Fortsetzung Kurtis Besuch Teil 2, Von Villarica nach Coyhaique

 

 

Probleme:

Keine

 

Reiseroute:

 

Villarica – Pucon – Bacher Alm – Curarrehue – Termas de Pangui – Paso Tromen – Lago Tromen – San Martin de los Andes – Villa Angosturo – Bariloche – Llao Llao – Bariloche – El Bolson – Bariloche – Paso Cardenal Samore – Entre Lagos -Puerto Octay – Puerto Montt – San Angelmo – Puerto Varas – Ensenada – Cochamo – Puelo – Hornopirren – Parque Pumalin Nord – Chaiten – Parque Pumalin Süd – La Junta – Puyuhuapi – Puerto Cisnes – Villa Ortega - Coyhaique – Puerto Ibanez – Paso Ibanez – Perito Moreno – Los Antiguos- Chile Chico – Puerto Guadal – Puerto Bertrand – Chocrane – Puerto Tranquillo – Valle de Exploradores – Gletscher San Rafael – Puerto Tranquillo – Puerto Sanchez – Puerto Ibanez – Cerro Castillo – Lago Castro – Coyhaique – Balmaceda – Coyhaique.

 

 

Reisezeitraum:

27. Dezember 2016 bis 31. Januar 2017

 

Reisebericht:

 

Wir schon erwähnt wollte ich noch mehrere Bekannte und Freunde in der Umgebung von Villarica besuchen. Als erstes klopfte ich bei Amelie an die Tür. Wir genossen einen schönen Tag in dem 1930 erbauten Anwesen. Zu meiner Freude waren die Mutter und Amelies Bruder aus Österreich gerade zu Besuch. Die Köchin zauberte ein cremiges, saftiges Risotto auf den Tisch, als Nachtisch gab es frisch gepflückte Beeren aus dem eigenen Garten. Zur Verdauung spazierten wir durch ihren Wald, der wirklich bezaubernd ist. Ein richtiger Urwald, der Pflanzen beherbergt, die es nur hier gibt. Zu guter Letzt durfte ich die Damen noch mit meinem Kochbuch beglücken. Vielen Dank für den schönen Aufenthalt und eure große Gastfreundschaft. Auch viel Spaß beim Nachkochen meiner Rezepte.

 

Nahtlos hängte sich der nächste Besuch an, beim Hans auf der Bacher Alm. Auch ihn durfte ich vor 3 Jahren kennenlernen, Nach wie vor lebt er an den Hängen des Vulkans Villarica. Er begrüßt uns freudig, wir dürfen bei ihm nächtigen. Das Bier schmeckt ihm immer noch, leider ist er gesundheitlich nicht mehr voll auf dem Damm. Er erzählt uns vom letzten Ausbruch des Vulkans, der einige Monate nach meinem ersten Besuch stattfand.

 

Der Jahreswechsel nahte und ich hatte die Idee, Silvester mal auf eine andere Art zu verbringen. Das brachte uns zum nächsten Ort. Den Termas de Pangui. Das heiße Wasser von Davids weit abgelegener Therme wärmte mich schon vor 3 Jahren. Wir freuten uns darauf, den Jahreswechsel, ohne Trubel und ohne große Party zu genießen, sitzend im heißen Thermalwasser. Außer dem Wind, der raschelnd durch die Kronen der Bäume fuhr, war es friedlich und still. Direkt am Beckenrand grillten wir unser Rinderfilet, das wir uns zu diesem Anlass gekauft hatten, und stießen um Mitternacht auf das neue Jahr 2017 an.

 

Auch wenn bis zum Verfassen dieser Zeilen einige Zeit verging, wünschen wir euch nochmal ein glückliches und gesundes neues Jahr 2017.

 

Nach einer ruhigen und friedvollen ersten Nacht des neuen Jahres starteten wir ausgeruht in den ersten Januar und befuhren die spektakuläre Straße des Paso Tromen mit seinen zahlreichen Aurakarienbäumen, den Vulkan Lanin ständig im Blickfeld. Das Wetter war top, die Fahrt ein Genuss. Nachdem wir die Grenzformalitäten am Übergang nach Argentinien rasch und unkompliziert erledigt hatten – die Beamten nahmen es zum Jahreswechsel auch nicht so pingelig – bogen wir gleich danach ab, zum Lago Tromen.

 

Das Ufer war gesäumt mit argentinischen Familien, die langsam und geduldig ihr traditionelles Neujahrslamm grillten. Jaime, das Familienoberhaupt erklärte mir, sie wohnen gleich ums Eck, nur 260 Kilometer von hier, sie fahren immer zu Neujahr hierher und präparieren ihr Cordero al Palo – wie das aufgespießte Lamm hier genannt wird.17 Kilo Lebendgewicht verwandelten sich in knusprige, saftige 9 Kilo Lammfleisch am Spieß. 5 Stunden bei wenig Hitze benötigt es um perfekt gar zu werden. Die Argentinier verbringen die Zeit mit ratschen und Mate-Tee trinken. Wir bekommen ebenfalls Mate angeboten, für Kurt war es das erste Mal, dass er das herbe Getränk probieren konnte. Ein bisschen bitter, aber es schmeckte ihm. Wir hatten Spaß und führten eine nette Unterhaltung, da kam ich auf die Idee, den Argentiniern zum Neujahr guten, österreichischen Marillenschnaps anzubieten. Begeistert nippten sie daran, „muy fuerte“ also stark war er. Daraufhin lud uns das Oberhaupt der Familie ein, zu bleiben und mit ihnen das Neujahrs-Lamm zu verspeisen. Freudig nahmen wir an.

 

Via San Martin de los Andes fuhren wir weiter Richtung Süden, zur Ruta de siete Lagos. Zu den 7 Seen. Dort war uns das Wetter leider nicht sehr hold, bei Regen und Wind campierten wir am Lago Falkner und wärmten uns mit Käsepflanzerl und Currygeschnetzeltem.

Als nächstes Fernziel peilten wir Bariloche an. Wir folgten dem Verlauf der Seenroute, die in Wahrheit mehr als 7 Seen umfasst. Der Lago Escondido blieb uns in guter Erinnerung, so wie der Lago Espejo und der Lago Correntoso bei Villa Angostura. Die Seen sind alle durch kleine Flussläufe miteinander verbunden, darunter befindet sich auch der kürzeste Fluss der Welt, keine 200 Meter lang. Die Gewässer sind kalt, klar und schimmern in unglaublichen Blau, Grün und Türkistönen, die Wälder sind ebenfalls grün und dicht bewachsen. An den Hängen sind dutzende Wasserfälle zu erkennen, eine wahre Region des Wassers. Dieses muss auch irgendwo herkommen und wir bekamen in den folgenden Tagen einen erheblichen Anteil davon ab. Bis zu 3500 mm Niederschlag pro Jahr sorgt für nie endenden Nachschub.

 

Wir erreichten Bariloche, für uns eher Versorgungspunkt. Die Stadt selbst hat keine Sehenswürdigkeiten, im Laufe der Jahre nahm das Bild der Stadt durch ausufernden und unkontrollierten Häuserbau eher unschöne Formen an. San Martin de los Andes sei hier positiv hervorzuheben und zu bevorzugen, denn dort wurden die Bausünden dieser Stadt vermieden. Ansonsten ist alles Schokolade im Herzen der argentinischen Schweiz, wie die Gegend auch genannt wird. Dutzende Schokoladen Manufakturen bieten eine unerschöpfliche Auswahl an Geschmäckern an, von Süß, Bitter, Pur, gefüllt mit Dulce de Leche oder Fruchtcremen. Unser Probierkarton füllte sich Zusehens.

 

Im Umfeld der Stadt laden auch mehrere Hausbrauereien zum Besuch ein. Den teilweise in Deutsch gehaltenen Schildern folgend, landeten auch wir in einer urigen Stube und machten uns über das große Probierset her. Nicht alle Biere waren mein Geschmack. Interessant ist, das einerseits Bier und Brauereien immer als traditional Deutsch angesehen werden, dies auch mit Schildern und Aufmachung oft unterstrichen wird, aber ein Großteil der angebotenen Biere basieren auf englischem Ale und dunklen Malzbieren.

 

Ich bekam eine Empfehlung für ein exzellentes Restaurant etwas außerhalb der Stadt, Rincon Patagonica, spezialisiert auf Cordero – Lamm. Die von uns georderte, gemischte Platte mit verschiedenen Lammgerichten füllte den gesamten Tisch. Ja, die Portionen hier im Süden entsprechen anderen Dimensionen. Wir futterten uns durch die Schalen und Teller bis wir nicht mehr konnten. Der Wirt erlaubte uns, auf dem Parkplatz zu campen, somit konnten wir auch ohne Probleme den Wein leeren, denn fahren musste ich nicht mehr.

 

Am folgenden Tag war uns auch der Wettergott wieder hold, um den kleinen Rundkurs um die Halbinsel Llao Llao anzugehen. Das gleichnamige Nobelhotel, in dem schon Barack Obama nächtigte, darf in der Lobby auch von Normalsterblichen betreten werden.

 

Das dunkle Holz und die vielen Hirschgeweihe wirkten aber etwas erdrückend, es zog uns deshalb bald wieder Richtung Natur, einige schöne Wanderwege entlang der Seen warteten auf uns. Es war argentinische Ferienzeit, zahlreich waren die Einheimischen unterwegs, zu Fuß, per Auto und auch per Boot. Von einem Aussichtspunkt bot sich nochmal ein spektakuläres Bild auf das Hotel. Wirklich idyllisch gelegen. Gegenüber schlenderten wir durch das skurrile Dorf Colonia Suiza. In einem traditionell eingerichtetem Cafe – hier Casa de Te – genannt, gönnten wir uns Strudel, Käsekuchen und eine heiße Schokolade, zu Preisen, die wie in der gesamten Gegend hier, wirklich Schweizer Niveau besitzen. Strudel 6 Euro, heiße Schokolade 5 Euro etc.

In einem schnellen Rutsch erreichten wir El Bolson, wo wir Klaus Schubert, einen Langzeitweltreisenden, besuchten, der sich hier niedergelassen hat. Bekannt wurde Klaus mit dem Buch „Abgefahren“ das speziell in Motorradkreisen einen weiten Ruf genießt.

 

Klaus ist, sagen wir mal etwas speziell und schräg drauf, mehr sag ich dazu nicht. Er ist sehr auf seine Privatsphäre bedacht, deshalb gibt es von ihm auch kein Foto und keine GPS Position. Wer ihn besuchen will, der muss vorher mit ihm persönlich Kontakt aufnehmen.

 

In El Bolson hatten wir das große Glück, beim Schafe schlachten und verarbeiten zuschauen zu können, speziell für Kurt war dies hochinteressant, da er in seinem ersten Beruf Metzger gelernt hatte und viele Jahr in der Fleischzerlegung tätig war.

 

Die Schafe werden unmittelbar vor der Schlachtung gefangen und angepflockt, die Tiere werden traditionell mit Halsstich, der die Hauptschlagader durchsticht, getötet. Dies geht relativ schnell und ist auch nicht sehr schmerzvoll. Das Tier blutet aus, das Herz pumpt den roten Saft mit Druck nach draußen, das Tier dämmert weg und stirbt schließlich.

 

Der Schlachter hängt das tote Tier mit einem Strick an den Deckenbalken draußen an der Veranda und beginnt das Fell abzuziehen, anschließend wird das Tier aufgebrochen und die Gedärme und Innereien entfernt. Das Lebendgewicht liegt bei 14- 18 Kilo, das geschlachtete Schaf wird für 80 bis 110 Euro verkauft. Die Preise in Argentinien und Chile ähneln sich.

 

Die Schlachter arbeiten sorgfältig und sauber, wenn man da wieder die übertrieben regulierten Abläufe bei uns entgegenstellt, wo ein gefliester Raum schon nicht mehr den Hygieneanforderungen entspricht, wo das Fleisch eines Lieferanten bei 3 Grad Überschreitung der Lagertemperatur nicht mehr annehmen werden dürfte, da denk ich mir schon manchmal, wie übertrieben das das alles mittlerweile bei uns ist.

 

Östlich an der Grenze zu Chile gelegen, erhebt sich der 3500 Meter hohe Monte Tronador, der Donnerberg. Benannt nach dem lauten Donnern und Krachen, das das herabfallende Gletschereis verursacht. Am Eingang des wunderschönen Nationalparks machte sich aber erst mal ein bisschen Ernüchterung breit, ob der langen Autoschlange vor uns an der Kassa, die ebenfalls alle das gleiche Ziel hatten. Auch hier „Alles See“. Das intensivblaue Wasser füllt die tiefen Täler, die einst die Gletscher tief in den Fels schliffen. Am Ende der Straße erwartete uns der schwarze Gletscher, dessen mit viel Geröll beladene Eismassen in einen See kalben.

 

Endziel der Reise mit Kurti sollte die Carretera Austral sein, deshalb mussten wir zurück nach Chile. Über den Paso Cardenal Samore, einem Hauptübergang im Süden, kehrten wir zurück. Auch hier standen ewig lange Menschenschlangen vor den Schaltern, Teilweise reichten die Schlangen bis zur die Eingangstür. Die SAG, die Lebensmittelkontrolle setzte mir einen Hund ins Auto, der schlug trotz der vakuumverpackten Salami, die in meinem Versteck schlummerte und ja eigentlich aus Chile stammte, aber nicht an. Schätze, von den vielen Kontrollen war er etwas müde.

 

Ich habe ja Verständnis für gewisse Kontrollen, um das Einführen von im Land nicht heimischen Schädlingen zu verhindern, aber das auch chilenische Produkte, in Chile gekauft, Vakuumverpackt, mitgeführt bei einem kleinen Abstecher nach Argentinien, ebenfalls ein Problem bei der Einreise sein sollen und auch konfisziert werden, das übersteigt mein Verständnis.

 

Etwas gefrustet wegen des neuerlichen Regens, der unaufhörlich auf uns niederprasselte erreichten wir Puerto Octay. 5 Kilometer südlich vom Ort befindet sich die Rancho Espantapajaros, ein tolles Restaurant, das sich auf Buffetessen spezialisiert hat. Mathias und seine Familie kenne ich seit 3 Jahren, das Restaurant war Treffpunkt für ein Landrovertreffen. Als Nachfahren ausgewanderter Deutscher pflegen sie nach wie vor ihre heimatliche Sprache. Das Zusammentreffen war schön und ich konnte nicht ahnen, dass wir uns kurz darauf schon wieder über den Weg laufen sollten.

 

Bei einem Rundgang erklärt er uns ein bisschen die Philosophie der Landwirtschaft hier und wie es abläuft. Im Gegensatz zu uns daheim, wird eine Tiergeburt hier nicht per Tierarzt überwacht. Eine Kuh oder ein Schaf muss alleine gebären können draußen auf der Weide, für das Überleben muss das Tier stark sein, kann es das nicht, muss es weg. Kühe werden auch hier markiert, aber erst, wenn sie den Hof verlassen, Schafe werden nicht markiert.

 

Ein paar Kilometer südlich fuhren wir in die Stadt Puerto Montt ein. Beim Stadtrundgang kommen wir an der Feuerwehr vorbei und werden prompt zu einer Führung eingeladen. Die Feuerwehr von Puerto Montt wurde ebenfalls von deutschen Auswanderern gegründet und sie pflegen nach wie vor gute Kontakte zu ihrem Herkunftsland. Öfters werden Mitarbeiter zur Aus- und Weiterbildung nach Deutschland entsendet. Viele Feuerwehrmänner hier sprechen auch Deutsch. Es wirkt ein bisschen skurril, wenn auf den roten Wagen statt „Bomberos“ „Feuerwehr“ aufgeschrieben steht.

 

Einer meiner Lieblingsorte in der Stadt ist der Fischmarkt San Angelmo, jedes Mal wenn ich in der Stadt war, stattete ich diesem Markt einen Besuch ab. So auch diesmal mit Kurt, ich wollte ihm das einheimische Traditionsgericht „Curanto“ präsentieren.

 

Am Ende des Marktes, hinten, befindet sich das kleine Fischerlokal „Lilly Marleen“, das ich wiederholt aufsuchte, um Curanto zu essen. Das Gericht wird alt-traditionell in der Erde auf heißen Steinen gegart, es gibt aber auch die Variante aus dem Topf. Muscheln, Chorrizos, geselchtes Fleisch und Beilagen gehören dazu. Die Variante im Topf bietet den Vorteil, dass aus der austretenden Flüssigkeit ein wohlschmeckender Fond hergestellt wird, während bei der Erd-Garung alles Flüssigkeit im Boden versickert.

 

Wir nutzten den Markt noch für ein paar Einkäufe, der Riesenknoblauch aus Chiloe hat es mir angetan, Die Regale hängen voll schmackhafter Würste und Käse.

Die direkte Strecke nach Hornopirren zum Fähranlieger kannte ich schon, deshalb entschied ich mich, um den langen Fjord außen rum zu fahren, via Ensenada und Cochamo.

 

In Hornopirren erwarteten uns nagelneue Fähren, die alten Seelenverkäufer von früher hat man eingemottet. Wir hatten großes Wetterglück bei der Überfahrt und erreichten trockenen Fußes den Pumalin Park.

 

Wir besuchten die riesigen Alercenbäume, das südliche Pedant zu den nordamerikanischen Mammutbäumen und wanderten zu einem Wasserfall.

 

Wir lernten eine Gruppe deutscher Filmstudenten kennen, die gerade dabei waren, einen Film über die Carretera Austral zu drehen. Da bin ich schon gespannt auf das Endergebnis.

 

Nördlich von Chaiten mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass der Ausbau zur Asphaltierung der Carretera laufend weiter voranschreitet, gut für die Einheimischen, schlecht für die Reisenden. Wenn die Straße mal durchgeteert ist, wird das Abenteuer etwas auf der Strecke bleiben.

 

Einen weiteren Regentag saßen wir im überfüllten Thermalbecken der Therme Amarillo aus, dann enterten wir den Südteil des Pumalin Parks. Dicht bewachsen, Farne mit metergroßen Blättern und bunte Blumen erwarteten uns. Leider auch Horden von Pferdebremsen. Wir konnten ihnen fast nicht Herr werden. Das Wandern wurde zu Qual. Hauptsächlich im Frühsommer lebend, traf ich diese Viecher vor 3 Jahren nicht an, da ich diesen Teil des Landes im Herbst bereiste. Der schönste Campingplatz im Park liegt ganz oben, der Camping Ventisquero. 2 Wanderungen haben hier ihren Startpunkt, einmal ein Aufstieg auf einen Hügel mit Aussichtspunkt auf den Vulkan und Gletscher Michimahuida. 2400 Meter hoch erhebt sich diese gewaltige Masse an Fels und Eis aus dem Umland.

 

Die Ruhe am Platz wurde etwas gestört durch eine Fahrzeugbergung. Ein Argentinier konnte nicht glauben, dass eine Absperrung auch für ihn galt und fuhr sich fest bis auf die Bodenplatte. Wer musst´s wieder richten? Richtig, der Bergungs-Weindi. Dank Seilwinde schnell erledigt, konnten wir uns endlich den paprizierten Käsespatzen widmen, die mir Unterlage und Kraft geben sollte für die morgige lange Wanderung zum Gletscher.

 

12 Kilometer einfach verlief der Weg erst relativ flach entlang des breiten Tales, der Gletscherfluss mäandert durch den Kies. Überall liegen entwurzelte, umgefallene Bäume, die zu umklettern es galt. Ja, zur Regenzeit kann es hier auch etwas wüster werden. Der Fluss muss auch durchquert werden, das Wasser ist eiskalt. Am Ende des Weges angelangt, begann ich den Bachlauf nach rechts zu folgen, weiter oben wo er schmäler ist, konnte ich ihn überqueren und in den Gletscher einsteigen. Tolles Farbenspiel in den Spalten und ein toller Ausblick das erwanderte Tal zurück, erwarteten mich.

Die Carretera lief unter dem Landy hindurch, Kilometer um Kilometer kamen wir weiter Richtung Süden. Wir waren nicht immer von Wetterglück beschienen und der Verkehr war sehr dicht. Speziell die Anzahl der Radfahrer war enorm. Die hatten keine große Freude mit den fortwährenden Baustellen, dutzende Kilometer lang. Oft war richtiggehend Staubfressen angesagt, beim Durchfahren der von den überholenden Autos aufgewühlten Staubwolke. Regen war hierfür von Vorteil, für den Radfahrer selbst jedoch auch kein Zuckerschlecken. Durchgefroren und nass bis auf die Unterhose erreichten sie meist die Campingplätze, die im Januar und Februar schier aus allen Nähten platzten. An diese Mengen an Touristen konnte ich mich Jahre zuvor nicht wirklich erinnern.

 

Wir folgten der Carretera bis Puerto Ibanez und bestaunten die tollen Wolkenformationen, die der extreme Wind über den Gipfeln formte, relaxten an den Ufern des Lago General Carrera und ließen den Tag schließlich am Wasserfall von Ibanez ausklingen. Kurz vor dem beeindruckenden Wasserfall entdeckten wir einen kleinen Stellplatz und verbrachten eine ruhige Nacht.

 

Ich hatte einen kleinen Abstecher nach Argentinien vorgesehen, um Laura und James in Los Antiguos zu besuchen. Dazu überquerten wir den kleinen Grenzübergang bei Puerto Ibanez. Hier gab es nur eine Kontrolle der Carabineros und drüben der Gendarmeria. Da es keine Migracion und keinen Zoll gab, stempelte der Carabinero den Pass. Etwas überfordert saß er am Schreibtisch und seine Hand wechselte unsicher einige Fächer bevor er das richtige Formular herauszog. Wir saßen derweilen in dem kargen Büro und lauschten dem einzigen Geräusch, dem Ticken der großen Wanduhr. Tick-Tack – Tick -Tack… Schier endlos quälten sich die Sekunden, wurden zu Minuten, bis das Formular ausgefüllt am Schreibtisch lag. Noch schnell das Autogramm darauf und schüttelten dem Officer die Hand. Buen Viaje wünscht er uns.

 

Der Ausblick auf den See war schön und je weiter wir nach Osten kamen, desto trockener wurde die Landschaft. Nachmittags erreichten wir den Ort Los Antiguos. Hier hatte ich vor 3 Jahren ein kleines Schreckerlebnis, als dort der Lastwagen eines Freundes abgestürzt war. Wir besichtigen die Stelle und stellten fest, dass die Stadt dort mittlerweile einen offiziellen Aussichtspunkt erbaut hat, mit Geländer und vor Unfällen geschützt.

 

Das Wiedersehen mit Laura und James war herzlich und endete in einem Grillgelage am Abend. Der Tisch bog sich vor Essen und argentinisch spät begannen wir zu essen. 00.06 Uhr zeigte meine Uhr, als wir mit dem Abendessen begannen. Ja, ein bisschen verrückt sind sie schon.

 

Entlang des südlichen Ufers des Lago General Carrera kehrten wir wieder zurück auf die Carretera Austral. Das Nachtlager schlugen wir auf in Facinal, auf einer Halbinsel. Es war windig und kalt, was wäre da ein Camping ohne Lagerfeuer?

 

Wir folgten dem Rio Baker auf dem Weg nach Süden, machten Halt am Lago Esmeralda.

 

Da die Zeit zu Kurts Abflug nahte, ging uns etwas die Zeit aus, um das Ende der Carretera zu erreichen. Wir machten kehrt, fuhren zurück Richtung Lago General Carrera, nach Puerto Tranquillo

Ich hatte hier zum Abschluss seiner Reise ein ganz spezielles Erlebnis eingeplant und hoffte auf gutes Wetter, denn bei Schlechtwetter hätte es keinen Sinn gemacht.

 

Wir suchten in Puerto Tranquillo das Office von Destino Patagonia auf, der führenden Agentur, wenn es um Touren zum San Rafael Gletscher und zur gleichnamigen Lagune geht.

 

Wie schon 3 Jahre zuvor machten wir aus, uns draußen an der letzten Brücke zu treffen und dann gemeinsam die Tour anzugehen.

 

Der Preis hat etwas angezogen, ca. 210 Euro, aber wenn das Wetter passt ist es jeden Euro wert. Langsam und gemütlich tuckerten wir durch das Valle de Exploradores, bewunderten die steilen Berge und die Gletscher, die so an der Wand hängen, das man glauben könnte, sie fallen gleich herunter.

 

Ich steige mit Kurt hinauf zum Aussichtspunkt des Monte San Valentin, mit knapp 4070 Meter der höchste Berg Patagoniens und genießen den Blick auf den Gletscher.

 

Am Parkplatz treffen wir die deutschen Filmstudenten noch einmal und fahren ans Ende der Straße, zum Parkplatz an der nicht fertiggestellten Brücke.

 

Überraschung, es wird hart gearbeitet, die Brücke wird jetzt endlich fertiggestellt. Jedoch nicht für größere Fahrzeuge geeignet. Falls die eine Höhen Beschränkung einbauen, dürfte es auch für kleine Reisefahrzeuge wie meinem Landy schwierig werden mit der Überquerung.

 

An der Anlegestelle bekommen wir das neue Boot von Destino Patagonia präsentiert. Tolles, schnittiges Design, 2 starke Motoren. Wir erreichten den Gletscher damit etwas schneller, mit fast 50 Km/h flitzten wir dem Eis entgegen. Das war gut, denn so blieb uns mehr Zeit, um vor der riesigen, knapp 70 Meter hohen Gletscherwand zu verweilen. Erst umkreisten wir einen riesigen Eisberg, dann trieben wir gemächlich vor den leuchtendblau glänzenden Eismassen. Immer wieder erschüttert das Niederbrechen von riesigen Eispfeilern das kalte Wasser, große Wellen laufen durch den See. In der Stille ist deutlich das Knacken und Krachen der sich verschiebenden Eismassen hörbar. Unser Guide fischte einen großen, frisch abgebrochenen Eisblock an Bord, hackte eine Vertiefung in das tausende Jahre alte Eis, wir tranken Whiskey daraus.

 

Im Gegensatz zu vor 3 Jahren waren wir nicht alleine in der Lagune, 3 weitere Schiffe gingen in Position. Davon war eines ein großer Katamaran aus Puerto Montt, der seine Gäste mit Zodiac Booten vor die Gletscherwand brachte. Gefährlich nahe, näher als die offizielle Sicherheitslinie es erlauben würde, steuerten die Bootsführer die kleinen Schlauchboote an die Wand. Wenn da ein großer Eisberg abbricht, könnte das böse enden.

 

Auf dem Rückweg nach Puerto Tranquillo entdeckten wir ein totes Pferd im Straßengraben, das räumt hier keiner weg. Die Geier warten schon.

      

Puerto Tranquillo hat noch ein weiteres Highlight auf Lager, die Marmorhöhlen, die der See im Laufe von Jahrmillionen in die Marmorfelsen gefräst hat. Wellenschlag um Wellenschlag bearbeitet das Weiche Material. Ein Millimeter in hundert Jahren.

 

Wir fuhren rüber auf die andere Seeseite nach Puerto Sanchez, campen weit oberhalb des Sees mit tollem Ausblick.

 

Weiter nördlich gibt es eine Nebenstraße zur Carretera, leider konnte ich die Brücke nicht mehr queren, da sie renoviert und eine Querbarriere auf 235 cm eingezogen wurde. Wir campten erstmal auf der Sandbank, neben uns der Fluss, rundherum steile Berge, eine echt tolle Lage. Da der Wind gehörig pfiff, bauten wir einen großen, hohen Schutzwall, um das Feuer zu schützen und auch um die Glut zu halten. Die Chilenen hatten die letzten Wochen genug Probleme mit großen Waldbränden, da bräuchten wir nicht auch noch einen anzuzetteln. Das Feuer war gut geeignet, meine gusseiserne Platte auszuprobieren um Fladenbrot zu backen.

 

Leider explodierte diese Nacht wieder mal meine Schlafmatte, nach einem Jahr Dauernutzung ging der Schaumstoff der Matte zu Bruch und die bäult sich auf. Zum Schlafen leider nicht mehr geeignet. Mein herzlicher Dank geht an die Firma Expeed, da sie einen schnellen und tollen Service bietet und mir innerhalb einer Woche eine neue Matte nach Coyhaique nach Chile gesendet hatte. Vielen Dank.

 

Wir folgten einer Nebenstraße, die 65 Kilometer später im schon besuchten Puerto Ibanez endet. Dort wollten wir noch ein Paar Lebensmittel einkaufen, wir benötigten 5 Geschäfte um 7 Sachen einzukaufen. Das könnte neuer Rekord sein.

 

Auf dem Weg zurück nach Coyhaique fuhren wir über die Seen Castro und Pollux, dort oben soll ein Österreicher leben, hatte man mir gesagt, wir fanden das Haus tatsächlich, leider musste uns der Verwalter mitteilen, das der Österreicher einige Wochen auf Heimaturlaub weilte. Schade. Die Seen wären wirklich sehr schön, aber alles ist eingezäunt, es gibt praktisch keinen freien Seezugang.

 

Zurück in der Stadt suchen wir das Airline Büro von Sky auf und buchten für Kurt einen Flug nach Santiago, von wo sein Rückflug nach Österreich abging. Das Timing mit dem Umsteigen klappte gut und für Kurt war die große Reise damit beendet.

 

Ich sag hier nochmal Danke für den Besuch und für den reibungslosen Ablauf. Du hast dich gut arrangiert und wir sind immer gut miteinander ausgekommen. Es hat mir große Freude gemacht, dir diesen Teil des Landes etwas näher zu bringen. Wir sehen uns!

 

Anschließend an Kurts Abreise hatte ich mich auf einem netten Camping in Coyhaique eingerichtet, um mich etwas auszuruhen. Normalerweise fahre ich einen Durchschnitt von 70 Kilometer pro Tag, in den 2 Monaten von Kurts Besuch liefen 9000 Kilometer Straße und Piste unter dem Landrover hindurch. Der braucht erst mal eine große Pflege, Reinigung und ein paar kleinere Reparaturen haben sich auch angesammelt. Und ich etwas Ruhe wie gesagt. Wir sehen uns demnächst, Hasta luego!

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