Brasilien der Süden Teil 2
Nach Novo Hamburgo fuhr ich wegen der Einladung von Selmiro und Gerda Pilger, dem Ehepaar, das ich am Camping in Gramado mit dem VW Bus getroffen habe.
Es war etwas schwierig sie zu finden, da es 2 fast gleich lautende Straßen in der Stadt gibt. Die Stadt wurde von Deutschen gegründet, es lebten dort hauptsächlich Schuster und Gerber. Die Stadt war das Schuhzentrum von Brasilien. Heute hat die Stadt über 200000 Einwohner. Sehenswürdigkeiten sind außer den großen Kirchen weniger gegeben. Die Stadt liegt ruhig und schön eingebettet von Hügeln und bewaldeten Bergen.
Er hat mich vorbeifahren gesehen, und als ich umdrehte winkte er schon. Ich parkte im Vorgarten und durfte in einem Zimmer im Haus wohnen. Sie umsorgten mich sehr, kochten, und das obligatorische Asado bzw. Churrasco durfte nicht fehlen. Dazu kam auch sein Sohn vorbei, der perfektes Englisch spricht.
Wir besorgten gutes Fleisch beim Metzger und heizten den Grill an.
Sie waren total nett. Er war früher mit der Reparatur von Schreibmaschinen und alten Rechenmaschinen beschäftigt, von denen sich in seiner Werkstatt noch immer viele türmen.
Er fährt einen VW Santana, mit elektrischen Fensterhebern und Zentralverriegelung, 1A Zustand. Bj 1983, 67000 Km.
Er fuhr mit mir ein wenig in der Stadt herum, half mir ein paar Sachen besorgen und stellte mich Freunden vor. Ich lernte auch einen Defender Fahrer kennen, den ich ein paar Tage später wieder treffen sollte.
Ich fühlte mich wohl hier, und ich hätte auch noch eine Woche bleiben können, aber ich musste weiter, da das Oktoberfest in Igrejinha dieses Wochenende endet.
Über Dos Hermanos fahre ich nach Picada Cafe, dort ist ein Berg mit einer Aussichtsplattform, und dann weiter nach Jamerthal. Hier ließen sich damals auch Deutsche nieder, und durch die Abgeschiedenheit ist es hier noch wie wenn die Zeit stehen geblieben wäre. Ich bin hinten rum gefahren, eine Piste über Pinhal Alto. Von dort kommt man dann auf die Hauptstraße, die nach Igrejinha runterführt. In Nova Petropolis war ich ja schon, so hab ich die Strecke ausgelassen.
In Igrejinha gibt es kein Camping, und Linha Cafe ist fast 20 km weit weg. So verbrachte ich die Nacht in einer Pousada.
Das Oktoberfest hätt ich mir ein wenig anders vorgestellt. Die Stadt ist mit deutschen Fahnen ausgeflaggt, und über Lautsprecher tönen schon von weitem deutsche Blasmusik und Schlager.
Das Fest geht immer um 8 Uhr abends an und dauert bis in der Früh. Ich war um 8 dort und verbrachte die ersten Stunden des Festes fast alleine. Das Foto mit den orangenen Plastikstühlen hab ich um halb 12, fast Mitternacht aufgenommen. Um diese Zeit beginnt dann der Besucherandrang. Auf einigen Bühnen geben Musiker Deutsche Blasmusik zum Besten, später wechselten die Bands und Lieder von 99 Luftballons über flieg, flieg, flieg bis Rammstein ist alles dabei. Bier gibt’s perfekt bis zum Rand –So wies der deutsche Biertrinker mag (Ironisch) – eingeschenkt, und das Essen ist Fastfood. Nur in einem Restaurantbereich gibt’s dann Bier im Glas Krug und als deutsches Essen – Eisbein. Der Maß Preis ist hier mit 3,60 Euro allerdings erheblich günstiger als in München.
Das Ganze wird streng von der Militärpolizei überwacht, die sogar Überwachungstürme für den Überblick aufgestellt haben. Am Eingang muss man Scanner wie am Flughafen durchschreiten.
Am nächsten Tag schlaf ich erst mal aus- muss ja den höheren Zimmerpreis ausnutzen und fahre dann Richtung San Francisco do Paula. Wenn man hier bei Tres Coroas abbiegt, führt die Piste zu einem großen tibetischen Tempel – Ja, der Buddhismus ist in Brasilien beliebt. Ich verbringe hier den restlichen Tag, war sehr interessant. Der Name ist Chagdud Gonpa Khadro Ling, www.chagdud.org .
Der Tempel wurde vor 30 Jahren von einem berühmten Rinpoche gegründet. -29.494382 S -50.738013 W
In Brasilien gibt es 250 000 Buddhisten. Ein paar Km weiter war ich dann in einem tibetischen Restaurant Essen. War aber nicht sehr authentisch.
In San Francisco do Paula bog ich dann auf die ERS 110 ein, das ist die kürzeste Verbindung nach Bom Jesus und weiter nach Sao Joaquim. Über Lages ist es 260 Km weiter. Die Straße ist 30 Km Rumpelpiste, ab der Kreuzung mit der Rota do Sol ist sie dann ein Stück asphaltiert. Die Straße führt durch schöne Landschaften und kreuzt den Rio das Antas. Immer wieder super Ausblicke auf die Wälder und Täler. In Bom Jesus gibt es einen Camping an einem kleinen Bach. Dort lerne ich ein paar Motorradfahrer kennen, die hier auf ihrem Wochenendtrip den Abend mit Churrasco und Bier ausklingen lassen. Marco, Adriano, Edson, Marcello und Cesar.
Die Gegend Bom Jesus – Sao Joaquim ist der Kältepol in Brasilien und hier kann es schneien und im Winter kann es auch mal unter minus 10 Grad kalt werden.
Von hier sind es 80 weitere Km Rumpelpiste bis Sao Joaquim. Hügel, Aurakarienwälder, Täler und Flüsse. Bei -28.450615 s -50.292286 W kreuzt die Straße den Rio Cerquiha. Der Fluss ist hier 90 M breit, es gibt keine Brücke, nur eine Furt. In der Nacht hat es geregnet und der Fluss angestiegen.
Ich ziehe erst mal meine Fischerhose an, die Lage erkunden. Ich gehe mal ein paar Meter rein und schaue wie die Strömung ist. Das Wasser strömte ca. 60 bis 65 cm hoch über die Durchfahrt. Etwas mehr als Kniehoch. Ich konnte bis zur anderen Seite rübergehen, konnte die Strömung gerade so stehen. Zurück kam ein Mann in einem Pickup und schaute skeptisch, dann kam noch einer mit einem Kleinlaster. Ich fuhr rüber, ich dachte mir wenn ich gehen kann, muss das Auto auch schwer genug sein, dass es nicht aufschwimmt. – Es war ja meine erste Fluss Durchfahrt. Durch stehendes Gewässer bin ich schon gefahren, aber nie durch fließendes. Ich kam gut rüber, die Anderen fuhren nicht. Die Strecke windet sich in vielen Kurven über die Hügel und bietet weiterhin gute Aussichten.
12 Km vor Sao Joaquim tritt die Aussicht aber in den Hintergrund als ich bei leichtem Bergauf plötzlich keine Leistung mehr habe. Reflexartig runterschalten in den 2. Gang, wieder Gas geben, eine Sekunde Leistung und dann wieder weg. Blick auf die Temperaturanzeige, ist bei null – Scheiße – Was ist da los? Ich kämpf mich noch die 20 m bis zur Kuppe und bleibe stehen. Ich öffne die Motorhaube, hinten alles Nass. Ich schaue auf den Ausgleichsbehälter – leer. OK. Mal auskühlen lassen und Wasser nachschütten. A Gluck –Gluck- Gluck und 7 L Wasser finden den Weg ins Kühlsystem. Oh Oh. Das ist viel. Meine Angst steigt, das sich da was Gröberes anbahnt.
Ich erfahre dann, dass die Anzeige auf 0 stand, da der Fühler kein Wasser hatte und Dampf nicht messen kann. Mich verwirrte das erst, da ich die Anzeige im Roten Bereich erwartet hätte.
Ich rufe Erwin an per Satellitentelefon. Es ist Sonntagnachmittag und da hat der Hesch zu.
Erwin meint wenn ich vorsichtig fahre, kann ich wenn ich immer wieder Wasser nachfülle bis zur Stadt fahren. Ich entlüfte das Kühlsystem soweit es geht und fahre vorsichtig an. Bleibe nach 3 km stehen, checke Wasser und Druck, scheint zu klappen. Ich komme in die Stadt, die Temperaturanzeige steht am richtigen Platz, wie angenagelt. Ich beschließe weiterzufahren. Je näher ich nach Florianopolis komme, desto näher an der Landrover-Werkstatt. Und ab jetzt geht’s viel bergab. Ich schaue nur auf die Anzeige, die Landschaft läuft meist an mir vorbei. Nur bei einem Wasserfall bleib ich stehen, und am Aussichtsplatz am Serra do Rastro und genieße ein paar Minuten den Ausblick. Hier fällt das Küstengebirge von 1421 Meter Seehöhe ab bis zum Meer. Ein Traumwetter, klare Luft, Blick elendsweit.
Das Kühlsystem macht keine Probleme, Ich glaube, dass die Schraube des Ausgleichsbehälters nicht bombenfest zu war und sich auf der Rumpelpiste gelockert hat. Ich bin jetzt 120 Km gefahren, und wenn der Motor ein Problem hätte, könnte ich das nicht. Leistung ist da, kein Überdruck in System, kein weißer Rauch, alles normal. Ich glaube ich habe riesen Glück gehabt.
Die Serpentinen hinunter, verlieren auf 10 Km über 1000 Höhenmeter, muss ich trotz Motorbremse meine Bremsen noch hoch beanspruchen, unten stinken sie schon ein wenig. Das hohe Gewicht macht sich hier bemerkbar. Von hier geht’s dann über Miller, Orleans weiter zu den Thermen von Gravetal. 36 Grad, Alkalisches Wasser. Mir ist aber nicht mehr nach heißem Wasser. Und ich verzichte auf ein Bad.
50 Km weiter an der Küste liegt Santa Marta. Endlich wieder Internet und Meer. Hier bespreche ich mein Problem mit der Werkstatt Offroad Hesch übe Skype und bleibe 2 Tage hier.
In Laguna nehme ich die Fähre und fahre dann an die Praia do Rosa. -28.135537 S -48.643805 W. 2 Km langer Traumstrand in einer Traumbucht. Hier gehe ich auch Baden, Das Wasser ist kalt. Die Straße führt weiter nach Garopaba.
Von hier ist es nur ein Katzensprung nach Florianopolis und ich finde die Landrover-Werkstatt (Auch BMW-Mini) gleich -27.595789 S -48.602229 W. Man spricht Englisch. Das vereinfacht die Sache. Leide haben sie viel Arbeit und ich muss ein paar Tage auf einen Termin warten. Allerheiligen ist ja auch. Langes Wochenende. Kein Problem, da ich ja e auf die Ilha Santa Catarina will, ein paar Tage an die schönen Strände der Insel. Erst belohne ich meinen Landy für sein Durchhalten mit einer bitter nötigen Generalwäsche und suche einen Campingplatz. Einige haben noch immer zu, ich werde an der Lagoa da Concacao fündig. Guter Platz. Leider gerade am Renovieren. Gutes Internet, hier bleib ich mal ein paar Tage. Ich treffe dort Achim und Ute, 2 Deutsche, die mit einem Mercedes Sprinter unterwegs sind. Und jetzt eineinhalb Jahre in Südamerika unterwegs sind, und noch nicht über Argentinien, Chile, Uruguay und Brasilien hinausgekommen sind. So verbringen wir einen netten Abend mit ein paar Geschichten.
Neben mir parkt ein Brasilianer, der sein ganzes Leben mit Reisen verbracht hat, er war Kapitän zur See, und hat immer wieder Südamerika bis zum Exzess bereist. Er hat viele Infos für mich. Dann besichtigt ein Brasilianer mit einem großen Motorhome mein Auto. Leider kein Englisch. Er lädt mich abends in sein Motorhome ein. Luxus pur. Schlafzimmer, großes Bad, Küche Ledersessel und alles voll Elektronik und Technik. Über eine halbe Million Euro erzählt er stolz.
Da das Wetter wieder mal Regen sagt, werde ich hier noch einen Tag bleiben, hab ja eh Zeit bis 5. Nov. Und werde morgen mit Martin, meinem Nachbarn die Südamerika Karte durchbesprechen.
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