Chile Argentinien, patagonische Nationalparks
Eigene Erfahrungen: Ich habe Chile als sicheres Reiseland empfunden, das Preisgefüge ist etwas teurer als in Argeninien, Frei campen ist kein Problem, leider oft nicht möglich, da alles eingezäunt ist. Wenn man in Estancias fragt, wird man selten abgewiesen, und mit offenen Augen findet man seine Plätzchen. Generell sind hier die Distanzen gross, und das Tankstellennetz teilweise sehr dünn, also jede Tankgelegenheit nützen. In machen Karten des Torre del Paine Nationalparks ist eine Tankstelle eingezeichnet, ES GIBT KEINE! Die Nationalparks sind groß und verfügen über viele Straßenkm. Da kommt schnell viel zusammen, Reserve einkalkulieren. zb. als ich im Torres del Paine NP war, war die südliche Straße wochen wegen Felssturz gesperrt, diese Information kannten die meisten Individiualreisenden nicht, über den Nordeingang sind es 100 km mehr, ich traf einige, die nicht genug Treibstoff hatten. in Cerro Castillo werden meist nur 10 l abgegeben. auf 600 bis 700 km Reichweite sollte man immer eingestellt sein. zwischen den Nationalparks ist nichts. der Einzige Ort, wo alles verfügbar ist , ist El Calafate, aber teuer. Restaurants sind mir in El Chalten billiger vorgekommen, Die Containertanke vor dem Ort ist teuer und es heißt lange warten. In Chile gibt es auch keinen Premium oder Eurodiesel. Immer Bargeld mitnehmen, so gut wie keine ATMs außerhalb der großen Touristenorte, Internet wenig verfügbar und meist langsam. also auf www-freie Tage einstellen.
Am Perito Moreno Gletscher darf nicht übernachtet werden, Die Parkranger sind überall sehr strikt. Ich wurde abends hinausgeworfen. der Großteil der Ruta 40 ist hier mittlerweile asphaltiert, auf einer 100 km langen Baustelle wird dies gerade fertiggestellt. Ein Teil des früheren Flairs mag mit dem Asphalt weg sein, aber ich war froh drum, man hat so noch immer 100erte und 100erte km Ripio zu fahren, und die sind teilweise übel. Darauf sollte man sich einstellen. Reifendruck reduzieren ! und wenn man von Argeninien nach Chile fährt, immer aufpassen wegen der Lebensmittelkontrollen. Kein Fleisch, Obst, Gemüse, Salat, Wurst. Gekochte Produkte kein Problem. Normal sollte Käse kein Problem sein, einmal wurde mir offener doch abgenommen. Diskutieren zwecklos. Die strengsten Kontrollen im Süden hatte ich zwischen Los Antiguos und Chile Chico. Ich musste sogar meine Dachkisten öffnen, und wir waren ganz kurz davor, das Dachzelz zu öffnen.
Nach dem Unfall meines Freundes gab es eine unglaubliche Hilfestellung seitens der argeninischen Bevölkerung. Da können sich manche Leute in unseren Ländern eine Scheibe abschneiden!
Probleme: Einige Schrauben waren locker, eine Reifenpanne, konnte in Baja caracoles behoben werden, die Reifen leiden stark unter dem teils scharfkantigen Ripio, Später ging mein hinterer Differenzialschutz kaputt, die Schweißpunkte abvibriert. und das Schutzblech der hinteren Bremsscheibe lockerte sich, viel ab und zog den ABS Sensor mit raus.
Reiseroute: Punta Arenas, Fuerte Bulnes, Laguna Parillar, Punta Arenas, Puerto Natales, Cuevo Milodon, Parkque National Torres des Paine - Süd Lago Grey, Nord Hotel Torres, Nord ausserhalb Laguna Azul, Cerro Castillo, El Calafate, Parque National Los Glacieres - Glacier Perito Moreno, Lago Rocca, El Calafate, El Chalten ( Fitz Roy, Cerro Torre - Parque National Los Glacieres Viedma Area), Lago Desierto, Tres Lagos, Lago Cardiel, Gobierno Gobernador, Parque Nacional Perito Moreno, Baja Caracoles, Cuevos del Manos, Perito Moreno Stadt, Los Antiguos
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Reisezeitraum: 14. Jänner bis 10. Feb
Von Punta Arenas geht’s erst mal noch auf einen kleinen Abstecher nach Süden, zum Fuerte Bulnes, einem alten Fort, benannt nach dem damaligen Präsidenten von 1850, das Fort wurde aus Torf und Holz errichtet, ist mal abgebrannt, das was man heute sieht, ist wiederaufgebaut nach alten Plänen. Von hier ließ sich die Magellanstraße perfekt überwachen. Gleich daneben liegt eine Bucht, der sogenannte Hungerhafen. Die Spanier starteten mit 3000 Mann in Europa, bis sie hier ankamen starb ein Großteil. 300 Leute hielten hier Stellung, es gab aber weder Wasser noch genug zu Essen, nur Wenige überlebten und auch das Fort wurde nach nur 6 Jahren wieder aufgegeben.
Dann fuhr ich zur Laguna Parillar, einem eigentlich schönen Ort, wenn da der Wind nicht wär. 140 km/h schnell an diesem Tag, war an ein Camping dort nicht zu denken. Der Wind sog das Wasser aus dem See, 2 Km vorher musste man den Scheibenwischer einschalten, aus den Wolken kam das Wasser aber nicht.
Wir fuhren zurück (Markus mit seinem Mercedes traf etwas später auf mich) und fanden eine gute windgeschützte Stelle in einem Flusstal. Leider eingezäunt. Wir wollten im Haus einer Estanzia fragen ob wir dort hindürfen, aber wie bei so vielen Estanzias war kein Mensch vor Ort. Wir überlegten, öffneten das Gatter und stellten uns rein. 2 Std. später kam der Manager und war verärgert. Nicht wegen des Campings an sich, sondern weil wir nicht gefragt hatten. Markus spricht super Spanisch, er erklärte ihm, wir wollten fragen, niemand war da, und wir wussten ja nicht wo wir jemanden finden würden. Die Häuser sind ja oft km weit weg. Er ließ uns übernachten, wir genossen einen netten Grillabend und am nächsten Tag fuhren wir zu seinem Haus und bedankten uns.
Jederzeit wieder dürfen wir kommen antwortete er uns. Der Ärger war verflogen.
Noch die Warenlager füllen in Punta Arenas, dann sah ich im Hafen noch die Celibrity Infinity liegen, das Schiff, mit dem wir 2008 unsere Kreuzfahrt gemacht hatten.
Bei Victor dann noch die Lager wechseln und den Keilriemen, dann fuhr ich nach Norden Richtung Torres del Paine Nationalpark. Zwischen Puna Arenas und Torres del Paine Nationalpark erreicht man noch die Stadt Puerto Natales, die Ausgangspunkt für die Touren in den Nationalpark sind. Die Stadt ist nicht groß, hat aber ein paar interessante Ecken und liegt schön am Wasser.
Zwischen Stadt und Torres del Paine ist noch eine Höhle zu besichtigen, in der zu Urzeiten ein Tier namens Milodon gelebt hat. In etwa so groß wie ein Bär. Die Höhle ist 200 m tief, 80 m breit und 30 m hoch.
Von hier bin ich die südliche Einfahrtstraße weitergefahren, musste dann aber abbiegen und den Park umfahren, da wegen eines Felssturzes die Straße kurz vor dem Parkeingang gesperrt war.
Zuerst fuhr ich noch am Lago Torro vorbei, dort kommen 2 Seen zusammen, dann von der Nordeinfahrt her baut sich n der Ferne das Gebirgsmassiv auf, hinter den Lago Sarmiento, dem größten See hier.
Ich bin am 1. Tag mal das meiste abgefahren, das sich mit dem Auto erreichen lässt. Wunderschöner Ausblick, Guanakos zu hunderten, Ich stoppe dann am Salto Grande, dem großen Wasserfall. In zartem Grün ergießt sich das Wasser in die Schlucht. Es kommt aus dem Lago Nordernskjold und fließt in den Lago Pehoe. Von hier gibt es auch eine 1 stündige Wanderung zu einem Mirador, einem Aussichtspunkt auf die Cuernos, die sogenannten Hörner. Das sind die höchsten Gipfel in dem Massiv. Dann fahre ich weiter zum Salto Chico, dem kleinen Wasserfall, über den Rio Paine, die Brücke Müller zum Camping Rio Serano. Ein schöner Platz, aber der Camping war voll. Ich fahre dann weiter zum Lago Grey, in diesem See endet der Grey Gletscher am hinteren Ende. Am beginn des Sees schlafe ich am Parkplatz des Grey Hotels, das Free Wifi reicht sogar bis zu meinem Standplatz.
Ich kaufe für den nächsten Tag ein Ticket zu einer Bootstour über den See und leg mich dann schlafen. 3,5 Stunden dauert die Fahrt, vorbei an riesigen Eisbergen, die laufend vom Gletscher abbrechen, Groß wie mehrere Häuser, in strahlendem Blau wirken sie wie UFOs.
Die Fahrt hin war rau, gegen den Wind und die Wellen schlugen über das Boot. Zurück wars besser, wir fuhren mit dem Wind. Vor dem Gletscher gabs eine Runde Pisco Sour, das chilenische Nationalgetränk. Der Gletscher teilt sich durch eine Felsinsel in 2 Hauptarme, der erste ist ca. 1 Km breit und 30 m hoch, der 2.ist 3 Km breit.
Mittags waren wir zurück, und ich wanderte ein wenig entlang des Pingo Flusses. Dort traf ich ein deutsches Paar, die wollten rauf auf den Mirador Ferrier. Ich begleitete sie. 700 Höhemeter geht es sehr anstrengend nach oben und der Wind wird heftiger, je höher wir gehen. Zusammen mit der Steilheit des Weges – die Chilenen hier haben glaub ich noch nie was von Serpentinen gehört, die haben den Weg einfach grad nach oben angelegt.
Es hat sich aber ausgezahlt, da wir unterwegs ein Huemul sahen, den sogenannten Andenhirsch, man bekommt ihn ganz selten zu Gesicht, dieses weibliche Exemplar war aber überhaupt nicht scheu, wir konnten uns auf 4 m nähern. Und dann oben dieser gigantische Ausblick.
Wir hatten großes Glück mit Wetter und wir hatten eine atemberaubende klare Weitsicht.
Wieder zurück im Tal probierten wir irgendwo im Park Benzin für die Beiden aufzutreiben, sie gehörten zu den Leuten, die nicht wussten, das die Südstraße gesperrt war. In manchen Karten des Parks ist fälschlicherweise ein Tanksymbol eingezeichnet. Es gibt definitiv KEINE Tankstelle im Park.
Sie brauchten lange, bis jemand ein paar L übrig hatten. Ich fuhr raus zum Lago Azul, einem tiefblauen See, hinter dem sich die Torres erheben. Ich genieße hier 2 Tage die Aussicht und das gute Essen von Victor, dem Chef hier und leidenschaftlichen Koch. Ich freunde mich etwas an mit ihm, und er lädt mich jeden Tag zum Asado ein.
Meist kommen hier ein paar kleinere Gruppen von den teuren Hotels im Park und essen hier in seinem Panoramastübchen. Es bleibt immer viel über, und über das machen wir uns jeden Tag her.
Zu guter Letzt schenkt er mir noch kiloweise Kartoffel und Gemüse, nachdem ich ihm ca. 5000 Songs kopiert hatte.
Ich wartete auf ein gutes Wetterfenster um vom Parkplatz des Torres Hotels zum Paine Lockout hochzusteigen. Eine fast 4 stündige Wanderung, die am Ende sehr steil zu einem Gletschersee hinaufführt, dahinter über einer Steilen Felswand erheben sich über 1000 m hoch die 3 Torres. Doppelt so hoch wie die 3 Zinnen in Italien bieten sie einen gigantischen Anblick.
Um 2 Uhr früh startete ich los, der Himmel war fast klar und der Mond war gerade ein paar Tage über den Vollmond hinaus, so hell, das ich große Teile der Strecke ohne Stirnlampe gehen konnte.
Um hab 6 war ich oben, und es dämmerte. Der Himmel war rot und gelb, die Felsen begannen für eine viertel stunde ebenfalls in intensiven Rot zu glühen. Ein Schauspiel, das sich nur an einigen Tagen in der Saison abspielt. Der einzige Wehmutstropfen war, das sich zu selben Zeit Wolken um die Torres bildeten und es zu schneien begann, so waren sie nicht voll zu sehen. Aber die Stimmung war echt speziell. Einige Leute stiegen schon am Vorabend rauf, wie wahrscheinlich jeden Tag, schliefen auf den Felsen im Schlafsack und hofften auf das gleiche Glück. Um 10 war ich wieder unten und fuhr wieder zur Laguna Azul, noch einen Tag relaxen. Ich spürte die Beine schon etwas. Ich fülle dort auch meinen Wassertank neu, denn die Qualität ist einwandfrei.
Von hier nach el Calafate zieht sich das Ganze etwas, in Cerro Castillo ist die Grenze zu überqueren, problemlos, aber mit den Reisgruppen zeitaufwendig. Nach 270 km bin ich da, die letzten Km entlang des Lago Argentino. Die Stadt bietet alles was ein Wanderer braucht, vom Essen bis zur teuersten Treckingausrüstung. Teuer ist hier alles, ich schau mich etwas um, und fahr am selben Abend noch weiter Richtung Nationalparkeingang und stell mich beim Hafen, Puerto Banderas hinter eine Lagerhalle um windgeschützt schlafen zu können. Hier starten die Boote für die ganztages- Gletschertouren. Ich verzichte hier auf eine Bootstour, da ich eh eine am Lago Grey hatte.
Um halb 8 Uhr früh lassen mich die Heerscharen von Touristen die hier in Dutzenden Bussen ankommen schnell aufbrechen. Ich fahre in den Park, entlang des Sees und am ersten Aussichtspunkt bin ich schon beeindruckt, noch so weit weg, aber schon so groß. Vom Besucherparkplatz aus gibt es mehrere Stege, alles gut angelegt zu verschiedenen Aussichtspunkten, wirklich gigantisch.
Der Perito Moreno Gletscher schiebt sich hier bis ans gegenüberliegende Ufer des Sees und schneidet einen Teil des Sees regelmäßig vom Haupt See ab. Alle paar Jahre kollabiert das Eis durch den Wasserdruck des steigenden Sees und gibt wieder einen Durchgang frei. Genau hier stehe ich jetzt und schaue auf diese Unmengen Eis. Gesamt ist die Bruchlinie hier über 4 km lang, die Eiswand ist 60 m hoch und der Perito Moreno ist einer der wenigen Gletscher Weltweit der immer noch wächst. Er wird zwar langsamer,aber doch.
Der Gletscher oder besser, die Gletscher hier in der ganzen Umgebung speisen sich mit dem Eis des sogenannten Hielo Sur, des südpatagonischen Eisfeldes. Es erstreckt sich in den Bergen über 18000 km2 und ist die größte zusammenhängende Eismasse außerhalb der Pole. Insgesamt dutzende Gletscher von klein bis groß wachsen zwischen den Bergen herunter bis in die Seen und auf chilenischer Seite in die Fjorde des Pazifiks. Dabei gehört der Perito Moreno Gletscher mit seinen etwas über 270 km2 nicht zu den Größten. Das ist der Uppsala Gletscher mit über 750 km2. Der ist aber nur per Boot erreichbar.
Ich laufe den ganzen Tag hin und her, schieße unzählige Fotos, immer wieder brechen Hochhausgroße Stücke Eis ins Wasser, das Beeindruckenste ist die Lautstärke und die Geräusche, die dabei entstehen.
Normal darf man im Park nicht übernachten, ich probiere es trotzdem und der Parkranger bleibt hart und schmeißt mich um halb 11 Uhr am Abend raus. Ich fahre noch die 65 km bis zum Camping am Lago Rocca und schlafe müde ein. Am nächsten Tag treffe ich dort einige Reisende, einige die ich schon kenne und beschließe noch einen Tag zu bleiben.
Zurück in El Calafate kauf ich 2 neue Jacken, eine hat mir der Wind davon gerissen, und bringe meine Wäsche zur Reinigung. Ich erledige ein paar Dinge in der Stadt, und dann redet mich jemand an –„a Braunauer . Ein Paar steht hinter mir, er stellt sich als Fred Fux vor, kommt aus Braunau, betreibt ein Cafe in Innsbruck, ist mit dem Lindner Kurt aus Hochburg zur Schule gegangen. Er lädt mich zum Abendessen ein, gutes Lamm, und es wird spät.
Am Tag darauf schlaf ich aus und fahre dann wieder entlang des Lago Argentino wieder zurück auf die Ruta 40, nur um später wieder nach Westen abzubiegen und entlang des Lago Viedma nach El Chalten zu gelangen. Es ist mühselig. Man fährt extrem viele Km, Luftlinie ist es nur ein kurzer Satz.
El Chalten ist ein kleiner Ort, den es eigentlich gar nicht gäbe, würde es hier nicht 2, nein eigentlich sind es 3 Dinge geben. Zum einen die Berge aller Berge, der Fitz Roy und der Cerro Torre, und zum anderen ist hier die Grenze zu Chile noch immer nicht klar, und Argentinien hat den Ausbau des Ortes vorangetrieben, um die Gebietsansprüche hier zu untermauern.
Es windet und es regnet. Na ja, ist ja Patagonien – aber ich bin ja hier, weil ich diese magischen Berge sehen will, und die zeigen sich nicht so oft, verstecken sich meist hinter dicken grauen Wolken, der Wind treibt Regen und Schnee vor sich her, Dieses Eck hier wird als eine der ungemütlichsten Ecken diese Welt beschrieben.
Die Winde des Pazifiks kommen hier ungebremst auf die chilenische Küste, Die schweren Regenwolken kommen nicht über die Berge, regnen und schneien auf der Westseite der Anden ab, hier gibt es einige der niederschlagsreichsten Gegenden Südamerikas. Auf der Ostseite der Berge breitet sich die Pampas aus, Steppe, die generell weit höhere Temperaturen aufzuweisen hat. In den Bergen ist die große Eismasse. Der Temperaturunterschied saugt die Winde förmlich über die Berge, in der flachen Pampa gibt es keine Erhöhungen mehr, der Wind hat freie Bahn. Winde über 100 km/h sind hier so normal wie ein kleines Sommerlüftchen bei uns daheim.
Ja und hier warten Leute oft eine Woche oder 10 Tage, bis der Wolkenvorhang sich mal kurz öffnet und sie einen kurzen Blick auf die steilen Granitwände erhaschen können.
Ich fuhr als erstes zur Toni Egger Kapelle – Toni Egger ist der vermeintliche Erstbesteiger des Cerro Torre, gemeinsam mit dem Italiener Maestri. Leider verunglückte Toni Egger beim Abstieg tödlich und mit ihm die Kamera. Maestri konnte den Gipfel nicht beweisen. Aus seiner Heimat in Österreich, aus Osttirol reisten einige Leute hierher, um ihm eine Kapelle zu bauen. Weiterst ist der Nachbargipfel des Cerro Torre nach ihm benannt. Cerro Egger.
Anscheinend brachte mir der Besuch der Kapelle Glück, den am nächsten Tag riss das Wetter auf und ich hatte eine schöne Wanderung über die Laguna Capri zum Camp Poincenot, zum Fitz Roy Basislager mit Abstecher zu den Piedras Blancas, dem Aussichtspunkt auf den Gletscher. War ein langer Marsch, 21,5 Km hin und retour. Mit einigen 100 Höhenmetern.
Zurück am Auto werde ich wieder von einem Paar angesprochen, Eberhard und Christine Haas, aus München. Er kennt Burghausen sehr gut, war oft dort, lebt aber seit 30 Jahren in Australien. In Tasmanien. Da wird ich ihn wohl mal besuchen müssen. Sein verstorbener Onkel Georg Gerst, war der Chef des Burghauser Finanzamtes. Klein ist die Welt. Wir verabreden uns für den nächsten Tag nochmal.
Aber unter Tags geh ich erst noch mal wandern, ein Traum Tag, wie es sie nicht oft gibt, der Fitz Roy ist groß und klar zu sehen, und auch die Torre`s schälen sich zu passender Zeit aus den Wolken. Ich gehe bis zur Laguna Torre und dann weiter zum Camp Maestri. Insgesamt 25 km Distanz mit 550 Höhenmetern. Abends gönne ich mir im El Muro Restaurante ein exzellentes Steak mit Schokodessert und einen guten Malbec. Dort treffe ich mich auch mit Eberhard nochmal.
Jetzt ist wieder mal zeit etwas zu relaxen, bestens geeignet ist das Gebiet des Lago Desierto, 37 km hinter el Chalten. Dort treffe ich dann wieder einige Reisende wieder. Ein warmer Tag, ich lieg ein paar Stunden in der Hängematte, die ich seit Brasilien nicht mehr ausgepackt hatte.
Abends drehe ich dann eine Fotorunde, Wasserfälle, Bäche im Wald….. Morgens steige ich dann hinauf zum Gletscher Huemul, eine nette Lagune find ich dort und ich steige über eine Moräne näher zum Gletscher und noch 300 Höhenmeter weiter hinauf. Nachmittags steht dann Kochen auf dem Programm, in meinen Kartoffeln von Victor finde ich 3 große Rote Rüben, ich kochen einen Topf Rote Rüben Suppe. War echt lecker. Zurück in El Chalten hab ich dann noch eine leckere Bäckerei gefunden, die Panderia lo de Haydee am Ende der Avenida de Güemes.
Von hier geht’s über Tres Lagos ( hier war die Tankstelle leer) ,Gobernador Gregores und dem Lago Cardiel in den Perito Moreno Nationalpark. Nach ermüdenden über 100 km Baustelle schlafe ich am Lago Cardiel und nehme von dort ein kleines Mitbringsel mit. Einen dicken fetten Nagel im Reifen. Ich bemerke es im Perito Moreno am Parkranger Haus. Gott sein Dank spar ich mir den Reifenwechsel, denn der Nagel steckt fest drin und die Luft geht langsam aus. Über Nacht ist er halt platt. Ich hab ja einen Kompressor, den hab ich alle paar Stunden mal angehängt und bin dann noch 300 km so gefahren.
Vom Lago Desierto bis zum Perito Moreno Park sind es über 550 km Außer Pampa kommt immer noch nichts zwischen den Highlights. Ich sitze einen Tag lang im Auto, lesen, Computer etc… es regnet und das Wetter ist wirklich patagonisch. Der Ranger sagt aber für den nächsten Tag Sonne voraus, er sollte Recht behalten. Ich übernachte am Ranger Haus El Rincon, bei schlechtem Wetter kein schöner Ort. In der Früh wandere ich auf den Cerro Leon, einem 1470 m hohen Hügel, von dessen Gipfel man einen atemberaubenden Blick auf den Lago Belgrano hat. Atemberaubend auch in der Hinsicht, das der Sturm einem die Luft wegnimmt. Bei weit über 100 km/h Wind muss ich mich für die Panoramafotos hinsetzen. Im Stehen bekomme ich die Fotoreihe nicht hin.
Nachmittag fahre ich dann an den Lago Belgrano, die Insel ist eigentlich eine Halbinsel, durch einen schmalen Steg mit dem Festland verbunden. Ich geh hier noch ein wenig wandern, ganz alleine, ein Genuss. Dieser Park ist der windigste Ort, den ich in Patagonien bis jetzt kennengelernt habe, und auch einer der un-besuchtesten. Gerade mal 1500 Besucher pro Jahr. In den 3 Tagen in denen ich im Park war, waren gerade Mal 4 weiter Personen anwesend.
Den letzten Tag verbrachte ich am Lago Burmeister, das Wetter verschlechterte sich aber schon wieder. Es gibt im Park noch ein paar Lagunen mit vielen Vögeln, auch Flamingos.
Nördlich an der Ruta 40 komm ich dann in Baja Caracoles vorbei, einem kleinen 7 Häuser Ort. Dort finde ich eine Gomeria und lasse dort meinen Reifen flicken. Ich muss ihm aushelfen, denn eine 27 Nuss um meinen Reifen vom Auto zu schrauben hat er nicht. Auch Reifenwuchten ist hier nicht möglich.
Hier biegt man auch ab über eine grausame nicht endende Ripio Piste zu den Cuevos de Manas
Den Höhlen der Hände. Hier haben die Ureinwohner vor über 9000 Jahren die ersten Graffitis an die Wände gesprüht.
Mitten in einer 200 m tiefen Schlucht, wahrscheinlich damals ein gut geschützter Zufluchtsort der nicht sesshaften Jäger und Sammler finden sich Felsüberhänge und eine Höhle. Dort stellten die Ureinwohner mit Pigmenten aus farbigen Steinen und Tier-Fett einige Farben her, malten Jagdszenen mit Guanakos an die Wand, und produzierten Negativabdrücke ihrer Hände. Sie hielten eine Hand an den Fels, namen die Farbe in den Mund und bliesen sie an den Fels. So entstanden 100erte Abdrücke, von Erwachsenen und Kindern. Die letzten Malereien stammten von vor 1500 Jahren.
Dort traf ich auch Hendrik wieder mit seinem Mercedes G und seiner australischen Freundin Aley. Wir campen oberhalb des Besucherzentrums in der Schlucht und genießen bei einer Flasche Rotwein ein tolles Lichtspiel des Sonnenuntergangs.
Von hier geht’s dann über eine gut asphaltierte Ruta 40 in die Stadt Perito Moreno. Nichts interessantes, Wäsche Waschen, schlechtes Internet, eine heiße Dusche. Am Ende der O Higgins gibt es eine gute billige Wäscherei.
Von hier sind es nur mehr 65 km bis Los Antiguos am Lago Buenos Aires, dem 2. größten See in Südamerika. Hier geh es nach Chile, nach Chile Chico. 2000 Einwohner, ein Microklima, das Aprikosen und Kirschen gedeihen lassen.
Hier läuft mir praktisch ein Mercedes vor die Füße, nigerianische Nummer, es stellt sich heraus, er kommt aus Ranshofen. Wir halten in einer kleinen Straße und fangen eine kleine Unterhaltung an. Nach einiger Zeit kommt gerade die Besitzerin des Hauses, neben dem wir zufällig stehen, heim. Irgendwie kommen wir ins Gespräch. Sie pflückt uns einige Aprikosen in ihrem Garten vom Baum und nach ein paar Worten lädt sie uns abends zum Asado ein. Cordero – Lamm. Sie besorgt Fleisch, Salat, Brot, Wir bringen Bier und Wein. Inzwischen unterhalten wir uns in einem Lokal weiter, treffen einen weiteren Österreicher und stoßen auf Hendriks 40. Geburtstag an. Helmut Resch –sein Name und seine Frau Babs haben 30 Jahre in Südafrika und Nigeria gelebt. Deshalb auch die Nummer. Er hat mal einen Robert aus Hochburg kennengelernt, und Robert war mit ihm eine Zeitlang arbeiten in Afrika. Und eine Freundin von Babs arbeitet bei meinem Freund Harald in Doha.
Es ist wirklich Wahnsinn wie klein die Welt doch ist. Und wie die Zufälle so laufen, denn ein paar Sekunden entscheiden oft, ob man sich trifft oder nicht.
Markus taucht dann auch noch auf in der Stadt, momentan weißt du dann gar nicht mehr, mit wem soll ich jetzt reden.
Um halb 8 fahren wir dann wieder zum Haus von Laura und James, sie freuen sich schon. Laura und ein Freund ihres Sohnes bereiten das Fleisch vor und marinieren es, das Feuer brennt auch schon. Schön langsam brät das Fleisch während wir uns unterhalten. Wir essen das Lamm mit Brot und Salat, trinken dazu ein paar Flaschen Malbec und haben einen netten Abend. Sie ist Englischlehrerein, hat 3 fast erwachsene Kinder, der Exmann kam auch vorbei, nach Mitternacht krochen wir in unsere Dachzelte. Wir campierten auf der Straße direkt vorm Haus.
Am nächsten Tag fuhren Helmut und Babs weiter, ich blieb. Traf mich mit Markus und Toni mit seiner Frau Gabi aus Luxemburg. Ganz nette Leute. Reisen mit Hund und einer Katze. Toni erzählte ein paar lustige Geschichten darüber. Wir beschließen ein paar Tage zusammen zu verbringen, da wir die gleiche Strecke fahren.
Wir übernachten am Strand bei der Hütte des Fischerclubs. Am Wochenende sollte ein Pferderennen hier sein, und wir überlegten ob wir uns das anschauen sollten. 2 Tage warten war im Rahmen und so schauten wir uns den Ort ein wenig an.
Dabei fuhren wir auch hinter den Ort hinaus, um den Platz des Pferderennens zu suchen. Auf dem Rückweg bogen wir dann noch ab zu einem Mirador, weit oberhalb des Ortes, von hier konnte man weit über den See bis zu den Bergen sehen.( Es gibt noch einen kleineren Mirador gleich hinter der Hauptstraße, da sieht man aber den See nicht, da die Bäume zu hoch sind.)
Nach ein paar Fotos, der Besichtigung eines großen Tanks, der da oben herum stand wie hingeschmissen, gingen wir langsam wieder zurück zu unseren Fahrzeugen.
Und auf einmal, wie in Zeitlupe begann sich Markus Lkw zu bewegen, er rollte los, Richtung Abgrund. Toni und Ich brauchten eine Sekunde um zu realisieren, das Markus noch hinter uns war, Das schreckliche in dem Moment war, das seine Frau im Lkw auf dem Beifahrersitz saß, Sie schrie, wir liefen los, aber es war zu weit. Wir sahen noch, wie sich der lkw zu Seite neigte, sich mehrfach überschlug und sich total zerfetzte, bis er endlich ganz unten, 110 Höhenmeter tiefer, zwischen Bäumen, in einem kleinen Bach, auf dem Dach liegen blieb. Markus gab uns die Kleine – Was für ein Glück, das seine Tochter bei ihm war, und noch nicht im Lkw war.
Markus stürmte den Hang hinunter, Toni und ich übergaben die Kleine an Gabi, dann fuhren wir die Straße hinunter, alamierten Polizei, Rettung und Feuerwehr. Dann fuhren wir unten am Hang hin und liefen den Hang hinauf zu Markus. Seine Frau lebte. Hatte sich die Hüfte verletzt, Gott sei Dank. Sie wurde bei einem Überschlag, nachdem die Frontscheibe rausgeflogen war, noch vorne durch die große Öffnung herausgeschleudert, und das war ihr Glück. Hätte sie probiert, die Tür zu öffnen und rauszuspringen, wär der Lkw wohl über sie drüber gerollt.
Die Hilfe lief an, Markus Frau geborgen und dann ins Krankenhaus gebracht. Markus folgte ihr nach einer Weile, in der Stadt organisierten sie jemand, der ihn hinfuhr.
Toni und Ich halfen Ausrüstung und Dokumente zu bergen, alles vom Hang zu bringen, das wichtig und brauchbar war. Wir wurden dabei von ein paar Männern der Stadt unterstützt.
Es ging an dem Tag ein heftiger Wind, so war es wichtig alles einzusammeln, ansonsten verteilt sich das bis irgendwohin. Wahrscheinlich war der Wind auch stark genug den Lkw zu bewegen.
Wir waren dann noch 5 Tage in der Stadt, halfen, organisierten Hilfeleistungen während Markus noch bei seiner Frau im Krankenhaus war. Wir waren im Rathaus, sprachen mit Amtsleiter und Bürgermeister, mit dem Chef der freiwilligen Feuerwehr, und es war Wahnsinn, welche Hilfe sich auftat. Von gratis wohnen bis jemanden, der ihn mit dem Auto zwischen Krankenhaus und hier hin und her fuhr (immerhin 230 km einfach), Familien, bei denen er die Tochter zwischendurch abgeben konnte, ein Auto bei Notwendigkeit, einen Lkw, um seine Sachen abzutransportieren, einen Raum um alles einzulagern, etc…..
Der Unfall war scheiße und nicht notwendig, und Gott sei Dank sind die Verletzungen nicht lebensbedrohend, aber als jemand, der selber schon Katastrophen erlebt hat, war es sehr interessant mitzuerleben, wie unkompliziert und hilfsbereit die Bevölkerung hier ist und wie die Abläufe hier organisiert werden.
Nachdem die Dinge soweit im Ruder lagen, brachen Toni, Gabi und ich dann auf von Los Antiguos, um unsere Reise fortzusetzen. Am letzten Abend veranstalteten wir noch einen kleinen Grillabend, auch mit unseren neuen Freunden Laura und James, bei denen ich einige Zeit verbracht hatte. Die sind ein besonderes Paar. Laura, eine Nationalistin, für die Argentinien über alles geht, und James, ein Engländer, der vor 30 Jahren im Falklandkrieg auf Seiten seines Landes als Waffen-Ingenieur in Einsatz war und gegen Argentinien gekämpft hatte, haben sich vor ein paar Jahren kennen und lieben gelernt und haben geheiratet. Von den Beiden habe ich sehr viel über damals erfahren, und über Argentinien.
Ach ja, das hätte ich jetzt fast vergessen, das Pferderennen haben wir uns auch angeschaut. Den ganzen Tag verteilt fanden Rennen statt, mit je 3 bis 5 Pferden auf Distanzen von 200 bis 500 m.
Familien, Gauchos, verwegene Gestallten, Chorrizos im Brötchen, ein paar Bier und viele Wetten, ein perfekter Sonntag.
Die nächste Zeit werde ich mit Toni und Gabi zusammen fahren, wir verstehen uns sehr gut, der Weg ist der gleiche, Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Abenteuer, die Carretera Austral, Chiles südliche Traumstraße.