Bereiste Länder:
Brasilien
Argentinien
Uruguay
Details der südamerikanischen Länder folgen in den zukünftigen Berichten
Route:
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zurückgelegte Strecke 13700 km
35 Tage war ich jetzt auf See, mit der Grande Costa d´Avorio von Grimaldi Lines, von Hamburg nach Montevideo. Jetzt bin ich am eigentlichen Startpunkt meiner Reise angekommen.
Die Grande Costa d´Avorio gehört zu den mittelgroßen Schiffen.
Sie ist 210 Meter lang, 32 Meter breit und hat 12 nutzbare Decks.
Insgesamt ist Platz für über 2000 Pkw und 850 Container mit einem maximalen Transportgewicht von über 40000 Tonnen.
Während der Reise erfuhr ich auch, das Grimaldi die ganzen Fahrzeuge, die aus Europa kommen und an der Dakar-Rallye teilnehmen, transportiert.
Die Crew besteht aus 30 Mann, davon 14 Offiziere. Von diesen 14 sind 6 Italiener, der Rest Philipinos. Von der 16 der Mannschaft sind alle Philipinos bis auf Giacomo den Koch und den Fahrer, der ist aus dem Osten und kann alles fahren, was ein Lenkrad oder einen Steuerknüppel hat.
Der Kapitän, Comandante oder Master genannt ist ein älterer Italiener, der das Schiff sehr gut führt.
Da das Schiff ein Cargo-Schiff ist, und kein Passagierschiff, geht es sehr spartanisch zu, der Aufenthaltsbereich für uns Passagiere ist sehr eingeschränkt. Wir haben unsere Kabinen im Innenbereich, also leider keine Fenster, mit der Zeit verliert man das Tagesgefühl, da am Morgen keine Sonne den Raum erhellt. Außen rum sind die Crew-Kabinen. Weiterst befinden sich im Inneren die Speiseräume für Crew und Offiziere, die Küche, auf dem Schiff Galley genannt, ein Waschraum, ein Aufenthaltsraum und mehrere Lagerräume.
Laut internationalen Richtlinien darf ein Cargo-Schiff maximal 12 Betten für Passagiere haben. Alles mit mehr Betten wird als Passagierschiff bewertet.
Wenn man in irgendeinen anderen Bereich des Schiffes gehen will, muß man nach Draußen gehen. Außen stehen 2 Sitzbänke und oben können wir das Oberdeck hinter der Brücke benutzen.
Meine Eltern und Ich verließen Montagmorgen das Hotel in Hamburg und fuhren zum Hafen. an den Oswaldkai. Dort lag mein Schiff. Wir trafen dort ein um 9.15 Uhr. Nach Rücksprache an der Pforte musste ich bis 11.00 Uhr warten, um zum Schiff zu dürfen.
In der Zwischenzeit verabschiedete ich mich von meinen Eltern und wir machten noch ein Foto. War kein leichter Abschied.
Um 11.00 Uhr bekam ich mein Einfuhrticket, ich stempelte es am Schranken ab, fuhr hindurch und wurde auf der anderen Seite von einem Begleitfahrzeug in Empfang genommen, das mich zur Rampe des Schiffes brachte und wurde dort an die Crew übergeben.
Ich parkte den Landy unten auf Deck 2 ganz hinten ins Eck. ich durfte sogar zusperren und den Schlüssel mitnehmen, da mein Landy bis Montevideo nicht mehr bewegt werden mußte.
Die ganze Prozedur war sehr einfach, weder am Hafeneingang noch am/auf dem Schiff wurde ich oder mein Landy kontrolliert. ich brauchte lediglich mein Ticket, Pass und Gelbfieberimpfung.
In Hamburg war ich der einzige Passagier, in Antwerpen sollten noch 2 dazukommen. Die Crew war sehr beschäftigt, ich wurde nur kurz auf meine Kabine gebracht, und dann alleine gelassen.
Mittags holte mich der Steward zum Essen, das war aber extrem schlecht. Das geht ja super los dachte ich mir.
Gott Sei Dank kam in Antwerpen ein neuer Koch an Bord. Auch kam ein neuer Master an Bord. der Alte war ebenfalls nicht sehr sympathisch, und wie ich erfuhr, mag er keine Passagiere - die behindern nur-.
Ich beobachtete an Deck das Beladen des Schiffes, einige Container, viele Neuwagen der Marken Audi, Porsche, Mercedes und viele Schrottautos für Afrika. Die Verladung war interessant zu beobachten. Da sind ja viele von den Schrotthaufen die nicht anspringen oder sonstige Defekte haben, die werden einfach von Hafenfahrzeugen, die einen Rammbügel mit Alten Reifen montiert haben, an Bord geschoben und geparkt.
Wir blieben noch eine Nacht im Hafen und verließen den Kai um 11.19 Uhr. Ich rief Hannes unseren Freund an, der in der Nähe der Elbe wohnt und er kam runter ans Ufer um nochmal zu winken.
Um 16.15 Uhr verlassen wir die Elbe und sind auf dem Meer.
2 Tage brauchen wir bis Antwerpen, eine lange Einfahrt über einen Kanal zum Hafen, der ist riesig, wir brauchen vom Meer durch den Kanal, einer Schleuse bis zu unserem Liegeplatz von 13 Uhr bis 20 Uhr. So viele Autos wie hier im Hafen habe ich glaub ich noch nie auf einem Haufen gesehen. wirklich Tausende. Mehrere Schiffe sind gleichzeitig nur um Autos zu verladen am Pier.
Wir sind nicht von Bord gegangen, der Hafen ist zu weit weg von der Stadt, eine Taxifahrt würde hin und retour mindestens 100 Euro kosten und da ich vor kurzem eh in Holland/ Belgien war, hab ich mir das gespart.
Der neue Koch ist da, Giacomo, sehr nett, ich verbringe während der Überfahrt viel Zeit in der Küche und lerne von Ihm ein Rezept zum Brotbacken. Er erzählt mir viel über den Ablauf an Bord und in der Küche. Er beginnt um 5 Uhr früh mit dem Dienst, bis 13.30, dann startet er wieder um 16 Uhr, bis 21 Uhr, 7 Tage die Woche, ein halbes Jahr. Die Küche ist wie das Schiff eigentlich erst 2 Jahre alt, aber billig und schlecht ausgestattet, kein Kombidämpfer, dünnwandige Töpfe, Schöpfer, die sich verbiegen. Er kann viele Gerichte nicht kochen, zb. Pommes oder paniertes, da durch den Seegang das heiße Fett überschwappen würde. Es gäbe spezielle Geräte dafür, gibt’s aber nicht. Die restliche Italienische Crew ist nicht sehr gesprächig, und auch des Englischen nicht extrem gut mächtig.
Ab jetzt wird das Essen besser und ich bekomme jeden Tag eine Flasche Rotwein zum Essen.
Die Neuen Passagiere sind auch eingetroffen, Jean Piere und Valerie, Sie kommen aus Südfrankreich, Sie hatte ebenfalls ein kleines Restaurant, eher Bistro. Sie fahren einen Toyota HJZ 75 umgebaut mit Hub-Dach, wirken nett, Sie ist ein bisschen rastlos überdreht und manchmal etwas nervig, Er sehr ruhig, etwas über 60 und 17 Jahre älter als sie. Typisch Franzosen sprechen sie fast kein Englisch.
Wir fahren jetzt 7 Tage ohne Stopp durch die englische Meerenge, entlang der Küste von Frankreich, Spanien, Portugal, vorbei an den Kanarischen Inseln nach Dakar in Senegal.
Das Wetter ist jeden Tag ok, es wird immer wärmer und die See ist ruhig.
Ein paar Mal schwimmen Delfine neben uns im Wasser.
Der 1. Offizier erzählt uns, das er seit 4 Jahren diese Strecke fährt, aber noch nie war das Meer speziell durch den Englischen Kanal so ruhig.
Heute gab es als Dessert Bananen mit Aufkleber Herkunft Kolumbien. Seltsam, Bananen werden in Kolumbien geerntet, mit einem Frachtschiff nach Europa gebracht und befinden sie jetzt wieder auf einem Frachtschiff via Afrika nach Südamerika - irgendwie verrückt.
Und wir dürfen den Maschinenraum und die Brücke besichtigen.
Leider dürfen wir aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren. Das Schiff wird von einem Hauptmotor angetrieben, dazu 5 kleinere Aggregate für die Zeit im Hafen, Strom etc... insgesamt 36000 PS. Der Hauptmotor hat 8 Zylinder und ist 4 Stockwerke hoch. Verbrauch von Hamburg nach Montevideo ca. 600 Tonnen Schiffsdiesel, Tankkapazität 1600 Tonnen. Der Schiffsdiesel ist ein Schweröl, der vor Verwendung erst zentrifugiert und gereinigt werden muß. Aufwendige Technik. Trinkwasser gibt es über eine Entsalzungsanlage, dann haben sie eine eigene Müllverbrennungsanlage, da nichts mehr über Bord geschmissen werden darf, dort wird alles außer Plastik verbrannt. (der Plastikmüll wurde in Afrika ausgeladen....)
Temperatur im Maschinenraum zwischen 36 und 45 Grad. hängt von der Außen und Wassertemperatur ab. unsere Geschwindigkeit beträgt meist ca. 32 Km/h, die großen Containerschiffe fahren teilweise mit 56 Km/h.
am 12. Juli erreichen wir um 7 Uhr früh den Hafen von Dakar. Er ist nicht sehr groß, mitten in der Stadt. Auf dem Schiff wird jetzt jede Tür versperrt, da afrikanische Arbeiter an Bord kommen um alte Autos hinauszufahren. Ich schätze inklusive der afrikanischen Security befinden sich 50 Senegalesen an Bord. als der Trubel leichter wird, gehe ich von Bord raus in den Hafen. Aus dem Hafen können wir nicht raus, weil wir keine Genehmigung haben.
Wie überall in Afrika gibt es auch hier Korruption. Kleine Geschenke hat jeder Gerne. Nachmittags kommen die Verantwortlichen des Hafens und einige Mitläufer an Bord und holen sich Softdrinks, Käse, Wurst, jeder 2 Stangen Zigaretten, sobald sie vom Schiff her unten sind, beginnen sie diese Dinge zu verkaufen. Direkt Geld verlangen wäre ja nicht nett, also läuft es über Umwege. Ich weiß nicht, wie viele Schiffe Dakar in der Woche anlaufen, aber da kommen sicher ein paar Dollar zusammen.
Im Hafen belästigt mich Hassan, ein Souvenirverkäufer, der extra den ganzen Tag gewartet hat, ob sich nicht eventuell ein Tourist von einem der Schiffe verirrt, und will geschnitzte Holzmasken für 60 Dollar verkaufen. Ich sage ihm, ich komme in 3 Monaten mit diesem Schiff zurück. Abends bleibe ich verbotenerweise im Frachtraum und schaue bei den Verladearbeiten zu.
In Dakar luden wir Bagger, Schwere Bergwerksmaschinen, Landwirtschaftliche Großgeräte und ein Turbinenteil für Alstom Brasilien, das alleine 55 Tonnen schwer war. Über die Laderampe können maximal 12 m breite, 6 m hohe und bis 250 Tonnen schwere Sachen ins Schiff gefahren werden. Einige Decks für Kfz sind Höhenverstellbar, somit ist das Schiff sehr flexibel, Ladungsgrößen betreffend.
Von Dakar fahren wir nur ein paar Stunden nach Banjul in Gambia.
Gambia ist ein kleines Land, das rundum von Senegal umgeben ist,
und nur eine kurze Küste mit einem Hafen besitzt. Ich war schon in vielen armen Ländern, aber Gambia gehört sicher zu den allerärmsten. Sehr korrupt, wieder kommen unzählige Leute an Bord um Geschenke zu holen, Intersant ist, das sie bevorzugt Fanta und alles zu trinken, das Orange enthält, haben wollen. Fanta ist jetzt aus. Die haben nicht mal gewartet bis sie von Bord sind um ihre Zigaretten zu verkaufen, sondern noch auf der Rampe wechselten die Besitzer.
Hier durften keine afrikanischen Arbeiter an Bord. die Crew selber mit 2 angeheuerten Fahrern aus Dakar fuhr die Autos von Bord.
Sind teilweise sehr genervt, da die Autos nicht anspringen, mehrere platte Reifen haben, das Getriebe streikt, Bremsen festgerostet sind und sich die Räder nicht drehen.... Scheißarbeit....
Normalerweise durften wir wieder nicht von Bord, maximal in den Hafen kurz raus zum Beine vertreten und ein paar Fotos machen,
Vom Schiff aus wirkt die Stadt exotisch, und das Hafen Tor ist nicht vergleichbar mit Europa, also ging ich raus. Ohne diesen Shortpass den man normalerweise braucht. Ich fragte am Tor, ob ich kurz raus kann ein paar Fotos machen, und der Schwarze sagte Ja, kein Problem. Es heftet sich natürlich gleich einer an meine Seite, und quatscht mich voll, und läuft dauernd nebenher, ich versuche ihn abzuwimmeln, ohne Erfolg. Er erzählt Welcome zu Gambia, peacefull Country.... Ja ja. Ich gehe entlang des Strandes, durch den Markt, auf dem es nicht viel gibt, das einzige Exportgut das ich entdecken konnte waren Mango. Er immer an meiner Seite, zerrt mich zu einem Shop -seine Tante- Ich soll Souvenirs kaufen. Mag ich nicht, kann ich auch nicht, da ich überhaupt kein Geld dabei habe, nur meine Kamera.
Ich rede mich raus und gehe zum Schiff zurück. Meine Fotoausbeute ist gering, da ich sofort Schwierigkeiten mit den Leuten bekam, sobald ich fotografierte. Sie wollen es gar nicht, oder nur gegen Trinkgeld.
zurück am Hafen Tor wollen sie mit jetzt auf einmal nicht mehr rein lassen. Meinen Shortpass wollen sie sehen. Ich zeige ihnen die laminierte Kopie meines Reisepasses, das reicht ihnen nicht. Sie sprechen es nicht aus, aber wahrscheinlich wollen sie Geld und ich habe keins dabei.
Jetzt war es gut, das der Andere dabei war. er begleitete mich zu einem 2. Tor, und dort war es kein Problem hineinzukommen.
Natürlich ging er jetzt mit bis zum Schiff und wollte für seine Dienste 10 Euro. Ich ging an Bord und sagte ihm ich komme mit dem Geld zurück, damit er Ruhe gab. Er wollte später an Bord und mich suchen, da ich nicht kam, erzählte mir einer der Crew später.
Wir waren das 1. Schiff von Grimaldi Lines, das den Hafen von Banjul angelaufen hat, die wollen mehr Waren aus dem Ausland, und wollen den Hafen ausbauen. Ich schätze Senegal nutzte bis jetzt die Situation aus und verkaufte Gambia überteuert Ware, bzw. erhob Zölle, für alles was durch Senegal nach Gambia transportiert wird. Es konnte ja auf kein anderes Land ausweichen.
Wir mussten im Hafen Übernacht bleiben, da wir nicht rechtzeitig zur Flut fertig waren, und mussten auf die Nächste warten. Halber Tag verloren. Wir hatten keine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Am nächsten Morgen war die Crew Stundenlang beschäftigt, das ganze Schiff nach Illegalen Afrikanern abzusuchen. Eine sehr wichtige Sache. Früher, wenn man einen fand, wurde er im nächsten Hafen abgegeben und wieder abgeschoben. Heute müssen die Schiffe in den Hafen zurückfahren, an dem er an Bord gegangen ist.
Wenn zb. sich einer in Dakar an Bord schmuggelt, und er kurz vor dem nächsten Hafen in Santos in Brasilien entdeckt wird, MUSS das Schiff umdrehen, die 5500 Km nach Dakar zurückfahren und ihn dort abliefern. Den Stress mit der Auslieferei will kein Land haben, darum haben sie die Verantwortung an die Reedereien abgewälzt.
Wir fahren jetzt über den Atlantik 8 Tage bis Santos. Wetter nachwievor gut, manchmal in der Nacht etwas Regen, das Meer immer glatt.
Am 16. stehe ich in der Küche und bereite für die gesamte Crew Topfenpalatschinken zu. Mir ist langweilig und ich muß etwas tun.
Allen schmeckt es sehr gut und ich bekomme den Auftrag für eine Torte.
Am 17. haben wir Sicherheitsübung. mit simuliertem Brand, Atemmasken, Rettung von Verletzten etc... Wir mussten die Überlebensanzüge anziehen, mit den Schwimmwesten in die Rettungsboote steigen, Sicherheitscheck ausführen, Boot ausfahren,
Motor starten, Batteriechecken. Es müssen alle mitmachen, auch wir Passagiere. sehr interessant, sehr professionell. Seit der Costa Concordia sind da glaub ich alle etwas ernsthafter und Grimaldi ist ja auch eine Italienische Reederei. Weiterst habe ich erfahren, das Grimaldi 2007 im Hafen von Antwerpen auch ein gekentertes Schiff zu beklagen hatte. Damals war eine Fehlkalkulation der Balasttanks schuld. Die Crew konnte vorher evakuiert werden.
Und als weiteres Highlight überqueren wir um exakt 22 Uhr 24 Minuten und 25 Sekunden den Äquator. und Tags darauf bekamen wir eine Äquatortaufe mit Zertifikat.
Bei der Taufe wird uns ein Ei auf dem Kopf zerbrochen, mit Öl und Sägespäne bestrichen und ein Kübel kaltes Meerwasser wird uns über den Kopf geschüttet. für Passagiere gestalten sie es etwas angenehmer und ersetzen das Öl durch mit Kakao angerührtes Wasser, sie Sägespäne durch Brösel und sie verzichten auf den Haarschnitt, der normalerweise auch dazugehört. Ich hätte eh keine zum Abschneiden.
unter Tag hatten wir teilweise über 38 Grad, je weiter wir in den Süden kommen desto kühler wird es. als wir in Santos ankommen haben wir 11 Grad. Jetzt heißt es Winterjacke auspacken und Haube aufsetzen. denn es ist sehr feucht und der Wind macht es richtig Kalt.
vor Santos können wir einige Wale beobachten, wie sie aus dem Wasser steigen und sich wieder hineinfallen lassen. wie im Fernsehen.
dadurch dass in Südamerika jetzt Winter ist, werden auch die Tage kürzer, die Sonne geht jetzt schon um 6 Uhr unter.
Santos ist ein sehr großer Hafen, wir sollten nur 18 Stunden bleiben aber wir müssen erst mal Warteposition beziehen, da vor der Bucht schon74 Schiffe vor Anker liegen, die auf einen Liegeplatz warten. Manche Schiffe warten über eine Woche bis sie im Hafen einen Platz zugewiesen bekommen. Der Hafen ist schmal und lang, wir fahren stundenlang und erreichen unsere Position um 23.00 Uhr. Die Arbeit geht gleich los, hier wird überall 24 Stunden gearbeitet.
Es ist eisig kalt und windig, gar nicht so wie man Brasilien im Kopf hat.
In Brasilien ist Roaming möglich, ich rufe kurz meine Emails ab und bin 15 Euro ärmer.
Nachmittags legen wir ab und fahren Richtung Argentinien in den Rio de la Plata.
Leider warten hier ebenfalls unzählige Schiffe die auf einen Platz in einem der Häfen Montevideo, Buenos Aires oder Zarate warten.
Wir gehen in der Nähe von Puente del Este vor Anker und müssen im Endeffekt 5 Tage hier warten.
Am 27. Juli hat unser Kommandant Geburtstag. Wir kaufen ihm eine Flasche Rotwein und basteln aus einem Couvert, ein paar Stiften und ein paar Streifen eines Kartoffel- und Zwiebelsackes eine Verpackung mit Schleife. Er ist heute sehr gesprächig und wir haben viel Spaß. Er ist froh, dass er in ein paar Jahren in Pension geht, So viel extra Kram, Dinge die eigentlich mit dem Job eines Kapitäns nichts mehr zu tun haben, die Zeitintervalle immer kürzer. Die Reedereien wälzen die Verantwortungen auf die Kapitäne ab, In Europa, wo sie Häfen in naher Distanz anlaufen, z.b. Tilbury, Antwerpen, Bremerhaven und Hamburg in einer Tour, dann hat die Crew Tagelang so gut wie keinen Schlaf, da zwischen den Häfen nur einige Stunden liegen, und das reicht für eine Erholung nicht aus. Das Gleiche auf der Brücke, die Lotsen kommen und gehen, der Kapitän muss durchgehend auf der Brücke sein. z.b. Wenn wir von unserer Ankerposition auf dem Rio del la Plata nach Zarate fahren, kommen währen der Strecke insgesamt 4 Lotsen an Bord, die jeweils für einen Abschnitt geschult sind, der Kapitän muss während dieser Zeit durchgehend anwesend sein. In diesem Fall 25 Stunden. Er darf sich dabei nicht vom 1. Offizier ablösen lassen. Früher konnte man, wenn man vor Anker lag das Beiboot/Rettungsboot verwenden um einen Landgang zu machen, Heute ist dies verboten.
Am 30. Juli passieren wir dann Buenos Aires und biegen in den Rio Paraná ab, ein großer Fluß, der ca. 1600 km weit Richtung Paraguay schiffbar ist. Wir nehmen den kleineren Flussarm, und fahren 60 km flussaufwärts nach Zarate. Leider befahren wir den Fluß bei Dunkelheit und so können wir nichts sehen.
Am 31. Juli um 4 .00 Uhr in der Früh legen wir an. Ein kleinerer Hafen für maximal 2 große und ein kleines Schiff, der hauptsächlich für die Kfz Verschiffung genutzt wird. Heute ist es auch schön Wetter und so gehen wir in die Stadt, es sind nur 3 km vom Hafen aus. Die Stadt ist nichts Besonderes, ein paar Cafés, Kneipen, aber sogar Warsteiner gibt’s hier. Wir essen ein Eis und verbringen die meiste Zeit in einem Café, da es dort gratis W-lan gibt.
Doch vormittags müssen wir erst auf die Rückkehr unserer Pässe warten. Ich bin während dessen wieder mal auf dem Schiff unterwegs und erkunde diesmal das Vorderschiff, auf dem die Container stehen. Als mich Alessandro später entdeckt und zurückschickt ist es mir egal, die Bilder sind im Kasten.
Michaele ein Geldwechsler kommt an Bord und gibt uns 8 Pesos für einen Euro. Super. Normal liegt der Kurs momentan bei 7.31. Aber in Argentinien sind alle ganz scharf auf Dollar und Euro, weil Devisen im Land fast nicht vorhanden sind. Die wirtschaftliche Situation ist schlecht. Und so bezahlen sie wesentlich mehr als der Wert, Hauptsache Euro oder Dollar. Für 500er Scheine würden sie sogar nochmals mehr bezahlen, da die sehr begehrt sind.
Am nächsten Tag Sauwetter. Ich gehe nicht in die Stadt, habe die ganze Nacht fast nicht geschlafen, der Arbeitslärm war enorm. Sie beluden das Vorschiff mit Containern, ohne Kran, sondern mit Lkw durch das Schiff und mit dem Gabelstapler abladen. Die Rampe führt aufwärts und somit viel näher an unseren Kabinen. Stahl überträgt auch den Schall sehr gut, somit war es wirklich laut.
Nachmittags gehe ich in den Laderaum und bereite meinen Landy auf die Abfahrt vor, lade ein und um.
In der Nacht auf den 3. August fahren wir dann endlich Richtung Montevideo. In der Früh war es bitterkalt nur 3 Grad +.
Es läuft alles sehr unzuverlässig in Südamerika. Michaele der Geldwechsler hat gesagt, ist wie Afrika hier. Nur die Hautfarbe ist heller. Der 2dn Mate bestätigt das. In Europa, Nordamerika und die High-End-Häfen in Asien (Japan, Südkorea, Hongkong und Singapur)
weißt du genau auf die Minute wann du ankommst, abfährst wie lange das Laden dauert, wann der Lotse kommt….
In Südamerika ist ein Tag auf oder ab nichts, du bist fertig, aber heute ist kein Lotse mehr da, der Lotse ist da, aber das Laden dauert noch Stunden…. Keiner mag das.
Endlich taucht am Horizont Montevideo auf. Früher Nachmittag am 3. August. Um 16.30 Uhr legen wir an. Fast an der gleichen Stelle wie 2008, als ich mit meinen Eltern auf Kreuzfahrt war.
Wir hatten eine kleine Diskussion - da wir erst spät nachmittags ankamen, bis wir unsere Formalitäten erledigt hätten wäre es Abend und somit finster geworden- ob wir noch über Nacht an Bord schlafen dürfen. Leider konnte das der Kapitän nicht entscheiden, wir mussten auf den Hafenagenten warten, der kam um 17.30 an Bord.
Am Abend rausfahren erschien uns sinnlos, einzig zu dem Zweck, Hotel und Parkplatz zu organisieren und gleich Geld für das Zimmer ausgeben. Sonst konnten wir nichts tun.
Wir durften bleiben, Ausschiffung am 5. August um 9 Uhr
Es war natürlich blöd, zuerst verbringst du 35 Tage auf diesem Schiff, und dann schmeißen sie dich fast raus. Da wir auf den Agenten warten mussten, blieb uns nichts übrig als unter Tag alles zu packen, damit wir gehen könnten falls…
Ich ging nach dem Abendessen in die Stadt, um mir ein paar Hotels, die ich im Reiseführer fand anzuschauen leider das meiste sehr teuer, der Rest Absteigen. Bewachte Parkplätze gab es mehrere, leider nur einen, in dem wir mit unseren hohen Fahrzeugen einfahren konnten.
Als ich dann zurückkam, traf ich Jean Pierre bei den Autos. Sein Toyota hat ein Problem, irgendetwas zieht Strom, und die Batterien sind leer. Nach dem Fremdstarten läuft der 6 Zylinder Motor zwar rund, dreht aber nicht höher als 1500 Umdrehungen. Der Motor ist generalüberholt, alles neu aufgebaut, keine 2000 km Laufleistung.
Er probiert einige Dinge und schmeißt schließlich die Haube verärgert wieder zu und geht schlafen.
Für mich heißt das beim Verlassen des Schiffes muss ich gleich Hilfe leisten. Bin schon gespannt auf morgen und gehe auch schlafen.
Um 6 Uhr früh bin ich schon auf, nach einer ausgiebigen Dusche verstaue ich meine restlichen Sachen noch im Jeep, esse zum letzten Mal Giacomos Foccacia zum Frühstück, schlendere noch ein wenig am Pier herum, mache noch ein paar Fotos vor dem Anker der Admiral Graf Spee, das Deutsche Kriegsschiff, das vor Montevideo von den Engländern versenkt wurde.
Dann warten wir auf unsere Freigabe. Und die kommt um 9.15 Uhr. Wir verabschieden uns von Allen ausgiebig und gehen runter, ich starte mit Big John den Toyota von Jean Pierre und dann fahren wir gemeinsam über die Rampe.
Draußen werden wir von einem Hafenmitarbeiter übernommen, bekommen die gestempelten Pässe, und wir folgen seinem Fahrzeug zum Zollgebäude. Dort nehmen wir in einem typischen Beamtenbüro platz, und wir können wieder über das Arbeitstempo unserer heimischen Beamten freuen. Wir brauchen Gott sei Dank nur ein Formular, eine DinA4 Seite, diese auszufüllen dauert eine geschlagene Stunde. Ein maximal 2 Fingersystem, endlos langsam mit vielen Pausen. 2 Mann.
Um 11 Uhr steigen wir dann in die Wagen, drehen den Zündschlüssel um, der Schranken geht auf, Blinker rechts und wir lassen den Hafen und somit den Abschnitt der Schiffsreise hinter uns und wir freuen uns auf das, was kommt.