Peru Süd - Von Arequipa nach Lima

 

 

Eigene Erfahrungen:

 

Generell habe ich die Peruaner bisher sehr freundlich aber zurückhaltend erlebt, die Städte und Inkastätten sind sehr interessant und alle besuchenswert, teilweise herrscht in Kirchen (speziell in Cusco) und auch Museen innen Fotografierverbot. Die Hauptverkehrsverbindungen auf diesem Abschnitt waren meist Asphalt und relativ gut befahrbar. In den Bergen in der Regenzeit muss jederzeit mit Erdrutschen gerechnet werden. Der Verkehr ist im Umkreis von Lima und auch auf den Bergstrecken teilweise sehr stressig und rücksichtslos.

Überholen in Kurven ohne Sicht ist Standard, in Limas Vororten teilweise chaotisch, speziell auf die Minibusse muss aufgepasst werden, die wechseln ständig die Spur,  ohne Blinker, nur mit Handzeichen, denn die Fahrzeuge kommen teilweise so nahe, das man die Blinker sowieso nicht sieht. Permanentes Hupen. Ich konnte 3 Mal einen Zusammenstoß grad noch verhindern. Abstand sicher jeweils unter 10 cm.

Tankstellen sind ausreichend vorhanden, preislich ok. Diesel im ganzen Land ist Biodiesel mit 5 % Bioanteil. Im Gegensatz zu anderen Reisenden bin ich bisher noch nicht mit korrupten Polizisten in  zusammengestoßen, aber Kontrollen sind generell sehr häufig, oft mehrfach am Tag, verliefen aber bisher sehr freundlich. Nur einmal wollte ein Polizist das Originaldokument der Versicherung haben, da ich diese per Email verlängert habe, konnte ich das nicht vorweisen, nach einiger Diskussion durfte ich weiterfahren.

Peru ist bisher auf der Reise das Land mit dem meisten Müll. Speziell der Küstenbereich wirkt sehr dreckig und verwahrlost.

Aber grandios ist die Küche Perus, sehr vielfältig, riesen Obstauswahl, Qualität der Restaurants generell gut bis sehr gut. Für ein armes Land eher hohe Preise.

 

 

 

Probleme:

 

 Auf diesem Abschnitt keine am Fahrzeug, gesundheitlich oder mit Sicherheit, rate trotzdem zu erhöhter Vorsicht, da speziell entlang der Küste das Risiko groß ist. Vor 3 Tagen wurden Reisende, die ich in Lima im Hostal getroffen habe, überfallen. Etwas nördlich  von Lima wollten sie an einen Surfstrand, dabei wurden sie von 2 Maskierten mit Pistole und Pumpgun atackiert, Scheibe eingeschlagen, einer der beiden Reisenden musste mit mehreren Stichen am Kopf genäht werden, Die Räuber wollten wahrscheinlich den VW Bus haben. Die beiden Reisenden konnten grad noch entkommen. Die Polizei ist in solchen Fällen eher keine Hilfe.

 

Reiseroute:

Arequipa - Canahuasi -Patapampa - Chivay - Mirador el Condor - Cabanconde - Huambo -Madrigal - Chivay - Tuti - Sibayo - Yauri - Sicuani - Cusco - Quenqo - Pukupukara - Tambomachay - Pisaq - Urubamba - Ollantaytambo - Maras - Moray - Izcuchacha - Tarawasi - Jonoc - curahuasi, Saywite - Abancay  - Laguna Pacucha - Andahuaylas - Chincheros - Ocros - Ayacucho - (Südroute) - Rumichaca - Santa Ines - Abra Chonta - Lachoc - Huancavelica - Izcuchanca - Huancayo - Santa Rosa de Ocopa -  Jaula - Laguna Paca - La Oroya - Paso Abra Anticona - Chicla - Chosica - Lima - Stadtteil Miraflores

 

Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn 51500.

 

 

Reisezeitraum: 

28. März bis 20. April 2015

 

Reisebericht:

 

 

Nach einer Woche Aufenthalt in der wunderschönen Stadt Arequipa war die Zeit zum Aufbruch gekommen. Das nächste Ziel hieß Colca Canyon. Dieser ist nur knappe 100 Km von Arequipa entfernt und der Weg führte mich erstmal die Strecke zurück, die ich bei der Anreise wegen des Nebels nicht sehen konnte. Viele Serpentinen führten wieder hinauf auf die von Vulkanen gesäumte Hochebene. Jetzt steht nur noch ein 4830 m hoher Pass zwischen mir und dem Colca Canyon. Nachdem ich ihn erklommen hatte, bot sich von einem Aussichtsplatz ein traumhafter Blick rundum auf ein knappes Dutzend Vulkane.

Von nun an ging‘s bergab. Die Straße eröffnet immer wieder Ausblicke in den oberen Teil des Tales um Chivay. Die Aussichtspunkte sind immer gesäumt von Verkäuferinnen mit Souvenirs und Alpakakleidung. Es wird zusehends grüner. Das Tal besitzt sein eigenes Mikroklima und ist heute noch ein wichtiges landwirtschaftliches Nutzungsgebiet. Die Regenzeit ist nach wie vor allgegenwärtig und alles wächst und blüht. Die erste Anlaufstelle im Tal war Chivay, ein kleiner gemütlicher Ort und zugleich „Hauptstadt“ der Gegend

Die Fahrt ist angenehm, da der Canyon mittlerweile die 3.-meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Peru ist, sind die Hauptstraßen asphaltiert und in gutem Zustand. Cruisen. Mein Ziel für heute ist der Mirador Cruz del Condor. Auf dem Weg dorthin durchquere ich einige kleine Orte, die verschlafen an den Hängen des Tales liegen. Yanquai ist so einer. Die Felder um den Ort blühen, die Menschen sind teilweise mit der Kartoffelernte beschäftigt. Der Alltag läuft beschaulich. Von hier aus bietet sich auch eine der wenigen Möglichkeiten den Fluss zu queren und die andere Seite des Canyons zu erkunden. Das hebe ich mir aber für den Rückweg auf.

Weiter führt die Straße via Achoma und Maca zum Mirador Cruz del Condor. Das Tal wird zusehends steiler, die Ausblicke spektakulärer. Die Stunden verfliegen, gefühlte 100 Mal das Auto verlassen für einen Ausblick der noch besser ist als der vorhergehende. Am Mirador verbringe ich eine ruhige Nacht bevor ich mich mit Kamera und Teleobjektiv bewaffnet aufmache um die Kondore zu fotografieren.

Der Colca Canyon erreicht hier am Mirador Cruz del Condor seine tiefste Stelle, der Fluss liegt unglaubliche 1200 m unterhalb. Die Berge rundherum sind noch viel höher. Das macht den Canyon zum 2. tiefsten Canyon der Welt, tiefer als der Grand Canyon. 7 Uhr, ich bin der erste hier und auch noch ganz alleine. Das änderst sich allerdings nach 8 Uhr, als Heerscharen Touristen mit den Tour Gruppen einfielen. Da dachte ich das war’s. Ich hatte die Hoffnung auf Kondore schon aufgegeben, hatte bisher nur ein paar kleine Vögel, die aber mit umso lauterer Stimme auf sich aufmerksam machten, vor die Linse bekommen.

Und jetzt dachte ich, sind zu viele Menschen hier. Aber auf einmal schreit einer „ Da, da drüben, da fliegt einer“. Sofort halten 300 Kameras nach links und es macht nur mehr „ klick, klick, klick“ Leider sind sie noch zu weit entfernt für gute Fotos. Diese riesigen Vögel, mit bis zu 3,2 m Flügelspannweite sind die Könige der Lüfte. Sie nutzen die morgendliche Thermik, um, auf der Suche nach der täglichen Beute, auf den Aufwinden aus dem Tal, durch die Luft zu gleiten. Ein phantastisches Schauspiel. Man kann genau beobachten, wo sich die Aufwinde befinden, wo schon Sonnenlicht in die Tiefe dringt, wo noch Schatten sind. Die Kondore – es waren 6 Stück an diesem Tag – wechselten im Laufe der Zeit das Revier, erst links, dann in der Mitte, zum Schluss überflogen sie die Hänge rechts des Mirador. Dabei flogen sie teilweise nur in ein paar Meter Abstand an uns Touristen vorbei. Richtiggehend genial. Bis um halb 11 dauerte das Spektakel, dann waren sie verschwunden. So plötzlich wie sie gekommen waren.

Einige Km weiter folgt Cabanconde, ebenfalls ein beschaulicher Ort, Ausgangspunkt für Wanderungen in die Umgebung. Ich fahre hier ein wenig Kreuz und Quer, nochmal zurück zum Mirador, um dann über eine der wenigen Brücken auf die anderes Seite des Tals zu fahren. In Madrigal und Lari stehen ebenfalls alte Kirchen, eine ist offen und ich bin überrascht von der Innenarchitektur. Ich treffe einen Kirchenmusiker, der mir über die Entstehung erzählt und über die Zerstörungen durch Erdbeben und dem gegenüberliegenden Vulkan. Diese Seite des Tal ist touristisch praktisch noch nicht erschlossen, die Tour Gruppen kommen nicht hier her. Von hier ist es nicht mehr weit zurück nach Chivay. 3 Km außerhalb befindet sich eine Thermenanlage, dort verbringe ich den nächsten Tag. Banos de Calera. 39 Grad Wassertemperatur, 5 Pools, davon 2 innen. Unter Tags ist es ruhig, perfekt zum Entspannen.

 

Via Tuti führt die Straße nach Sibayo, dort biegt die Piste nach Cusco unter steilen Felsformationen nach links ab über eine Brücke. Von hier wird die Piste zusehends schlechter, der Landy rüttelt sich durch die Schlaglöcher. Irgendwann beginnt dann glücklicherweise ein frisch präparierter Abschnitt und es geht besser voran. Der Großteil der Strecke liegt auf über 4000 m, 2 Pässe mit 4800 und 4500 m sind zu queren. Immer wieder flankiert von schönen Seen und zahlreichen Lamas, Alpakas und Schafsherden. Bei Tintaya und Yauri kommen riesige Minen ins Bild, dann biegt die Straße ins Haupt-Tal Richtung Cusco ab.

Kurz danach lädt die erste Inka Sehenswürdigkeit zum Besuch ein. Die Ruinen von Raqchi- der Tempel des Wiracocha. Diese, hier angelegte Siedlung mit Häusern und Lagersilos zu Füßen des Vulkan Quimsachata wurde wahrscheinlich von einer Prä-Inka Kultur angelegt, später aber dem 8. Inka Wirachocha geweiht. Von dem 100 mal 25 m großen Tempel, mit für diese Zeit untypischer Bauweise mit Satteldach, steht nur noch die 12m hohe zentrale Wand und 21 Säulenreste. Die 22. Säule wurde rekonstruiert.

Die Bausteine sind vulkanischen Ursprungs, eher grob und wurden schlampig und oberflächlich bearbeitet. Mit Lehmmörtel gemauert. Die Anlage liegt idyllisch in dem Tal, flankiert von Feldern und Bächen.

Die letzten Km bis Cusco ziehen sich, der Verkehr nimmt zu, in den Ortsdurchfahrten geht es eng her. Wenn 2 Lkw`s zusammentreffen bleiben nur mehr Zentimeter Platz. Irgendwann ist Cusco erreicht, Ich muss jetzt nur noch durch das Zentrum, verfahre mich einmal in eine Abkürzung, kann die steile Straße nur mit Untersetzung bewältigen, dann stehe ich vor dem Tor des Camping Quinta Lala.

Idyllisch gelegen mit schöne Wiese und einem kleinen Wald liegt der Platz sehr angenehm und einigermaßen ruhig 20 Gehminuten von der Plaza entfernt oberhalb der Stadt. Gleich gegenüber befindet sich eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von CuscoSaqsaywaman. Doch dazu später mehr.

Für mich ist es der 2. Besuch hier in Cusco, Wie immer genieße ich den Bummel durch Örtlichkeiten, die ich schon mal besucht habe. Das Beobachten, was erkenne ich noch, was hat sich verändert etc…. finde ich jedes Mal aufs Neue spannend.

Ich bleibe eine Woche hier und lasse mich treiben und genieße die vielleicht schönste Stadt in Peru. Das Wetter ist im Großen und Ganzen gnädig und freut sich mit viel Sonne ebenfalls auf das Osterwochenende.

Einst war Cusco die Hauptstadt des Inkareiches und Nabel der Welt. Sie war mindestens so mächtig wie Rom zur damaligen Zeit und soll auch reicher gewesen sein. 1533 eroberten die Spanier unter Führung von Pizzaro Cusco. 1536 wollten die Inkas Cuscos zurückerobern und belagerten die Stadt mit bis zu 200000 Soldaten. Die Spanier überstanden die Invasion mit viel Glück, aber der Großteil der Stadt war zerstört. Die Inka suchten sich eine neue Hauptstadt und die Spanier begannen Cusco wieder aufzubauen. Die Spanier verwendeten die alten Inkafundamente und Mauern als Basis für ihre Kolonialbauten. Daraus entstand das heute so reizvolle Stadtzentrum.

Das Zentrum bildet die Plaza de Armas, umgeben von Regierungsgebäuden, Säulengängen, der Kathedrale und der noch schöneren Iglesia la Compania.

Auf den Rundgängen durch die engen Gassen, deren untere Steinreihen aus Erdbebensicheren Inkamauern bestehen, begegnen einem immer wieder Einheimische die sich in bunten Trachten und von kleinen Alpakas oder Lamas begleitet für Fotos anbieten. – Für ein kleines Trinkgeld natürlich – Ein paar Mal konnte ich da auch nicht wiederstehen.

Besonders hervorheben möchte ich die Detailarbeiten an den Bauwerken, auch die Holzbalkone sind zum Teil sehenswert. Genauso wie der Mercado und das Einkaufsviertel. Wie immer herrscht hier buntes und geschäftiges Treiben.

Auch auf dem Camping Platz herrscht buntes und geschäftiges Treiben, das Osterwochenende in der Stadt war Anziehungspunkt für viele andere Reisende und wir verbrachten viel Zeit mit dem Austausch von Reiseerfahrungen.

Ich traf die Franzosen Jack und Christina mit dem weißen Landrover wieder,

Gina aus Kanada und ihren israelischen Freund dessen Namen ich leider vergessen hatte. Ups. Und die Brasilianer Romulo und Mirella, die von Nissan gesponsert auf großer Tour sind und Max aus Deutschland mit seinem Toyota. Speziell die Brasilianer sind wahre Spaß Kanonen und von Langeweile keine Spur.

Gleich neben dem Camping, 150 m über der Stadt thront die Festungsanlage von Saqsaywaman. Schwierig auszusprechen, aber denkt an Sexy Woman, das hört sich dann ähnlich an. Dieses gewaltige Bauwerk, das sich auf über 2.5 ha Fläche erstreckt, wurde von Tupac Yupanki, dem 10. Inka in Auftrag gegeben um den meistgefährdeten Zugang nach Cusco zu schützen. 70 Jahre lang wurde an dem Bauwerk von bis zu 40000 Arbeitern gebaut, dessen Grundriss die Form eines Falken darstellen sollte.

Einige Archäologen halten das Bauwerk aber auch für eine reine Kultstätte des Sonnengottes.

Für mich ist dieses Bauwerk überwältigend. Auf mich persönlich hat dieses Bauwerk eine größere Wirkung als Machu Picchu. Speziell die untere der 3 im Zickzack angelegten Mauern. Alleine die riesige Steingröße ist unglaublich. Der größte Stein dieser Mauer ist ca. 6 mal 5 mal 4 Meter groß und wiegt fast 50 Tonnen. Wie diese Steine bewegt wurden ist bis heute nicht wirklich ergründet. Man muss bedenken, dass die Inka das Rad nicht kannten.

Das Highlight der Osterprozessionen fand am Karfreitag statt.

Nachmittag um 3 fand eine Messe in de Kathedrale statt, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Auch die Gänge waren alle von stehenden Gläubigen besetzt. Hier konnte ich keine Fotos machen, da in der Kathedrale, genau wie in den meisten anderen Kirchen von Cusco, das Fotografieren innen verboten ist.

2 Stunden dauerte die Messe. Ich glaube seit 25 Jahren war ich nicht mehr so lange in einer Kirche. Ich verstand natürlich nicht viel von der Messe, aber die Predigten und der Gesang in Spanisch gefiel mir viel besser als unsere Predigten in Deutsch. Viel melodischer finde ich, und weicher. Am Ende der Messe wurde ein verhülltes Kreuz mit Jesus durch die Kirche getragen, einmal rundum und dann im Mittegang zurück zum Altar. Gar nicht so leicht in dieser zum Bersten gefüllter Kirche. Vor dem Altar, oben auf der Treppe wurde der verhüllte Jesus schließlich bei Gebeten und Gesängen enthüllt. Anschließend wurde das Kreuz auf Samtkissen gebettet, auf der Treppe vor dem Altar abgelegt und die ganze Kirche erhob sich und pilgerte in endloser Schlange vor zum Altar, um vor Jesus niederzuknien und ihn zu berühren.

Die Messer wurden von einem Bischof geleitet, begleitet von einem knappen Dutzend Priestern verschiedenen Alters und einer weiteren hohen Anzahl von Ministranten. Ein großer Chor mit gewaltiger Stimme ließ die Kirchenlieder erklingen.

Nach dieser ergreifenden Zeremonie wechselten die Pfarrer und das Begleitpersonal hinüber in die Iglesia de Convento la Merced. Sie wurden hier ebenfalls schon von einer großen Menschenmenge erwartet. Nach einer kleinen Andacht in der Kirche begann die Prozession. Voraus ein paar Abordnungen der Feuerwehr und einiger Orden, folgte erst die Dornenkrone in einem Glasbehältnis, anschließend ein gläserner, beleuchteter Sarg mit Jesus, gefolgt von weiteren Abordnungen und einer riesigen Maria Statue. Jeweils begleitet von Priestern, die immer wieder Gebete anstimmten. Zwischen Sarg und Statue gingen der Bischof und einige Priester unter einem Baldachin, ein großes Kreuz in der Hand. Anschließend folgten die Gläubigen. Alle 50 Meter stoppte der Zug um zu Beten und zu Singen.

Aber es war ein seltsamer Zug, begleitet von Soldaten, das Sturm-Gewehr geschultert, marschierend im Paradeschritt, gefolgt von einem ganzen Bataillon von Soldaten und Polizisten in Ausgeh-Uniform.

Da hier in Peru das uns bekannte Karfreitags-Fischessen unbekannt ist, konnte ich mich anschließend ohne Reue dem Besuch eines Rodizio Restaurants erfreuen und meine persönlichen früheren Karfreitags-Traditionen fortleben lassen.

Hier finden die meisten religiösen Veranstaltungen hauptsächlich während der Woche zwischen Palmsonntag und Karfreitag statt, nach dem Karfreitag tut sich nicht mehr viel. Nur am Ostersonntagabend fand in der Iglesa la Compania und auf der Plaza noch eine Messer statt, die von alten lokalen Brauchtümern und Tänzen dominiert wurde. Einheimische waren in alte bunte Gewänder gekleidet, mit Masken und großen rechteckigen Hüten. Zu Musik und von großen Trommeln begleitet gaben sie sich stundenlang fast extasichen Tänzen hin. Der Ostermontag ist in Peru ein ganz normaler Arbeitstag.

Das hieß auch für mich Zeit zum Aufbruch.

Mein nächster Reiseabschnitt führt mich durchs Valle Sagrado, das heilige Tal des Rio Urubamba. Diese Strecke ist gepflastert mit vielen kleineren und größeren Tempeln, heiligen Stätten, Ruinen und Inka-Terrassenanlagen. Bei meinem ersten Besuch in Peru hatte ich nicht die Zeit dafür, damals stand Machu Picchu auf der Prioritätenliste, heute ist es umgekehrt. Für mich reicht es locker aus, Machu Picchu einmal im Leben gesehen zu haben, auch hier nehmen die Touristenströme derart überhand das man die Mauern vor lauter Menschenmassen fast nicht mehr sieht. Und es ist mittlerweile eine der teuersten Sehenswürdigkeiten in Südamerika, wenn man die An und Abreise, Übernachtung in Aguas Calientes etc… miteinbezieht. Wer all die genauso interessanten Anlagen und Ruinen, die hier im Umkreis stehen, besichtigt, entdeckt ebenfalls all die Details und die Bauweise der Inkas. Die Terrassen und heiligen Plätze geben Einblick in die Lebensweise und Kultur der Inkas. Für mich sind wie so oft auf Reisen die kleineren Plätze oft die größeren Highlights.

Beginnen wir mit Qenqo, einer heiligen Stätte etwas außerhalb von Cusco. Durch den Felsen zieht sich schlangenförmig ein Tunnel mit einer Opferrinne, in die aus Schalen Blutopfern geschüttet wurden. Es floss in die Höhlen des Tempels hinab. Auf den Sockeln saßen bei Zeremonien oder Opfergaben wahrscheinlich Mumien. Ungeklärt ist heute noch die Bedeutung von Skulpturen an der Oberfläche.

Hier traf ich ein nettes Paar aus Niederösterreich. Manchmal ist doch jemand aus der Heimat unterwegs.

Einige Km weiter befinden sich die Ruinen von Pukapukara. Diese Anlage besaß eine strategische Bedeutung und erfüllte seinen Hauptzweck als Wehranlage. Sehr schön ist hier die Bauweise der Mauern mit Lehmkern zu erkennen. Die Anlage befindet sich nur einen Steinwurf entfernt von Tambomachay, Wahrscheinlich eine Art Wasserheiligtum oder / und ein Landsitz des Inkas Tupac Yupanki. Aus den Quellen im Hügel hinter dem Bauwerk sprudeln noch heute die Wasser. Sehr Idyllisch gelegen.

Die Landschaft ist geprägt von sanften Hügeln und Bergen, das Valle Sagrado und die Nebentäler waren für die Inkas von großer Bedeutung – und sind es auch heute noch. Denn das milde sanfte Klima und der fruchtbare Boden an den Ufern des Rio Urubamba ermöglichen den ertragreichen Anbau diverser Gemüse und Getreide. Die Inkas legten auf den Berghängen tausende von Terrassen an, teilweise in schwindelnde Höhen hinauf um die Berge nutzbar zu machen. Hohe bauliche Fertigkeiten und immer andauernde Renovation erhielten sie die Terrassen bis heute und sie werden nach wie vor benutzt.

Die Straße überquert den Fluss und ich bin in Pisaq angekommen. Der Ort besitzt eine alte kulturelle Vergangenheit, heute ist er hauptsächlich bekannt für seinen riesigen Markt. Hier wird alles von Alpacakleidung bis Souveniers feilgeboten und ist Ausgangspunkt zur Besichtigung der Ruinen von Pisaq. Man kann die Ruinen erklimmen in einem anstrengenden Fußmarsch vom Ort aus, der alle paar Stufen neue Ausblicke eröffnet oder via KFZ hinauffahren auf der Rückseite des Berges. Praktisch der ganze Berg ist bebaut, beginnend mit unzähligen riesigen Terrassen, Wehranlagen, Häusern und Tempeln.

Einige schön angelegte Wege verlaufen durch die Anlage, Trepp auf Trepp ab, durch einen Tunnel wandert man entlang der Bergflanke bis sich 300 m über dem Tal ein Bergvorsprung öffnet, auf dem sich die Ruine einer wunderschönen Tempelanlage befindet, mit Befestigungsmauer, Toren und Terrassen. Im Zentrum befand sich das Sonnenheiligtum Intiwatana. Von hier hatten sie einen sehr guten Überblick über das Tal. Bauwerklich betrachtet steht die Anlage Machu Picchu nicht viel hinten nach denke ich.

Mein nächster Halt auf der Ruinentour war Ollanta mit dem Tempelberg Ollantaytambo. Ollanta ist ein überschaubarer kleiner Ort, der einzige, in dem sich der Grundriss seit der Inka Zeit nicht verändert hat. Vom Bahnhof hier fahren auch die Touristenzüge nach Machu Picchu ab. Ollanta war zur Inka Zeit landwirtschaftliches und militärisches Zentrum, begünstigt durch mildes Klima und gute Wasserversorgung. Er gilt als der älteste durchgehend bewohnte Ort Südamerikas.

Auf einem Felsvorsprung hoch über dem Ort liegt die Festung Ollantaytambo, oberhalb von dutzenden künstlich angelegten Terrassen. Der Aufstieg über die Terrassen ist eindrucksvoll, sie verfügen über ein ausgeklügeltes Be- und Entwässerungssystem das auch heute noch funktioniert.

Auch hier unvorstellbar, wie die bis zu 50 Tonnen schweren Felsblöcke vom Steinbruch auf der gegenüberliegenden Talseite hier hinauf auf den Berg gebracht wurden, ohne Kenntnis von Rad und Flaschenzug. Teilweise 6 m lang und bis zu 2 m hoch. Ich verbringe 2 leider sehr regenreiche Tage hier.

Leider wird das Wetter nicht besser und beim Besuch der nächsten interessanten Orte verwandeln sich die Pisten in wahre Schlammbäder. Den Salzterrassen von Pichingoto statte ich nur einen kurzen Besuch ab, Das Wetter lädt nicht direkt ein zu einem nassen, dreckigen Fußmarsch durch die Terrassen mit den 3000 Salzbecken. Es dauert ca. einen Monat, bis sich in einem solchen Becken ca. 250 kg Salzkruste gebildet hat. Na ja, man kann nicht jeden Tag von Sonnenschein gesegnet sein. Ich kaufe ein Paket Salz und eine Tafel Frustschokolade mit Körnern der Salzterrassen, die genau zum Wetter passt. Auf den ersten Biss, nach kurzem süßem Aroma folgt der herbe Geschmack des Kakaos, zum Schluss verbleibt der salzige Geschmack der eingearbeiteten Salzkörner auf der Zunge.

Nur einige Km entfernt, hinter dem Ort Maras liegt Moray. Die Inkas betrieben hier eine Art landwirtschaftliches Forschungszentrum. Die bis zu 30 m tiefen und 150 m im Durchmesser großen mikroklimatischen Ackerbauanlagen mit mehreren Terrassen funktionierten wahrscheinlich ähnlich wie Gewächshäuser, die je nach terrassentiefe zeitgleich einen Temperaturunterschied von bis zu 15 Grad aufwiesen.

Die Schlammschlacht ging weiter, nicht nur vom Landy war außen die Farbe fast nicht mehr erkennbar, auch von meiner Kleidung nicht. Auf dem rutschigen Boden bin ich voll ausgerutscht und meine komplette Kehrseite hatte eine schöne lehmig braune Farbe angenommen. Und ich war drecknass. Vor der Weiterfahrt nach Chinchero war erstmal ein Kleiderwechsel notwendig.

Chinchero war ein altes Landwirtschaftszentrum der Inkas, jeden Sonntag findet hier auch ein großer Markt statt, Schöne Kirche mit freistehendem Turm, Hier soll der Inca Tupac einen Palast gehabt haben und um ca. 1480 den Ort mit Tempeln und Bädern ausgebaut haben.

Zu Mittag stärkte ich mich mit einem riesigen gedämpften Maiskolben und Frischkäse, dann verließ ich die Gegend nordwärts auf sehr kurvenreichen Straßen.

Das nächste Hauptziel hieß Lima, die meisten Reisenden folgen der Strecke bis nach Abancay und verlassen dann die Berge in Richtung Küste via Nasca nach Pisco. Als ich vor mehr als einem halben Jahr von Lima aus nach Asien geflogen bin, habe ich die Küstenstraße bereits mit dem Bus befahren, und ich habe wenig Einladendes gesehen. Sehr arm, sehr dreckig, nur kahle Wüste, das hat mich nicht sehr angeturnt. Deshalb habe ich mich entschieden, der Route durch die Berge zu folgen. Unterwegs bei Tarawasi nochmal ein Stopp bei einer kleinen Inka- Wehranlage, dann reicht‘s mir erstmal mit Mauern, Ruinen und Steinen.

Die Anlage und der Ort liegen eingebettet in einer sehr schönen, grünen Landschaft, die sich an dem Tag leider nicht sehr oft zeigt. Leider dominiert Regen und Nebel. Eine willkommene Abwechslung bietet hier das peruanische Hochzeitspaar, das sich just in dem Moment vor dem alten monumentalen Hintergrund in traditioneller Tracht ablichten lässt. Ich starte eine kleine Unterhaltung und frage ob ich auch ein paar Fotos schießen darf, Kein Problem. Und alles Gute zur Hochzeit. Die Straße führt in unzähligen Kurven weiter hinunter in das Tal des Rio Apurimac, einem Quellfluss des Amazonas. Er entspringt in der Nähe des Colca Canyons, ich bin 8 Km an seiner Quelle vorbeigefahren. Hier ist er bereits zu beträchtlicher Größe angeschwollen. Die Strecke führt entlang des Ufers auf und ab, Immer begleitet von tollen Ausblicks-Möglichkeiten. Das Tal ist eng, die Felsen steil. Die Straße überquert den Fluss auf einer großen Hängebrücke, um dann auf der anderen Seite wieder steil einige hundert Meter höherzusteigen. Grandios.

Nach den vielen Kilometern endloser müde machender Kurverei kommt sie gerade recht, die Terma de Conoc, eine kleine Therme direkt am Ufer des Apurimac. Nochmal ein paar Km steile Serpentinen hinunter und ich bin da. Und was sehe ich, einen grünen alten Mercedesbus mit Salzburger Nummer. Na das passt doch. Kaum eingeparkt startet schon die Begrüßung und Unterhaltung mit Christian und Veronica, die auch schon seit einiger Zeit in Südamerika herumreisen. Sie laden mich zum Abendessen und einer Flasche Wein ein in ihren Bus, wir quatschen bis tief in die Nacht. Den gesamten nächsten Vormittag verbringen wir im Pool. Leider mit 30 Grad nicht ganz so angenehm warm wie die letzten Thermen. Die beiden hatten schon von mir gehört, ich zitiere: „ Ach ja, wir haben schon von dir gehört, du bist doch der, der in Chile fast jede Straße abgefahren ist.“ Wir hatten viel zu lachen. Sie zieht es zu Mittag weiter, ich bleibe. Ich wasche mein Auto, passt hier ganz gut mit dem warmen Wasser, dann spring ich nochmals in den Pool. Abends kommt noch ein anderes Reisemobil und viele Peruaner, die Nacht wird leider laut. Es war Wochenende, die Therme hat auch nachts geöffnet, und so war Party angesagt. Südamerika Like halt.

Kurz vor Cachora besuche ich der Stein von Seywite. Dieser Stein in Front einer kleinen Ruine misst 4 Meter im Durchmesser und zeigt in Stein gemeißelte Landschaften mit Bergen, Terrassen, Häuern, Tieren und Menschen. Er ist noch nicht viel erforscht, könnte aber ein Landkartenrelief der 4 Landesteile des Inkareiches darstellen.

Die Straße verläuft weiterhin sehr kurvig, bergauf, bergab, seit Ollantaytambo habe ich bisher 6000 Höhenmeter bergauf und auch hinunter zurückgelegt. Obwohl die Strecke asphaltiet ist schaffe ich heute nur 215 Km. Immer wieder Erdrutsche, die die Straße blockieren, meist ist eine Fahrspur notdürftig freigeräumt.

Ich freue mich, als ich mit den letzten Sonnenstrahlen an der Laguna Pacucha ankomme. Ich erblicke einen netten Platz, und frage den Besitzer, ob ich hier übernachten könne. „Sicher“ sagt er. Auf meine Frage was es denn kostet, antwortet er mit einem Lächeln auf den Lippen „Libre“. Umsonst. Ich lächle zurück und bedanke mich. Das sind die kleinen Momente die ich so liebe.

Nach einer ruhigen und ausgeschlafenen Nacht führte die Strecke weiter durch die Stadt Andahuaylas und einigen kleinen Dörfern hinauf auf den nächsten Pass, die Kurven werden nicht weniger.

Das nächste Etappenziel heißt Ayacucho. Doch vorher führte die Straße wieder hinunter von über 4000 m auf 1800 m, totaler Klimawechsel, es wurde heiß, Plantagen mit Orangen, Bananen, Karambolen und anderen Früchten säumen den Weg. Nach der Überquerung des Rio Pampas öffnet sich ein richtiger Kakteenwald. Ich zähle ein Dutzend verschiedener Arten. Erst ab 3000 m ändert sich die Landschaft wieder, wird erst grüner, dann wieder karger.

Die Stadt selbst liegt auf angenehmen 2700 m und hat heute fast 200000 Einwohner. Das Stadtzentrum dieser typischen Kolonialstadt mit 37 Kirchen besitzt ein sehr schönes Zentrum, die Plaza ist gesäumt von Gebäuden mit schönen Arkadengängen, eine Fußgängerzone lädt zum Bummeln ein. Die Sehenswürdigkeiten liegen maximal 2 Blocks in jede Richtung von der Plaza und sind schnell ab spaziert. Bei schönem Wetter gleich wieder ein Genuss. Ich hänge den Tag hier rum, sitze an der Plaza, beobachte die Menschen, gönn mir mal ein Eis, da es richtig warm ist.

1970 gründete Abimael Guzman eine Partei mit dem Namen Partido Comunista del Peru por el Sendero Luminoso Mariategui. Aus dieser Partei ging einiger Jahre später die Terrororganisation Sendero Luminoso – Leuchtender Pfad hervor, die für einige Jahre für Angst und Schrecken in Peru sorgte. Guzmann wurde 1991 überraschend verhaftet. Die Organisation schrumpfte und führt nur mehr gelegentlich Anschläge aus.

Leuchtender Pfad:

 

Spätnachmittags fahre ich den Berg hinauf, durch die armen Randzonen der Stadt, um zu meinem Übernachtungsplatz zu fahren. Ich hatte von einem anderen Reisenden gehört, dass sich oberhalb der Stadt ein Aussichtspunkt mit Restaurant befindet, in dessen Innenhof man übernachten könne. Leider bauten die gerade um, sie stocken auf und bauen Zimmer, der ganze Innenhof ist gefüllt mit Baumaterialien und Sandhaufen. Das ist dann gleich nicht mehr so lustig. Ich steh jetzt in einem sehr armen Stadtgebiet, mittlerweile ist die Dämmerung gerade dabei der Nacht zu weichen und ich habe keinen Übernachtungsplatz. Die Chefin empfiehlt mir noch ein Hostal weiter unter, das einen Parkplatz hinter Mauern besitzt. Leider hat das geschlossen und auf Klingeln öffnet keiner. Zum Schluss lande ich in der Waschhalle einer Tankstelle, doch noch Ende gut.

Nächste große Stadt in den Bergen ist Huancayo, ich entschied mich aber gegen die direkte Strecke und fuhr erst mal Richtung Pisco. Die Gegend ist stark von Landwirtschaft geprägt und wird erst karger an der Auffahrt zum Abra Apacheta. Ich erreiche die Passhöhe auf 4746 m in Regen und Nebel, die Abfahrt wird auch nicht direkt besser. Ich stoppe für eine kleine Brotzeit gegenüber eines Felsgebildes, das von starken Mineralablagerungen überzogen ist, so ähnlich wie bei der Puente del Inca nähe Mendoza.

Bei Ruminchaca biege ich ab in Richung Santa Ines, einem kleinen Dorf auf 4600 m Höhe, flankiert von 2 Lagunen. Die Menschen leben hier von Alpacas, deren Wolle sie verkaufen und einigen kleinen Minen. Das erzählt mir Florenzio Ramos, einer der Einwohner. Nachmittag klart das Wetter auf und gibt den Blick frei auf einige Seen und Lagunen, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Einige Km weiter erreiche ich den Pass Abra Chonta, 4853 m hoch. Hier zweigt eine Piste ab zur Mina Caudalosa. 4 Km später parke ich den Landy am höchsten Pass in Peru. Offiziell 5069 m hoch. Laut GPS kratzt der Pass aber nur ganz knapp 5000 m. Spektakuläre Straße und kein Mensch hier. Ich mach hier eine kleine Fotosession mit dem Landy, genau das passende Umfeld.

Von hier führt die Straße nur mehr bergab, es wird wieder grüner, Alpakas weiden genüsslich auf den saftigen Wiesen und trinken aus einem der zahlreichen Bächen.

Bevor ich Huancavelica erreiche, einer netten Kleinstadt auf 3700 m wird die Straße nochmal enger, windet sich durch eine Schlucht, immer begleitet von einem reißenden Bach. In Huancavelica übernachte ich in dem Innenhof eines kleinen Hostals. Ruhige nette Gegend. 35000 Einwohner, der Innenstadtbereich mit Umfeld der Plaza ist autofrei, 10 Kirchen. Ich konnte hier auch einen Blick in einen Schlachthof werfen, Leider wurden mir Fotos untersagt. Soviel gesagt, es ist ein bisschen rustikaler zugeht als bei uns daheim.

Toller Morgen, tolles Wetter, leider ist die Verkehrsgestaltung im Ort nicht so toll, trotz Navi hab ich mich erst mal verfahren und brauche ein wenig bis ich die Zufahrt zur Piste nach Izcuchaca finde. Die ersten Kilometer entpuppen sich gleich mal als steile Serpentinen die sich seitlich der Stadt hochschrauben. Von oben bietet sich nochmal ein herrlicher Blick zurück über das Tal. Der Pass liegt auf 4440 m und die Abfahrt auf anderer Seite führt durch ein schönes schmales Hochtal, mit kleinen Dörfern, immer begleitet von einem Wildbach.

Unten in Izchuchaca, einer kleinen Stadt am Rio Mantaro überquert eine Brücke den Fluss und ich war zurück auf asphaltierter Hauptstraße. Kurz vor Huancayo fahren plötzlich 2 Reisetoyotas vor mir, die hatte ich schon 2 Mal vorher in Cusco und unterwegs gesehen, es hat sich aber nie ein Stopp ergeben. Diesmal halten sie, gefahren von den Engländern, Peter und Paul. Einer der beiden ist mit einer Peruanerin verheiratet und sie betreiben eine Reisefirma. Daheim in England besitzen sie auch ein paar Landys. Sympathische Leute, sie fragten mich ob ich nicht Lust hätte auf ein Mittagessen mit ihnen. Ok, passt, ich häng mich hinten dran. Huancayo motivierte mich eh nicht besonders, Verkehrschaos ohne Ende, keine Parkplätze im Zentrum verfügbar, alles in 2. Reihe zugeparkt. Nur Hupen und laut. Ich häng mich hinten dran. Und das musste ich im wahrsten Sinnes des Wortes. Die fuhren wie die Henker. Vettel auf Englisch. Konnte sie fast nicht erfahren und wollte schon abbrechen und sie fahren lassen. Doch dann bogen sie ab nach Santa Rosa de Ocopa. Wir essen in einem Forellenrestaurant am Fluss und verbrachten einen netten Nachmittag. Nach dem Essen besichtige ich noch kurz das Franziskaner Kloster auf der anderen Seite des Ortes, hier wurden früher die Priester auf den Einsatz im Amazonasgebiet vorbereitet. Leider war das Museum geschlossen, obwohl es offen sein hätte müssen. Man kann nicht alles sehen… Vor dem Kloster wäre auch ein schön geeigneter Platz zum Übernachten für Motorhomes. Mich zog es aber weiter zur Laguna Paca hinter dem Ort Jaula. Ich finde einen netten Platz auf der Rückseite des Sees und verbringe eine ruhige Nacht.

Seit Huancayo hat der Verkehr sehr stark zugenommen, kurz vor Oroya beginnt ein Minengebiet, ab hier reiht sich Lastwagen an Lastwagen. Und die fahren wie die Wahnsinnigen, Überholen ohne Sicht, Überholen bei Gegenverkehr, das ist Standard. Die Lkw´s sind größer und schwerer als bei uns, ein 3 Achs Kipper kann hier schon mal 38 Tonnen haben, ein 6 Achs Sattelschlepper 60 Tonnen.

Nach einem Tankstopp in Oroya beginnt der letzte Anstieg auf den Abra Anticona, dem letzten Pass vor Lima, 4818 m hoch, von hier geht’s nur noch bergab, bis zum Strand in Lima an der Küste sind es nur mehr 142 Kilometer.

Nochmal durch ein schönes Tal, immer begleitet von der Eisenbahnstrecke, die die 2. höchste der Welt ist, nach der tibetischen Lhasa-Eisenbahn. Um den gewaltigen Höhenunterschied von Lima auf den 4818 m hohen Pass zu überwinden, müssen die Züge eine maximale Steigung von 4.4 % bewältigen, über 1100 Kurven, 58 Brücken und 69 Bergtunnel befahren, und 21 Zick-Zack Abschnitte mit Rückwärtsfahren überwinden. Der Bau wurde von 1870 bis 1893 hauptsächlich von chinesischen Arbeitern erledigt, die meisten von denen blieben im Land, das ist auch der Grund warum es in Peru, speziell in der Gegend um Lima so viele Chifas – peruanisch-chinesische Restaurants gibt. In Galera befindet sich auch 2. höchste Bahnhof der Welt. Auf 4781m!

Ich hatte Glück und konnte auch miterleben, wie sich so ein Zug diese Strecke hinaufquält. Ich drehte um, und begleitete den Zug ein paar Km. Derweilen begann es zu regnen, der Zug kam zum Stillstand. Immer wenn er neue anfahren wollte, drehten die Räder durch bis die Funken stoben, nach einiger Zeit wurde von oben eine 2. Lokomotive geschickt, zusammengekoppelt und mit vereinter Kraft konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen.

Die Strecke bis San Bartholome ist spektakulär, enge, tiefe Schluchten, hohe Eisenbahnbrücken, rauschende Bäche.

Durch das schlechte Wetter und meinen Zug-Foto Stopp verlor ich viel Zeit und wollte vermeiden in Dämmerung und Nacht durch Lima zu fahren. So entschloss ich mich in Chosica, 50 km vor Lima nochmal an einer Tankstelle zu schlafen und fand Chaclacayo auch noch einen großen Supermarkt, in dem ich stresslos einkaufen konnte, bevor ich die Hauptstadt erreichte.

Die Einfahrt nach Lima war echt hart und verkehrstechnisch das Extremste was ich bisher in Südamerika erlebt hatte. Für die letzten 50 km ans Meer benötigte ich über 3,5 Stunden, ab Chosica ist es praktisch durchgehend Ortsgebiet. Am schlimmsten sind die Minibusfahrer, die fahren wie die Henker, links rechts, keine Blinker, nur mit Handzeichen aus dem Fenster, und immer die Hand auf der Hupe. Na ja, die Blinker sieht man eh nicht, da die so knapp fahren. Einige Male entging ich einem Crash nur um Zentimeter. Vollste Konzentration war gefordert. Ich dachte ein paar Mal, das ist fast wie in Indien. Das hätte ein paar gute Fotos abgegeben, aber ich hatte alle Hände voll zu tun mit Lenken, Schalten, Richtung andeuten, etc… da blieb fürs Fotografieren keine Zeit mehr.

Dann endlich taucht es auf vor mir. Das Meer. Ohh, welch ein Gefühl, Ich öffne das Fenster und kann es schmecken. Das Salz in der Luft, der Geruch von Algen, ganz einfach den Geruch des Meeres. Ich stellte mich an den Stadtstrand unterhalb des Kliffs und blickte eine Stunde hinaus aufs Meer, beobachte die Surfer. Es ist geschafft, ich bin angekommen, Ich bin in der Hauptstadt.

Seit Cusco bin ich 1350 Kilometer gefahren, sicher an die 10000 Kurven. Viele Pässe. Seit Cusco unglaubliche 18500 Höhenmeter aufwärts - das wäre 2 Mal der Everest vom Meer bis zum Gipfel - und 21500 Höhenmeter hinunter. Trotz mehrheitlich Asphalt anstrengend. Ich taufe diese Strecke in „La Ruta de Diez Mill Curvas“ .Aber jetzt hab ich erst mal ein paar Tage Zeit um ein wenig zu relaxen und den Muskelkater in den Schultern auszukurieren.

Nach weiteren 4 Kilometern und 51300 insgesamt seit Reisebeginn checke ich ein im Hitchhikers Hostal im Stadtteil Miraflores. Angenehm hier. Als ich einfahre entdecke ich gleich ein paar Reisemotorräder und –Fahrzeuge.

Methew und Megan aus Südafrika, Martin aus Südtirol, Ardam aus der Türkei und Sarah aus Österreich – ja, schon wieder eine aus der Heimat - werden mehr momentan -. Die beiden haben einige Jahre in den USA gelebt und gearbeitet und sind auf dem Weg nach Süden. Dazu Jeff ein Kalifornier der mit Barley, seinem 74 Kg schweren Riesenhund und seiner ecuadorianischen Freundin unterwegs ist. International, bunt gemischt. Viel zum Quatschen und abends wird gleich mal der Griller angeworfen……….

 

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