Uruguay Teil 3

 

Christian Weinberger Worldtour Landrover Defender

 

Nachdem ich meine Pakete abgeholt habe, die Schule beendet mich von meinem Lehrer verabschiedet und alles erledigt hatte was zu erledigen war bin ich wieder nach Las Piedras zurückgefahren. Es ist eine nette Runde hier und ich fühle mich wohl. Die beiden Tittmoniger fahren in ein paar Tagen nach Brasilien und da ich dieselbe Richtung will, werde ich mit ihnen losstarten.

Da sie die Strecke früher schon ausgiebig abgefahren sind, und sie diesmal weiter nach Norden fahren, sind sie dann zügiger als ich unterwegs. Aber 2 Tage fuhren wir dann zusammen.

Erst mal zurück nach Las Piedras. Dort schrauben noch immer alle an ihren Autos. Manfred hat den Wasserschaden behoben, sie sind gerade beim Fußbodenlegen und streichen, Volker repariert seine Standheizung. Am Sonntag arbeiten dann doch nicht alle an ihren Kisten und wir fahren nach Montevideo auf den großen Sonntagsmarkt. Dort gibt es alles von Gemüse über lebende Tiere, Werkzeug, alter Ramsch und Dinge die kein Mensch braucht.

 

Ich kaufe Gemüse, frische Nudeln und Gewürze. Am nächsten Tag ist gemeinsames Kochen angesagt. Ich mache den Linseneintopf für die ganze Crew und Michael –er ist ja auch Koch – mach ganz klassische Spätzle. War aber nicht so einfach, da ich für meinen Eintopf die großen Töpfe in Beschlag genommen hatte. So musste er mit einem niedrigen Topf vorlieb nehmen und die Spätzle wurden etwas kürzer.

Es war ein angenehmer Tag, die Sonne schien, die Vorbereitungen waren schnell erledigt und so war viel in der Sonne sitzen und relaxen angesagt. Um 7 stand dann alles auf dem Tisch und wir griffen herzhaft zu.

Am nächsten Tag kochten wir aus den Resten – wir hatten viel zu viel produziert dann eine Linsensuppe mit Kartoffeln, viel Gemüse und Würstchen drin.

Werners Sprinter wird auch angeliefert. Jetzt braucht er nur noch auf seinen Motor warten. Nachmittags konnte ich dann noch etwas lernen, wie macht man einen Kuchen in der Pfanne. Eigentlich ganz einfach. Kuchenteig vorbereiten, Pfanne ausbuttern, in der Mitte kommt ein umgedrehter Blumentopf hinein, dann ist die Teigfläche nicht so groß und in der Mitte kann Hitze aufsteigen und durch das Loch im Blumentopfboden nach oben entweichen.

Teig rein, Deckel drauf und ab auf die Gasflamme. Schön dosiert aufdrehen, damit der Kuchen nicht verbrennt. Eine Stunde und fertig. Hmmm war der gut. Ich denk immer noch dran.

Tja und so vergeht Tag für Tag aber morgen brechen wir auf. Volker hat seine Reparaturen erledigt und ist abfahrbereit.

Bevor wir fahren, besuchen wir noch Julio vom Weingut Valente (www.Valente.com.uy)

Seine Frau führt uns durch die Hallen der Produktion, momentan machen sie Sidra. Das ist so eine Art Most. Insgesamt haben sie hier 100 Hektar, werden von umliegenden Weinbauern mit deren Trauben beliefert und produzieren pro Jahr ca. 4 Mill Liter Wein und Sidra. 70 % Rot und 25 %Weiß und 5 % Rose und Sekt. Alle waren sehr nett und wir bekamen einige Flaschen zum Probieren geschenkt. Interessant waren die Tanks, die meisten aus Kunststoff 5000 L. Einige sind gemauert, das hab ich bei uns daheim nirgends gesehen. Und auch seine Abfüllanlage ist erwähnenswert, die hat er Coca Cola Uruguay abgekauft und für seine Bedürfnisse adaptiert.

 

Am 26. September brechen wir auf. Vorher warten wir aber noch auf Hans und seine Frau, die Beiden sind aus Neunkirchen, fast bei Wien, Der Wiener Dialekt war erfrischend. Dann noch kurz zum Einkaufen und wir fahren in Richtung Minas. Die Gegend um Minas ist sehr schön, auch weil sich hier die Landschaft von Rest Uruguay sehr unterscheidet. Hier gibt es Hügel und Berge. Ok der höchste Berg hier hat 513 m. Aber die Landschaft ist wirklich schön. Wir biegen 27 km vor Minas ab nach Agua Blanca. Dort finden wir einen wunderschönen Campingplatz vor, mitten in der Natur, ein riesen Areal, gepflegt, viele Bäume, ein kleiner Stausee. Wir sind die einzigen Gäste heute und genießen die Nachmittagssonne bei einer Tasse Tee und ein paar Keksen. Und das Ganze kostet nur 2,50 Euro.

 

Unser nächstes Ziel heißt Laguna Rocha ist 150 km entfernt und unsere Fahrt führt uns zuerst entlang der Panoramastraße 81 durch diese hügelige Landschaft knapp an Minas vorbei nach Aigua. Dort biegen wir rechts ab und fahren die Ruta 109 nach Rocha. Ein Teil der Straße ist Piste, aber gut zu fahren. Abgesehen von ein paar Holz-Lkw kaum Verkehr.

Von Rocha aus sind’s noch ein paar km an die Küste und wir fahren einen Feldweg soweit an die Laguna wie es geht. Leider bläst der Wind recht stark und es ist dort ungeschützt. So fahren wir ein paar km zurück und parken hinter einer hohen Düne und ein paar Sträuchern.

 

Am Morgen trenn sich unsere Wege. Wir verabschieden uns, sie fahren weiter nach Santa Teresa und dann über die Grenze. Ich will noch etwas Zeit an der Lagune verbringen und fahre wieder vor an das Ende der Straße. Manchmal kann man den schmalen Strand, der die Laguna vom Meer trennt bis zur anderen Seite fahren, momentan tut sich aber eine Lücke auf.

Wenn das Wasser in der Lagune steigt, bricht irgendwann die Landzunge durch und das Wasser der Lagune ergießt sich ins Meer. Anschließend spülen die Wellen wieder Sand an den Strand und verschließt die Öffnung. Es entsteht ein Damm. Wenn das Wasser wieder hoch genug gestiegen ist, dann bricht der Damm wieder und das Ganze beginnt von vorne.

In diesen Lagunen gedeihen viele Fische, Krebse und Muscheln. In Folge ist dieses Gebiet ein Paradies für Vögel. Dutzende Arten verweilen hier. Ich bin alleine, genieße die Ruhe und beobachte die Vögel.

 

Von hier ist es nicht weit nach Cabo Polonia. Dieser Ort wird von Fischern und einigen Aussteigern bewohnt. Er liegt in einer Art Naturschutzgebiet und hat keine offizielle Straßenanbindung. Entweder zu Fuß ein paar Km den Strand entlang oder per LKW. Das sind die Möglichkeiten.

Die größten Attraktionen hier sind die geschützten Strände, Die von bis zu 50 m hohen Wanderdünen eingerahmt werden. Die Besiedelung der Halbinsel startete 1753 mit einem Schiffbruch. Der Eigner und Kapitän der spanischen Galeone hieß Joseph Polonio.

Ich konnte auf dem Lkw vorne oberhalb des Fahrerhauses sitzen, super Ausblick inklusive.

Außerhalb der Saison sind Touristen auch hier Mangelware und von den Hostels und Verpflegungsbetrieben haben die meisten geschlossen.

Der Ort besteht aus bunten Häusern und Bretterbuden, wild zusammengezimmert. Dazu ein im Jahre 1881 gebauter Leuchtturm. Er steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Im Umkreis stehen auch die südlichsten Palmenhainer Südamerikas und man findet hier auch den Ombubaum.

Auf den Felsen unterhalb des Leuchtturmes lebt eine Seelöwenkolonie, Ein Zaun trennt diese von den Touristen und ermöglicht ihnen Ihren Nachmittagsschlaf. Leider habe ich mein Tele nicht dabei, somit gibt’s keine Nahaufnahmen. Ist aber nicht so schlimm, in Argentinien werde ich noch mehr davon sehen.

Nach der Überquerung des Arroyo Vavzas erreiche ich die Ortschaft Barra de Valizas mit der Laguna Castillos im Hintergrund. Der Fluß ist hier die Verbindung zwischen Lagune und Meer. Und auch hier ist die Barriere aus Sand durchgebrochen.

 

Die Nacht verbringe ich an einem Campingplatz auf dem niemand da ist. Nicht sehr schön, aber umsonst.

Punta del Diabolo ist ein kleiner Badeort an der Atlantikküste. Das ursprüngliche Fischdorf hat sich in den letzten Jahren sehr stark vom Fischerdorf in Richtung Kunsthandwerk und Tourismus gewandelt ist aber dennoch ursprünglich geblieben. Es kommen viele Argentinier und Brasilien zum Surfen hierher

In Punta del Diabolo gibt’s sogar 2 Campingplätze, aber beide zu. Der Ort besteht hauptsächlich aus Cabanas, kleinen Hütten, die man für den Sommerurlaub mieten kann, ist mir aber zu teuer. Ich finde dann ein Hostel mit gemeinschaftsschlafraum, echt super und nicht teuer. Da es regnet passt mir das ganz gut. Sehr hohe Wellen gibt es hier und auch einige Surfer kann man beobachten.

Ich treffe einen netten Kerl aus Neuseeland und ein Paar aus Polen und somit gibt’s den ganzen Tag genug zu erzählen.

 

Nur ein paar Km weiter ist Santa Teresa, eine Art Nationalpark und ein altes Fort, im 18. Jahrhundert von den Portugiesen errichtet. In dem Park kann man auch gut Campen. Ich bin wieder einmal der Einzige hier, was mich aber nicht stört, denn beim Vögel beobachten ist Ruhe durch nichts zu ersetzen.

Der Park ist 3000 Hektar groß, beherbergt über 2 Millionen Bäume und hunderte Blumenarten. Ob dieser Größe packe ich hier mein Rad aus. Praktisch damit Ichs nicht ganz umsonst dabei hab, fahr ich eine Runde dacht ich mir. Erst mal reinigen – die Kette und die Zahnräder sind von einer dicken Staubschicht überzogen und ein wenig Luft muss ich aufpumpen. Kein Problem, Kompressor ist an Bord.

Dann strample ich los, nicht sehr weit, dann geht mir schon die Puste aus und die Oberschenkel brennen. Tja, meine Kondi ist ziemlich fort stell ich fest. Ich bin ganze 15 Km gefahren, dabei 3-mal abgestiegen und geschoben. Das Hinterteil hat auch geschmerzt vom harten Sattel.

Nichts mehr gewöhnt stell ich fest.

In diesem Nationalpark ist nicht alles reine wilde Natur, hier wurde viel hinzugepflanzt und daraus eine Mischung zwischen Natur und botanischem Garten angelegt.

In der Vogel-Beobachtungshütte saß sich s angenehmer. Hier sitzt man leicht getarnt in einer Hütte und hat eine gute Aussicht auf einen kleinen See. Dort leben Dutzende verschiedene Vögel, Vom kleinen Kolibri die leider so schnell sind, dass ich keinen fotografieren konnte bis zu Großvögeln, die je nach Art 50 bis 90 cm groß werden. Ich verbrachte hier einige beeindruckende Stunden.

 

Vor der Küste kann man um diese Zeit Wale beobachten, am Punta Ballena - dem Walbeobachtungs platz - gab es nur hohe Wellen und heiße Sonne.

Eine halbe Stunde Fahrt ist es von hier bis zur Grenze in Chuy. Ich bin etwas nervös, ist es doch mein erster Grenzübertritt in Südamerika.

Etwa 2,5 Km vor der Grenzstadt, die eine Zollfreizone ist, erreiche ich die uruguayische Grenzstation. Ich erreiche sie um 10.10 Uhr. Ich betrete das Gebäude, die Migracion ist links. Der Beamte fragt mich ob ich ein oder ausreise, schaut sich den Pass an und fragt mich nach der nicht vorhandenen Einreisekarte. Er akzeptiert meine Antwort, das ich mit dem Schiff ankam und ich nur den Stempel in den Pass bekam. Auch er stempelt und schickt mich zum Zoll auf die rechte seite. Ich gebe das Formular vom Auto ab, und bin fertig. Weiterfahrt um 10.17.

Ich fahre in die Stadt, die große Hauptstraße trennt Uruguay von Brasilien und der Mittelstreifen ist die Grenze. Der Ort dient brasilianischen Reisenden als Einkaufsort für Duty Free Artikel und besitzt auf uruguayischer Seite ein Spielcasino, da in Brasilien Glücksspiel nicht erlaubt ist. Ich habe noch einen ganzen Haufen Pesos und decke mich auf der brasilianischen Seite mit Lebensmitteln ein. Käse und Salami kaufe ich noch in Uruguay und ich habe Mühe, mein Geld auszugeben. Es ist wirklich billig hier. Mein Kühlschrank geht über. Ich kauf mir noch einen großen Topf und dann hab ich es doch geschafft meine Pesos loszuwerden.

 

Neben mir stoppt ein brasilianischer Landrover und der Fahrer steigt aus. Gibt mir seine Visitenkarte und fragt die üblichen Fragen. Bevor es zur nächsten Grenzstation geht noch schnell volltanken. Premiumdiesel für 83 Cent. So gefällt mir das Tanken.

Die brasilianische Grenzabfertigung ging auch sehr zügig voran. Ich betrat das Gebäude um 12.55 Uhr, hier ist die Migracion, hier genannt Polizia Federal, auf der rechten Seite, Ich fülle die Einreisekarte aus und bekomme meinen Stempel. Der Beamte schickt mich in perfektem Englisch weiter zum Zoll. Das schöne Wesen mit den langen blonden gelockten Haaren, bekleidet mit einer hautengen Leopardenhose, einem roten, weit ausgeschnittenem Top und schwarzen Highheels mit ultralangen Absätzen, wirft einen Blick auf meinen Pass und vergleicht ob mein Name im Zulassungsschein der Gleiche ist. Das wars. Sie schenkte mir noch ein bezauberndes Lächeln und wünschte mir eine gute Reise. Rückkehr zum Auto um 13.00 Uhr. So gesehen hätte die Zollkontrolle schon länger dauern können.

Adios Uruguay. Vielleicht sehen wir uns wieder. Ein Land zum gernhaben.

Link zu allen Bildern des Berichts Uruguay Teil 3 ( Picasa Ordner Nr. 21 und 22)