kaum Menschen leben, kaum einer ein Auto besitzt. Just in diesem staubigen 5 Häuser Dorf wurde der bolivianische Präsident geboren. Das kleine Häuschen steht in einer Sackgasse und wird durch ein Schild angekündigt.
Hunderte Kilometer folgte ich dieser bestausgebauten Straße, nur 2 Autos fuhren mir dabei über den Weg. Kurz vor dem Ort Garcilaso lief mir eine weitere Spezialität über den Weg, mein erster Meteoritenkrater. Mehrere Kilometer im Durchmesser, Kreisrund. Leider hatte ich nicht viel Zeit, denn ein Riesen Unwetter mit Windhosen und einem Sandsturm lag mir im Nacken, dem wollte ich ausweichen so gut es ging.
Dann tauchte auch schon der Vulkan Tunupa auf, der den Salar de Uyuni nach Norden hin begrenzt. Am Rande des Salars, wird Quinoa angebaut. Staubtrockener Sand, der händisch umgegraben wird, auf 3600 m in diesem ariden Klima. Wenig Wasser, eiskalte Nächte, heiße, schattenlose Nachmittage, Staub, ewiger Wind, mich wundert und fasziniert immer wieder, wie die Menschen dieses raue Klima und diese Kargheit aushalten und überleben. In diesen Landschaften bekommt man Demut dafür, wie klein wir doch eigentlich sind.
Der Salar de Uyuni war/ist für mich eines der absoluten Highlights auf meiner bisherigen Südamerikareise, während meiner gesamten Reise im Norden des Kontinents dachte ich immer wieder an diesen grandiosen Ort und auch auf die Lagunenroute, die ich mir immer schon vorgenommen hatte, sie nochmal zu befahren. 2 Mal bin ich vorher schon da gewesen, nie jedoch standen die Räder des Landrovers direkt auf dem Salz, da ich immer in der Regenzeit vor Ort war und das aggressive Salzwasser will doch keiner seinem Lieblingsfahrzeug zumuten.
Und jetzt berührten die Räder tatsächlich die weiße, harte Salzkruste. Ich stand auf dieser unglaublich großen Fläche, mit fast 11000 Quadratkilometer so groß wie Oberösterreich, das Weiß dieser größten Salzfläche der Welt blendete in den Augen, ohne Sonnenbrille geht hier nichts. Diese weiße Ebene, die sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckt, hat etwas Magisches, Faszinierendes. Ich kann es nicht beschreiben, das muss man erlebt haben, ich fühlte hier eine überwältigende, erhabene Stimmung. Langsam bewegte ich mich vorwärts, genoss jeden Meter.
Inmitten dieser leblosen Salzwüste erheben sich einige Felsinseln, teilweise über 100 m aus dem Salar. Langsam wuchsen hier riesige bis zu 12 Meter hohe Kandelaber Kakteen aus dem steinigen Untergrund, teilweise so dick, dass man sie nicht mehr umgreifen kann.
Einen Zentimeter wachsen diese Kakteen maximal pro Jahr in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Somit sind die größten dieser Kakteen unglaubliche 1200 Jahre alt. Geboren im frühen Mittelalter. Orangerot leuchten sie in den letzten Sonnenstrahlen des Tages, Zehntausende Mal mussten sie den Wechsel von den heißen Nachmittagen in die bitterkalten Nächte schon über sich ergehen lassen. Natur ist einfach unbeschreiblich und für mich oft unbegreiflich.
5 Tage und 4 Nächte verbrachte ich auf diesem, für mich, einem der unglaublichsten Plätze dieses Planeten. Das Lichtspiel, wenn die Sonne über die Kruste des Salzes wandert, die farblichen Facetten, die den Salar zu jeder Stunde anders wirken lässt, einfach wahnsinnig schön.
Während meines Aufenthalts hatte ich Zeit auf der Isla Incahuasi verbracht, diese Insel ist die Hautanlaufstelle für die Touristengruppen. Ich hatte das Gefühl, das sich in den letzten Jahren der Tourismus wahnsinnig entwickelt, mit allen positiven wie auch negativen Folgen, Über den Tag verteilt zählte ich 2 Autobusse und an die 100 Geländewagen, die alle vollgepfercht mit Touristen waren, mehrere hundert Menschen. Der Salar ist groß genug um dem auszuweichen, aber trotzdem wollte ich mir die Lagunenroute mit dem Trubel nicht noch einmal antun. Ich hatte meine Pläne geändert, bin alternative Routen gefahren, hab dafür mehr Zeit in Nordargentinien und in Chile verbracht, heute, mehrere Wochen und viele Erlebnisse später glaube ich auf dem Salar die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Nichts desto trotz hatte ich auch nette Erlebnisse mit ein paar der Reisenden, die mich dort vor der Insel angesprochen hatte, dazu hatte ich einen Tour Fahrer wiedergetroffen, mit dem ich vor 2 Jahren an der Laguna Chalvari einen netten Plausch gehalten hatte. Ich hatte ihm damals einen Anstecker und eine Visitenkarte gegeben, die er mir stolz wieder gezeigt hatte. Er halte sie in Ehren, erklärte er mir.
Ein Ergebnis der negativen Auswirkungen des Tourismus hier hatte ich auch hautnah gesehen, die Gedenkstätte des schweren Unfalls von Mitte des Jahres 2016, als hier an dieser übersichtlichen, total ebenen Salzfläche der Fahrer eines Tourjeeps die Kontrolle über den Toyota verloren hatte und 5 Touristen den Tod gefunden hatten. Der Fahrer hatte überlebt. Die Schleuderspuren und die Fotos des Unfalls zu sehen, hat mich erschüttert.
Es ist Spekulation, weshalb dieser Unfall passierte: Übermüdung, Alkohol, technisches Gebrechen, Drogen, Übermut, Risiko. Ich weiß es auch nicht.
Fakt ist jedenfalls, dass die Touristen alles immer billiger wollen, jeden Tag neue Anbieter auf den Markt drängen, die Konkurrenz größer wird und dabei irgendwas auf der Strecke bleibt. Greifende Kontrolle oder Regulation gibt es praktisch nicht, irgendwo muss schlussendlich gespart werden, sei es in der Wartung der Fahrzeuge oder in den Ruhezeiten der Fahrer. Ich hatte auf meiner ersten Tour hier 2011 einen Jeep gesehen, da wurde die abgerissene Achse mit einem Spanngurt am Chassis befestigt. Wird schon halten.
Statt der Lagunenroute hatte ich mich entschieden, direkt via Tupiza Richtung argentinische Grenze zu fahren. Die Stecke war ungut zu fahren, da die Piste momentan nur aus Baustellen und Umfahrungen besteht. Auf den gesamten 200 Kilometer entsteht momentan eine neue, asphaltierte Hauptstraße, die geschätzt irgendwann 2017 in Betrieb gehen wird. Der erste Abschnitt war sandig, landschaftlich eintönig, das hat sich ab halber Strecke, ab dem trostlosen Minenort Atocha geändert. Einige Kilometer nördlich, vor Tupiza begann die Landschaft richtig spektakulär zu werden, ich fand den Zugang zu einem Tal, durch das sich auch die alte Eisenbahnlinie schlängelt, Sandsteinfelsen vom Feinsten, das hätte auch in den USA sein können.
In der gesamten Umgebung von Tupiza lassen sich diese Formationen finden, ich hatte viel Spaß dort rumzukurven. Butch Cassidiy und Sundace Kid, 2 bekannte Verbrecher aus den Staaten, die den wilden Westen des 19. Jahrhunderts unsicher machten und dort zahlreiche Banken und Züge überfallen haben, sind auf ihrer Flucht schlussendlich in Bolivien gelandet, haben weitergeraubt und kamen auch hier mit dem Gesetz in Konflikt. Einer unbestätigten Geschichte nach, wurden sie unweit der Stadt Tupiza von Soldaten erschossen und im Boden verscharrt.
Ich verließ Bolivien und überquerte die Grenze nach Argentinien in Quiaca, dem nördlichsten Grenzübergang des Landes.
5121 Straßenkilometer nördlich der südlichsten Stadt der Welt, Ushuaia. Das Schild an der Grenze rief mir wieder die unglaubliche Größe Argentiniens, des 8. größten Landes der Erde, ins Gehirn.
Ich ging es erst mal etwas regionaler an, folgte der Hauptstraße nach Tilcara in die Quebrada de Humahuaca. Tilcara hatte ich noch in guter Erinnerung wegen des Essens dort. Auch diesmal stattete ich dem Restaurant „El nuevo Progresso“ 2 umfassende Besuche ab. Das Lama Steak und all die Ziegenkäsegerichte, eine Wucht.
Die bunten Berge und das wüstenhafte Klima setzten sich auch hier fort, ich machte mich auf, die mir bis dato fehlenden Kilometer der berühmten Ruta 40 abzufahren. Ich hatte mir vorgenommen, diese Straße, die als eine der „Traumstraßen“ Südamerikas gilt, komplett abzufahren, ein geschätztes Viertel fehlt mir noch. Auch hier dominierte die Einsamkeit, farbenprächtige Landschaften, spektakuläre Schluchten wechselten mit ein paar kleinen Dörfern, wie zb. Huancar. Es machte riesen Freude, den Landy über die Pisten fliegen zu lassen – artgerechte Haltung. 20 km oberhalb von San Antonio de los Cobres glänzet das Viaducto de Polvorilla im Licht er späten Nachmittagssonne, als mir plötzlich ein Toyota entgegenkam, der von der Weite als Reisefahrzeug zu erkennen war. Aus der Nähe entpuppten sich die Besitzer als Landsleute, Österreich ließ grüßen. Selten aber doch. Sie stellen sich als Adi und Marion vor. Wir campen zusammen und tauschen Reisegeschichten aus.
Hier trifft die Ruta 40 auf die Ruta 51, die via Paso Sico an die Grenze zu Chile führt. In dieser Einsamkeit tauchen plötzlich 2 Radfahrer vor mir auf, ich stoppe, wie immer, wenn ich Radfahrer in dieser harten Umgebung treffe, frage ob sie Wasser oder sonst etwas benötigen. Ich bewundere solche Menschen, nur mit eigener Körperkraft diese Distanzen in diesen unwirklichen Gegenden zu überwinden, Wind, Kälte, Hitze, die zehntausenden Höhenmeter Bergfahren, die Riesengebirge wie die Anden mit sich bringen, die beschränkte Möglichkeit, Wasser und Lebensmittel auf einem Fahrrad mitzuführen. Da sag ich immer Hut ab. Das sind die wahren Helden der Landstraße.
Die argentinische Seite des Paso Sico fährt sich eher unspektakulär, doch kaum überquert man die Grenze, die laut Angaben des diensthabenden Grenzbeamten im Schnitt nur von 3-5 Personen pro Tag überquert wird, ändert sich das Landschaftsbild und es wird bunt.
Einige Salzseen wechseln sich mit bunten Lagunen, die Farbe des Gesteins ändert sich regelmäßig, Kegel wachsen aus dem Boden, wie Miniaturvulkane, das Pampasgras leuchtet in besonders intensiven Orange und Gelbtönen. Aus sandigem Boden erheben sich plötzlich mehreckige Gesteinssäulen, regelmäßig geformt, vulkanischen Ursprungs. Eine Berge setzen sich aus so vielen verschiedenen Gesteinen zusammen, dass man die unterschiedlichen Farben gar nicht zählen kann. Teile des Gebiets stehen unter dem Status ein Naturschutzgebiet zu sein, bekannt unter dem Namen Reserva Nacional Los Flamencos.
Auf den Salar El Laco folgt die LagunaTuyajto, dessen klares Wasser weiß bis türkis schimmert, darüber erhebt sich ein gewaltiger, bunter Berg. Ich folgte einer Seitenpiste bis hinunter zum Salar de Incahuasi, dessen Oberfläche durch Sedimentablagerungen dunkel erscheint. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, generell würde ich sagen, das der Paso Sico spektakulärer ist, als der Paso de Jama. Die Straßenverhältnisse sind momentan auf beiden Seiten der Grenze sehr gut, frisch präpariert.
Als nächstes präsentierte sich der Salar de Talar mit den Piedras Rojas in bestem Nachmittagslicht. Die roten Steine und das grüne Wasser ergeben einen tollen Kontrast. Ich fuhr die Straße Richtung San Pedro de Atacama eher zügig, mein Rückweg sollte mich ja noch ein zweites Mal über den Sico führen, da ich leider meinen ursprünglichen Plan, via Paso Socompa nach Argentinien zurückzukehren begraben musste, da es am Socompa kein Zoll gibt und ich damit das Fahrzeug nicht über die Grenze bringen kann. Er ist nur für den kleinen Grenzverkehr sowie Fußgänger und Radfahrer geöffnet. Ich frag mich nur, wer da oben in dieser abgeschiedenen Einsamkeit zu Fuß unterwegs ist. – Man muss nicht alles verstehen.
Bei meiner Rückfahrt nach Argentinien wollte ich dann an jeder Lagune übernachten und ich hoffte auf ein paar Fotos mit guter Wolkenstimmung, da demnächst die Regenzeit in den Bergen einsetzen müsste.
Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichte ich die berühmten Doppellagunen Miscanti und Minques, die zu Füßen der gleichnamigen Vulkane liegen. Für diese Lagunen wird Eintritt erhoben, man darf die vorgegebenen Wanderwege nicht verlassen, hat keine Möglichkeit direkt ans Ufer zu gelangen, Camping ist verboten.
Auf die Rückkehr nach San Pedro freute ich mich, ich hatte gute Erinnerungen an die Zeit hier vor zwei Jahren. Ich quartierte mich im Hostal Puritama ein, Sandra die umtriebige Managerin erkannte mich sofort wieder. Zentrumsnah gelegen ein guter Ort um eine Zeitlang abzuhängen.
Gleich ums Eck am Ortsausgang beginnt das wundervolle Valle Catarpe. Ich fuhr nach hinten bis zur Kirche San Isidro und startete einige Wanderungen in die Umgebung. Am Ende einer Wanderung, die mich 3 Kilometer durch eine trockene Schlucht führte, stieg ich 150 m auf einen kleinen Berg und konnte von oben einen grandiosen Rundumblick genießen. Die Mühe hat sich gelohnt.
Tipp: nehmt euch genug Wasser mit, es ist heiß und trocken.
Vom Tal gibt’s mehrere Abzweiger in Schluchten und alte Wasserläufe, bei der Trockenheit hier kann man sich gar nicht vorstellen, das da auch heute noch regelmäßig Wasser durch die Schluchten stürzt. Das Wasser kommt von oben aus Bolivien herunter in der dortigen Regenzeit. Vor einigen Jahren gab es in den umliegenden Bergen starke Regenfälle, die Sturzfluten hatten mehrere Dörfer zerstört und viele Menschen getötet, die Menschen hatten keine Ahnung, was sich da oberhalb zusammenbraute. Deshalb ein Rat von mir, der nicht nur hier, sondern auch überall sonst Gültigkeit hat:
Campiert nie in trockenliegenden Bach- und Flussläufen, man weiß nie was einen erwarten kann. Da reicht ein Gewitter, das zufällig in der Nacht ein paar Kilometer oberhalb niedergeht.
Weiterst gibt es eine wunderschöne Nebenstrecke, die mit einem Schild mit der Aufschrift „Tunnel“ markiert ist, speziell nachmittags leuchtet das Tal unterhalb in gutem Licht. Ich fuhr bis in den Tunnel, der auf der Ausgangsseite irgendwo Richtung Valle de Muerte führen müsste, leider ist der Tunnel durch einen Felsen blockiert, nur Radfahrer und Fußgänger können ihn passieren.
In Augenschein nehmen konnte ich auch die frisch renovierte Kirche des Ortes. Während sie früher in strahlendem Weiß leuchtete, entschied man sich während der Renovierung die Kirche im klassischen Adobe Stil und in natürlicher Farbe zu belassen, ich finde das steht ihr ausgezeichnet. Während meines Aufenthaltes traf ich auch hier wieder einige sehr nette Reisende. Obwohl der Ort sehr touristisch ist, ist es aber doch ein Ort an dem ich mich sehr wohlfühle.
Während meines Aufenthaltes hatte ich mehrfach das Valle de la Luna und das Valle de la Muerte besucht, das Mond Tal und das Tal des Todes. Das Tal des Todes hieß früher Tal des Mars – Mars auf Spanisch heißt Marte, aus Marte wurde mit der Zeit umgangssprachlich Muerte. Tal des Todes hört sich natürlich aufregender an, deshalb hat man es schließlich dabei belassen.
Ich wollte einen schönen Sonnenuntergang fotografieren, und das dauerte, da durch die Trockenheit einfach sehr selten ein schönes Wolkenbild entsteht. Ein bisschen Glück hatte ich dann aber doch noch.
Im Valle del Muerte fuhr uns der Fahrer oben an die Kante, wir stiegen über eine riesige Sanddüne hinunter in die spektakuläre Wüstenlandschaft, unten wurden wir wieder abgeholt. Das Tal gilt auch als Hotspot der Ski- und Sandbordfahrer. Auf der Tour lernte ich eine Schweizer Familie kennen, mit denen ich die folgenden 2 Abende im Restaurant Adobe verbrachte. Wir hatten viel Spaß.
Südlich von San Pedro aus gesehen im Salar de Atacama liegen mehrere kleiner Lagunen, die sich gut zur Beobachtung von Flamingos eignen – zumindest solange man alleine ist. Einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag werden die Lagunen von den Bus-Gruppen überrannt, die Flamingos flüchten. Eine dieser Lagunen ist die Laguna Chaxa. Ich verweilte einige Stunden dort und bekam auch ein paar schöne Exemplare vor die Linse.
Einen weiteren Ausflug hatte ich zu den Geysiren von el Tatio unternommen, den Besuch dort wollte ich vor 2 Jahren schon unternehmen, musste ihn aber damals abbrechen, da meine Mum Probleme mit der Höhenkrankheit hatte. Ich war aber nicht wirklich motiviert zum Selberfahren, deshalb hatte ich auch hier an einer Tour teilgenommen.
Um 4 Uhr früh musste ich auf der Matte stehen, das war auch ein Grund an der Tour teilzunehmen, um den Druck zu haben, aufzustehen. Bekanntlich bin ich normal ja kein großer Frühaufsteher. Pünktlich zum Sonnenaufgang hat uns der Fahrer an den Geysiren ausgeladen. Über 30 Meter hoch stiegen die Dampfsäulen in den Himmel, entstehend durch den großen Temperaturunterschied zwischen dem, auf 4300 m Höhe bei 82 Grad kochendem Wasser und der um 6 Uhr früh herrschenden Lufttemperatur von ca. minus 10 Grad. Tja, und das war’s dann auch schon. Wer irgendwo auf dieser Welt schon mal einen richtigen Geysir gesehen hat, bei dem das Wasser mit hohem Druck meterhoch aus den Löchern der Erdkruste pfeift, die Energie spürbar ist, der wird hier von dem bisschen Dampf enttäuscht sein, und jedem der schon mal einen Geysir wie zb. in Island gesehen hat, der kann das hier getrost auslassen.
An meinem Besuchstag standen gezählte 60 Mercedes Sprinter um die Dampfsäulen herum, dazu an die 800 bis 900 Besucher, im angeschlossenen Heißwasserbecken wimmelte es von Menschen, das war anstrengend. Das Beste an diesem Ausflug waren die mit Schafskäse gefüllten Empanadas und die Lamafleisch Spieße in dem Dorf Machala, das auf dem Rückweg besucht wird.
Ohne Fotoapparat hatte ich an einer Sternentour teilgenommen, von 11 Uhr abends bis 2 Uhr in der Früh. Auf dem Salar de Atacama durften wir 10 verschiedene Teleskope benutzen, deren größtes schon mehr als einen halben Meter Spiegeldurchmesser hatte und wir bekamen die Sternbilder und Galaxiehaufen erklärt, die wir an diesem klaren Himmel sehen konnten. Bei einer Tasse heißem Kakao bekamen wir schließlich von unseren Vortragenden noch ein paar spannende Geschichten zum Thema Astronomie erklärt. Definitiv zu empfehlen.
Auch hier verging die Zeit wieder wie im Fluge. Es war eine spannende Runde von Nordchile via Bolivien und der nordargentinischen Provinz Jujuy zurück nach Chile. Auch auf meiner 2. Tour durch diesen faszinierenden Kontinent kam keine Langeweile auf und ich konnte viele neue Routen befahren und neue, sehenswerte Orte besuchen.
Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis ein Freund aus der Heimat mich besuchen kommt. Wir treffen uns in Salta, Argentinien, deshalb werde ich nochmal den Paso Sico überqueren, und ins Tiefland hinter fahren in die Stadt, die den Beinamen „la linda“ – die schöne trägt. Welche spannenden Erlebnisse mich auf der Rückfahrt nach Argentinien erwarten, das lest ihr beim nächsten Mal.
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