Paraguay - von Asuncion bis Ciudad del Este mit Aufenthalt bei meinen Freunden Toni & Gabi

 

Länderinformationen und Reisebestimmungen findet ihr in meinem 1. Paraguay Bericht

 

Eigene Erfahrungen:

 

Auf dem Land sind die Menschen sehr freundlich, überall in Paraguay gibt es Deutsche, an manchen Orten  konzentrierter, viele Altkolonisten, die seit Generationen hier leben. in Asuncion auf die Hygiene achten und aufpassen, was man isst, wir hatten einmal eine Lebensmittelvergiftung, an der wir eine Woche laborierten, bei Rücksprache mit anderen Einheimischen wurde bestätigt, das Lebensmittelvergiftungen in Asuncion häufig vorkommen.  Es gibt in Paraguay auch hervorragende Lebensmittel, im Chaco lebende Mennoniten produzieren hervorragende Salami, Fleischprodukte , Käse und Milchprodukte.

Generell bekommt man in Paraguay durch die hohe Anzahl an Deutschstämmigen gutes Korn und Schwarzbrot, gute Käse, sogar Topfen (Quark) und andere Dinge, die man von Zuhause kennt. (viele Produkte importiert aus Deutschland)

 

 

Probleme: 

 

Wie oben genannt eine Lebensmittelvergiftung, große Probleme mit Korruption der Polizei (Details siehe Bericht unten)

Reparatur von gebrochenem Dach an der A-Säule, zusätzliche Abstützung gebaut.

 

Reiseroute:

 

Asuncion - Villarica - Colonia Independencia ( viele kleinere Orte in der Umgebung) - Coronel Oviedo - Ciudad del Este - Grenzübertritt Brasilien (Foz de Iguazu)

 

Reisezeitraum:

 

19. August bis 26. September

 

Reisebericht:

 

Paraguay ist ein Binnenland in Südamerika, neben Bolivien das einzige Land, das keinen Zugang zum Meer hat. 407000 km2 groß, 7 Mill Einwohner, davon 2 Mill im Großraum Asuncion. Der südöstliche Teil bis Ciudad del Este ist dicht besiedelt, während der Norden, der Chaco praktisch unbesiedelt ist. Es leben nur ca 5% der Bevölkerung hier. Es leben viele Menschen hier, die deutscher Abstammung sind, insgesamt ca 1,5 % der Bevölkerung. Viele Mennoniten, die hauptsächlich im Chaco leben und dort Landwirtschaft betreiben, autonom, als Staat im Staat.

Am 13. August, nach langer Fahrt erreiche ich am späten Nachmittag die Grenze nach Paraguay bei Asuncion. Der Papierkram ist schnell erledigt, auch hier ist der Ablauf eher einfach. Es hängen hier ein paar Männer rum, die ihre „Hilfsdienste für den Grenzübergang“anbieten, die kann man getrost ignorieren. Ein paar km weiter, nach der Brücke über den riesigen Rio Paraguay wieder eine Polizeikontrolle. Und ich werde schon wieder raus gewunken. Gemütliches Besichtigen des Fahrzeuges, es beginnt alles ganz freundlich, dann hinten in meiner Küche entdeckt er mein großes Küchenmesser. „Arma blanca“ sagt er – eine Blank-Waffe. Ich sage, das ist ein Küchenmesser. Er entgegnet mir „No No, es grande, es und Arma“. Er wollte mir weißmachen, dass es durch die Größe aus Waffe einzustufen ist. Eine Diskussion beginnt. Er sagt, sein Chef hat es noch nicht gesehen, das gibt dann Schwierigkeiten! Aber wir könnten das unter uns regeln. Er dirigiert mich auf die andere Seite des Wagens, weg von den Kameras der Mautstelle. Im Endeffekt wollte er nur ein Feierabendbier. Bier ist sehr teuer in Paraguay und der Verdienst eines Polizisten praktisch das Minimum. Na ja,damit kann ich leben. 4 Euro umgerechnet und ich fahre weiter.

Es ist schon finster als ich im botanischen Garten in Asuncion ankomme. Sie sind freundlich und leuchten mir den Weg zum Campingplatz. Der Wachmann tauscht sogar noch eine ausgebrannte Glühbirne aus und zeigt mir stolz seine 357er Magnum und sagt, er patrouilliert hier immer nachts, es ist sicher, kein Problem. Gut bewacht verbringe ich eine ruhige Nacht.

Am nächsten Tag will ich mir die Stadt anschauen, bevor ich meine Freunde Toni und Gabi besuchen fahre.

Ich lasse mein Fahrzeug stehen und nehme den Bus in die Stadt. Gehe herum und ich will gerade eine Straße überqueren, die Ampel schaltet auf Rot als ich gerade den ersten Fuß vom Gehsteig hinunter setze auf die Straße. Ich bleibe stehen, 3 Sekunden später ein schriller Pfiff und ein Polizist eilt herbei.

„Es ist Rot – die Straße überqueren ist verboten“ schnauzt er mich an. Er holt mich zur Seite, erklärt mir irgendwas, was ich nicht verstehe und dann will er meinen Pass sehen. –Scheiße- nicht dabei, der ist im Landy. Ich probiere ihm das zu erklären, dann fragt er wo ich den parke, sage, Botanischer Garten, das geht einige Male hin und her, dann will er wissen wo ich schlafe, in welchem Hotel. Wieder erkläre ich ihm, dass ich im B. G. stehe und dort in meinem Camping Fahrzeug schlafe.

Aha, im Auto. Wo sind dann die Auto Papiere? Fragt er. Na wo wohl? Im Auto natürlich. Jetzt traktiert er mich, weil ich die auch nicht dabei habe. Wozu? Idiotisch. Er dirigiert mich daraufhin zur Polizeidienststelle, ich muss vorausgehen, er geht mit der Hand am Colt hinter mir. Dort angekommen sperren sie mich in ein Hinterzimmer, kein Fenster, unordentlich. Sie lassen mich 30 Minuten warten dann kommt er mit seinem Chef zurück.

Sie verhören mich, fragen mich 10 Mal das Gleiche wieder, unterstellen mir, dass ich ein illegaler Einwanderer wäre und glauben mir nicht. Ich sage immer wieder, ich bin ein Tourist, will nur die Stadt anschauen, das ist alles. Wir brauchen nur zu meinem Auto fahren, da kann ich ihnen alle Dokumente zeigen und sie können kontrollieren was sie wollen. Aber sie wollen nicht. Sie wollen mich 3 Tage festhalten um die Identität festzustellen. Das das alles einfacher geht, wollen sie nicht hören (später erfuhr ich, das seit einiger Zeit verschärfte Ausweiskontrollen angeordnet sind, und normal können sie jemanden maximal 6 Stunden festhalten). 3 Tage festhalten, das war auf jeden Fall glaubhaft, wäre auch nicht das große Problem gewesen, aber 3 Tage den Landrover alleine rumstehen lassen, wer weiß was da dann alles fehlen würde bei der Rückkehr.

Sie fragen mich ob wir Dollar in Europa haben. Ich sage Euro. Was soll ich sonst sagen. Auch gut, dann setzen wir als Strafe 300 Euro fest, für meine Vergehen. Hab ich nicht, sag ich ihnen.

Und dann – Scheiße – muss ich meine Taschen ausräumen und sie durchsuchen mich. 400000 Guarani hab ich im Geldbeutel, ca. 80 Euro umgerechnet und dann kommen in einer anderen Tasche 100 Euro zum Vorschein (die wollte ich im Zentrum noch wechseln). Ok. Da haben wir ja was für die Strafe. Der Chef kassiert den 100erter, sein Untergebener die Guarani. Dann bringen sie mich nach draußen und sagen ich soll verschwinden, ansonsten gibt es Ärger.

Papiere gibt es keine – das Geld wandert in ihre Privat-Taschen. Ich bin verärgert, habe mich überrumpeln lassen. Eingesperrt im Hinterzimmer ist auch was anderes als mit einem Polizisten am Straßenrand zu diskutieren. Und was soll ich jetzt tun? Zeugen gibt es keine, also Aussage gegen Aussage. Da ich seit meinem Diebstahl in Chile kein Telefon habe, hätte ich nicht mal jemanden anrufen können –Toni zb. Sie haben mir nicht mal Geld für den Bus gelassen, Ich musste 8 Km zum Auto retourlaufen. Hier bestätigt sich mal wieder, die waren Räuber tragen Uniform.

Die letzten 24 Stunden haben mich angepisst, Paraguay und Asuncion haben mich nicht sehr freundlich in Empfang genommen. Ich starte El Gordito und fahre verärgert ab. Die können mich mal denk ich mir, andere Städte sind sowieso schöner, denk ich mir, darauf kann ich verzichten.

3 Stunden später ist der erste Ärger verraucht, als ich in Colonia Independencia abbiege auf die Piste zu Tonis Haus.

Toni und Gabi, die beiden Luxemburger, mit denen ich in Patagonien einige Wochen unterwegs war, leben hier mit ihren Töchtern Noemie und Simone. Sie sind ausgewandert und haben die Aufenthaltsgenehmigung in Paraguay. In diesem Haus hier in Colonia leben sie momentan auf Miete, sie suchen aber etwas zu kaufen, mit ein paar Hektar Grund für die Tiere. Sie haben ein paar Pferde, ein Schaf, Hühner, Schweine etc…

Toni fährt hier einen Fuska (Käfer), auf Dieselmotor umgebaut und einen Ford F1000 als kleines Wohnmobil umgebaut. Seinen Scania will er verkaufen (siehe Startseite), da er, wenn er hier ein Haus hat, kein so großes Reisemobil mehr braucht.

Er hat gerade Besuch von anderen Reisenden, Gerhard und Greti mit ihrem alten 680er Steyrer. Schöne Überraschung, die beiden sind aus dem Mühlviertel – Österreicher.

Na das gibt gleich mal einen schönen Einstand. Ich spendiere dazu ein paar Flaschen Schloss Eggenberg Doppelbock – die beiden sind überrascht, dass ich ein Bier aus der Heimat dabei habe.

Gabi kocht Fleischbällchen auf Tomatensauce und wir haben uns viel zu erzählen.

Am nächsten Tag fahren wir nach Villarica einkaufen, die nächste größere Stadt. Ca 55000 Einwohner. dort gibt es einen urigen Markt. Der urigste in Südamerika bisher, erinnert mich ein bisschen an Asien. Der Hauptgrund für den Marktbesuch war der Kauf eines kleinen lebenden Schweines, weil wir zu Gerhards Geburtstag Spanferkel zubereiten wollen. Aber das ist dann ein anderes Kapitel.

Colonia Independencia – Wo bin ich hier überhaupt?

In Paraguay haben sich viele Deutsche angesiedelt, einige leben seit Generationen hier, einige kamen nach dem 2. Weltkrieg, einige leben erst seit ein paar Jahren hier. Dadurch wird viel Deutsch gesprochen, Es gibt einen deutschen Friedhof, die Einheimischen leben hauptsächlich von Zuckerrohr Anbau, aber auch Wein gibt es hier (allerdings nicht sehr guten).

Die Landschaft ist grün, leicht hügelig (für uns Österreicher) für Paraguayer sind das Berge – immerhin bis etwas über 800 Meter hoch.

Es gibt deutsche Metzgereien, deutschsprachige Straßennamen, Bäcker die richtiges Schwarzbrot und Kornbrot backen, Nuss-Ecken, Bienenstich, Apfelkuchen,

Altkolonisten mit ihren Bauernhöfen, Auswanderer die hier als Immobilienmakler, Gastwirte, Mechaniker oder Schlosser arbeiten, Überlebenskünstler, die sich mit allen Jobs, die sich anbieten, über Wasser halten, ein netter Mix. Immer wieder zum Staunen und Wundern.

Gerhards Geburtstag rück näher, wir fahren also auf den Markt und kaufen ein Ferkel mit 17 Kg.

Das nehmen wir mit nach Hause, ich fahre auf der Ladefläche mit, das ist doch toll, da kann das Schwein sich schon mal mit dem Koch anfreunden – Schau mir in die Augen, Kleines.

Das Schwein, wir taufen es Jenny, kommt noch für eine Woche in die Gesellschaft mit Tonis eigenen Schweinen, Gringo und Bouboul, bekommt leckeres Futter und darf die ganze Woche draußen rumlaufen und mit den anderen Schweinen spielen. Das nenne ich ein glückliches Tierleben.

Inzwischen bauen Gerhard, Toni und ich den Grill. Und zwar so, dass die Kohle neben dem Schwein glüht, nicht darüber. Toni leiht sich von Dani – einem anderen Luxemburger der hier lebt – einen Grillspießaus, der von einem Scheibenwischermotor gedreht wird, aus. Kurzer Test an der Autobatterie – geht, passt.

David – Noemies Freund, ein Paraguayer schlachtet und präpariert das Schwein für uns. Er arbeitet regelmäßig als Schlachter. Seine Handgriffe sind gekonnt und schnell. Ein kurzer Stich in die Halsschlagader und in ein paar Sekunden ist es vorbei. Der große Vorteil hierbei ist, dass das Schwein mit den letzten Herzschlägen das ganze Blut herauspumpt und das Fleisch so perfekt ausgeblutet ist. Nur mit heißem Wasser, das er punktuell über die Borsten schüttet und einem Löffel schabt er die obere Haut mit den Borsten ab, die Feinarbeit erledigt er mit einem Einwegrasierer.

Nachdem das Schwein gesäubert ist, übernehme ich und würze das Schwein innen und außen mit einer selbstgemachten Marinade. Anschließend wird es mit Kräutern gefüllt und der Bauch mit Drahtschlingen verschlossen und auf den Spieß gesteckt. Dazu gibt es Kartoffelsalat mit steirischem Kürbiskernöl und einen Tomatensalat mit Paprika und Zwiebel. Als Dessert gibt es halbflüssiges Schoko-Soufflé mit Vanilleeis.

Gerhard heizt inzwischen die Kohle an, von der Schlachtung bis das Schwein sich auf dem Grill dreht vergehen kaum 1,5 Stunden. Frischer geht nicht. 5einhalb Stunden lassen wir das Schwein auf dem Grill, bei ganz langsamer Hitze, wir verkürzen uns die Wartezeit mit ein paar Bier und lustigen Unterhaltungen. Die letzte halbe Stunde legen wir ordentlich Kohle nach und

sorgen so für eine knusprige Haut.

Zum Essen fritiert Greti noch Manjoka. Ich zerlege das Schwein so einigermaßen fachgerecht und dann heißt es nur noch „Guten Appetit!!“

Gerhard und Greti brechen dann nach ein paar Tagen wieder auf Richtung Argentinien, Ihr Weg führt sie bald wieder zurück nach Österreich. Sie haben insgesamt 5 Jahre in Südamerika verbracht.

Wir alle haben 2 Dinge gemeinsam, zum einen Reisen und zum anderen: Essen. Während meines Aufenthalts hier haben wird das ausgiebig zelebriert.

Kotelette, selbstgemachtes Fladenbrot, Gerhard räuchert Hendelbrüste, Ich mache gefüllte Zucchini,

Zwiebelrostbraten mit Knödel, Hühnerbrust mit asiatischer Erdnusssauce, Vacio, Zwerchfell gegrillt,

Eine Geburtstagstorte für David zu seinem 30er, gerösteter Knödel, Cupin, der Buckel des Brahman Rindes einmal in Biersauce, das andere Mal geschmort als Rinderbraten, Topfenpalatschinken mit Apfelragout, Hühnerflügel gegrillt mit Curry. Couscus mit indischem Curry, Dazu haben wir immer wieder Freunde eingeladen, denn in Gesellschaft schmeckt alles doppelt so gut.

Wir sind aber auch ausgegangen, zb. zum Schnitzel Dieter, der macht leckere Lomitos mit Pfeffersauce, Wir hatten uns einiges zu erzählen, denn der Dieter kommt aus Vorarlberg und hat in Baden bei Wien ein großes Ausflugslokal betrieben. 2 österreichische Wirt´n in Paraguay, da gibt’s einiges zu erzählen.

Oder bei Thomas und seiner Frau im El Chorrizo, die beiden Auswanderer betreiben hier ein Lokal mit Landwirtschaft, er macht die Würste selber, der Großteil seiner Gerichte kommt vom eigenen Bauernhof.

Daheim gibt es dann wieder gebratenen Fisch mit Krensauce, Auflauf mit Hackfleisch und vieles mehr.

Einmal kommt auch die Polizei zu besuch, im Gegensatz zu Asuncion sind die hier freundlich und nett. Sind eigentlich arme Schlucker, Sie müssen zum Mindestlohn arbeiten, sich die Ausrüstung und Waffen selber kaufen.

Die Freizeitbeschäftigung der Paraguayer, wenn es nicht rumsitzen und Terere-Trinken ist, hat viel mit Tieren zu tun, Hundeshows zb. es gibt in Paraguay viele Pitbull Vereine, die sich regelmäßig treffen und die Hunde müssen Geschicklichkeits und Kraftparcours bewältigen, werden prämiert.

Terere ist die paraguayische Variante des Mate trinken, das in Argentinien, Chile und im Süden Brasiliens weit verbreitet ist.im Unterschied zum Mate wird es kalt aufgegossen und kalt getrunken. Das Yerba (Kraut) wird mit anderen Kräutern zb. Minze vermischt, manchmal auch Zitronensaft hinzugefügt.  Mate und Terere ist ein soziales gesellschaftliches Brauchtum, es wird meist mit anderen zusammen getrunken, wobei einer immer aufgießt und den Matebecher in der Runde herumreicht.

Ein weiteres populäres Freizeitvergnügen ist der Stierkampf. Im Gegensatz zum spanischen Stierkampf wird der Stier hier nicht ernsthaft verletzt oder getötet. Mit den Clowns läuft das sehr lustig ab, viel Show zwischen den Stieren.

Interessantes Detail sind wiederum die einfachen Tribünenkonstruktionen, da würden sie daheim die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Paraguay ist sehr liberal mit Waffen und so verwundert es auch nicht, dass ein Schießstand nicht weit ist. Toni und ich besuchen Mina del Plomo, den Schießstand von Andreas. Bevor Andreas nach Paraguay ausgewandert ist, hat er in Europa für Sicherheitsunternehmen gearbeitet und ist somit geschult im Umgang. Er hat hier die Erlaubnis Waffen zu führen und auch immer eine Pistole dabei.

Ich habe das erste Mal seit über eineinhalb Jahren wieder geschossen und hab es noch nicht ganz verlernt.

Ich glaube das wichtigste in Paraguay sind Pferderennen und das Wetten dazu, in fast jedem Ort gibt es eine kleine Rennbahn, dort treffen sich sonntags hauptsächlich die Männer um bei ein paar Bier einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen. So mancher Paraguayer hat bei diesen Veranstaltungen schon Haus und Hof verspielt. Bei kleineren Pferden werden sehr oft kleine Buben als Jockeys eingesetzt, wegen dem Gewicht.

 An meinem letzten Sonntag in Paraguay fand im Ort ein Flohmarkt statt, auf der Wiese neben dem Geschäft von Dani und Silvie, die den Flohmarkt auch veranstalten.  Viel Nützliches und Unnützliches wechselt den Besitzer, Dani kümmert sich auch um das leibliche Wohl, Shopping macht Hunger und wir helfen ihm. Gabi macht den Kuchenverkauf, und wie könnte es anders sein, ich übernehme den Grill, Bratwürste und Schweinekoteletts gehören in gute Hände.

In Coronel Oviedo lebt der Enten-Walter, Walter Schäffer, ein Deutscher, vor vielen Jahren ausgewandert, nachdem er einige Jahre beruflich in Venezuela verbracht hat. Irgendwie hat es ihn dann nach Paraguay verschlagen, wo er dann geheiratet hat. Er ist Fan von Landrover und von der Ente 2CV. Er bastelt gerne an diesen Fahrzeugen und fährt Touren damit in Südamerika. Er hat auch ein Buch darüber geschrieben. Zu finden im Internet unter www.2cv-tours.de.

Er ist ein interessanter Gesprächspartner, der viel weiß, speziell über interessante Straßen wie zb. die Trans-Amazonica, die er vor 3 Jahren gefahren ist. Diese Straße ist er mit seiner Kasten-Ente la Gordita gefahren. Weiteres hat er noch eine Ente, die er auf Allrad mit 2 Motoren angetrieben umgebaut hat. Die Sahara Ente. Was würde da der deutsche TÜV wohl sagen?

Ein weiteres Unikat hier ist der Martin, der VW Käfer sammelt und alle Abwandlungen und Umbauten auf dem Grund-Chassis. Käfer mit anderen Motoren, Käfer im Breit Bau, gechoppt,

Kübelwagen, Käfer Umbau in einen Sportwagen, mit einem Nachbau der Karosserie eines Lamborghini Miura, Dragster Umbauten, Käfer mit 2 Motoren, Käfer und Teile dafür soweit das Auge reicht. Über 30 Stück.

Toni und Gabi haben 2 Töchter, Noemie, die sich in Colonia Independencia im Haus um die Tiere und Pferde kümmert und Simone, die seit einigen Monaten im Jockey Club auf dem Hippodrom in Asuncion arbeitet. Sie will Trainer werden, hat früher schon in England eine Ausbildung genossen und wurde als erste Frau im Jockey Club in Asuncion aufgenommen. Und während meines Paraguay Aufenthalts hatte sie ihr erstes Rennen als Jockey- der erste weibliche Jockey in Paraguay.

Das wollten wir und nicht entgehen lassen und sind nach Asu gefahren. Wir schlafen in einem kleinen Hostal neben der Rennbahn, haben nur ein paar Meter zu gehen. Simone zeigt uns am Vormittag die Stallungen und die Pferde. Schöne starke Tiere, und der Stolz des Stalles, Motivator, ein extrem großer, starker Hengst. Er wird hier bald sein letztes Rennen laufen und geht dann nach Montevideo in Uruguay. – Nachtrag: er hat seine letztes Rennen in Asu mit 7 Längen Vorsprung gewonnen!

Die Pferderennbahn hatte zu Stroessners Zeiten die Hochblüte, momentan ist auch hier die Situation schwieriger geworden. Wir verbringen den ganzen Tag auf der Rennbahn, schauen die Rennen, die in verschiedenen Distanzen von 600 bis 1700 Metern geritten werden.

Der deutsch-stämmige Alfredo Stroessner war von 1954 bis 1989 Politiker, Präsident und Diktator von Paraguay. Sein Vater stammt aus Hof an der Saale in Bayern. Stroessner hat viel für die wirtschaftliche Verbesserung des Landes getan, im wird aber auch vorgeworfen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben, einige 100 Menschen sind während seiner Herrschaft verschwunden, er soll auch für die Ausrottung von Indianern verantwortlich sein. Nachdem er 1989 entmachtet wurde, ging er nach Brasilien ins Exil, wo er 2006 verstarb. Viele Menschen, denen ich begegnet bin, denken mit Wehmut an diese Zeiten zurück, in der es z B keine Kriminalität gab, man konnte die Haustüre offen lassen und den Schlüssel des Wagens stecken lassen, Heute hat Paraguay eine der höheren Kriminalitätsraten und viele Menschen leben in Armut.

Je nach Alter und Stärke des Pferdes wird ein Maximalgewicht des Jockeys festgelegt, für Simones Rennen durfte sie inklusive Kleidung, Sattel und Ausrüstung nicht mehr als 54 Kg haben. Simone war sehr nervös ob sich das ausgeht. Die Gewichtslimits sind sehr eng. Bei der offiziellen Waage ist sie dann ein Kg leichter als gedacht, sie hat 2 Tage vorher fast nichts mehr gegessen und getrunken – was sich später noch rächen sollte.

Simone läuft im 6. Rennen, leider nach 18 Uhr. Trotz Flutlicht ist es fast zu dunkel um gute Fotos zu machen. Vor dem Rennen wird sie vorgestellt, die Zuschauer applaudieren, dann werden die Reiter und Pferde zur Startmaschine gebracht. Sie schlägt sich wacker und wird trotz großen Problemen mit dem Sattel, der sich gelockert hat, 6. Ohne diese Probleme hätte sie sich wahrscheinlich um 2 Plätze verbessern können. Das Wichtigste aber, sie ist nicht letzte gewesen.

Zurück im Stall grillen wir eine Schweinekeule, die in rustikaler paraguayischer Art, einfach um den Tisch gestanden wird und jeder schneidet mit dem Messer das Fleisch vom Knochen. Das besondere dabei ist, das das Fleisch komplett ungewürzt gegrillt wird, maximal Salz auf das abgeschnittene, zum Verzehr genommene Stück Fleisch gestreut wird.

Am folgenden Tag haben wir den Mercado 4, einen uriger großen Markt besucht, für Kleidung, Lebensmittel, Heilkräuter und vieles mehr. Viele Bolivianer handeln hier, dort bekommt man auch Koka-Blätter.

Mittags essen wir japanisch, abends eine Pizza. Auf dem Nachhauseweg ins Hostal muss Noemie sich plötzlich übergeben, ihr ist sauschlecht. Angekommen im Hostal wird nach einiger Zeit auch mir schlecht, ich muss mich auch übergeben. Schlaflose ungemütliche Nacht. Am Morgen dann stelle ich fest, das Gabi auch krank ist und als wir Simone anrufen, erzählt sie und, das sie auch die ganze Nacht auf der Toilette gesessen ist mit dem Kübel vor dem Kopf. Und sie hat es am schlimmsten erwischt, da sie dehydriert war, wegen der Gewichtsreduzierung für das Rennen. Sie brauchte über 10 Tage um wieder auf dem Damm zu sein, sie fuhr von Asuncion eine Woche  heim zum auskurieren.

Gabi, Noemie und ich lagen einen ganzen Tag im Hostal, verschoben die Heimfahrt um der Übelkeit im Autobus zu entgehen. Wir hatten alle 4 den ganzen Tag das Gleiche gegessen, so war schwer zu sagen, von was es kam, Noemie war vor der Pizza schon unwohl, scheidet wahrscheinlich aus, die Nudelsuppe beim Japaner glaub ich auch nicht, wahrscheinlich war es frischer Saft, den wir auf dem Markt getrunken hatten.

Als wir wieder fit waren, fuhr ich mit Toni Georg besuchen. Der ehemalige Zahnarzt war ebenfalls vor einigen Jahren ausgewandert und hat mit seiner Frau Eva hier in den Bergen ein tolles Refugium aufgebaut. Ein richtiges Kleinod, mit vielen Tieren. Granja Francisca ist praktisch konzipiert als Urlaub auf dem Bauernhof, er hat viele Nutztiere, dazu Papageien und andere Vögel, Affen, er hat Pferde zum Ausreiten, man kann wandern gehen, eigener Kräutergarten, 7 -8 verschiedene Hühnerrassen.

Er wurde mehrfach prämiert dafür. Nebenbei gibt er jungen Paraguayerinnen die Chance auf eine Ausbildung. Zu finden auf Facebook unter Granja Francisca.

Colonia Independencia eignet sich ebenfalls hervorragend für Reparaturen. Mit Volki Huber findet sich hier eine gute Werkstatt, deutsch sprechend, hier haben wir das 2. Kreuzgelenk der Vorderachse erneuert, Motor und Getriebeöle gewechselt, einige andere Kleinigkeiten kontrolliert und ebenfalls instandgesetzt, großer Service praktisch. Volki hat sich auch dem Rennsport verschreiben und präpariert dementsprechende Fahrzeuge. Know How vorhanden.

Der Weg führte mich weiter zu Michael, einem Schweizer, der hier eine Schlosserei betreibt.

Ich hatte das Problem, das mein Dachträger zu schwer ist und zu steif, sich damit an den Ecken der A-Säule das Dach verspannt hat und die dünnen Alubleche sind darauf abgerissen.

Eine Verstärkung muss her. Er schweißt mir einen Hilfsträger, den wir an der Stirnwand annieten und mit Sikaflex verkleben. Ebenfalls zu reparieren war der Schutz des vorderen Differenzials, deren Halter nicht ordnungsgemäß an der Achse angeschweißt wurde, das war nur oberflächlich gepunktet. Ich hatte nicht mal Kontakt zu einem Stein, rein die Vibrationen des Ripio haben die Halter abgerissen.

Sie biegen einige dicke Flacheisen und suchen eine alternative Befestigung. Und das innere Blech in der Motorhabe ist warum auch immer gerissen. Das hat er ebenfalls repariert.

Paraguay eignet sich ebenfalls gut zum Gas-Flaschen füllen, die meisten großen Tankstellen haben eine Gas-Zapfsäule und können diese mit dem US-Amerikanischen Adapter verbinden. Achtung hier wird nicht in Kg gemessen sondern in Liter. Ich habe in meine 5 Kg Flasche 14 l Gas gefüllt um auf das Gewicht zu kommen.

Toni wollte ein Tablet kaufen, für Navi etc. und Druckerpatronen. Es ist nicht weit nach Ciudad del Este, hier in der Grenzstadt zu Brasilien ist zollfreie Zone, die Preise günstig.

Eine Stadt des Geldes, des Handels, des Schmuggels, wilder Westen. Hier gibt es fast alles, ob Original oder gefälscht. Ich kenne mich damit besser aus als Toni, und bei meinem ersten Besuch hatte ich schon eingekauft in Ciudad und weiß wo wir hin müssen. Wir stöbern durch die Geschäfte, es geht geschäftig zu, was mir gefällt, sind die Wachmänner hier, die alle schwerbewaffnet, mit Revolver und Pumpgun vor den Eingängen der Geschäfte stehen – Wild –Wild – West.

Zu guter Letzt besuchen wir noch Dani und Silvie, die auf ihrem Anwesen viele Affen halten.

Affen, die eine schlechte Vergangenheit hatten, werden hier aufgenommen und gepflegt.

Es ist ein Vergnügen diesen kleinen Rackern zuzusehen, die Grimassen, das teilweise sehr menschliche Verhalten, die Geschicklichkeit, ein Affe schnallt sofort, wie er aus einer Flasche trinken kann, oder wie die Keksdose aufgeht.

Ja ich war jetzt fast 6 Wochen in Paraguay, abgesehen von dem kleinen Zwischenfall am Beginn in Asu war es ein sehr schöner angenehmer Aufenthalt. Ich durfte auch hier viele Leute kennenlernen und bekam einen Einblick in das Leben hier. Die Zeit war relaxt und ich konnte El Gordito mal eine Ruhepause gönnen und eine Zeit ohne Autofahren verbringen. Bei Toni und Gabi lebte ich wie in einer Familie, wir kochten zusammen, wir tranken Bier zusammen, wir lachten zusammen und führten viele nette Unterhaltungen. Wir liegen auf einer Welle und so ging der Gesprächsstoff nie aus. Auf der einen Seite beginnt es jetzt wieder zu kribbeln, die Motivation für die Weiterreise ist wieder voll da, auf der anderen Seite fällt hier der Abschied schwer. Vielen Dank liebe Familie Linster für den schönen Aufenthalt hier, ich werde euch vermissen und hoffe dass wir uns irgendwann irgendwo wieder sehen!

Und jetzt heißt es „Auf zu neuen Abenteuern!“ Der Weg führt mich von hier nach Foz de Iguazu, wo am 27. September meine Eltern ankommen. Wir besuchen die Iguazu Wasserfälle und dann geht es zurück in die Berge oberhalb von Salta in Argentinen, Wir werden ca. 6 eineinhalb Wochen zusammen reisen. Der Weg wird uns nach Bolivien führen, Nordargentinien und Nordchile. Auf los geht’s los!

 

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