Ecuador - Das Land in der Mitte der Welt
Probleme:
Die Straße von der Grenze in La Balsa bis etwas vor Vilcabamba ist teilweise im Bau, teilweise eine schmale sehr schlechte Piste. Viele Erdrutsche. Ich erwischte einen schweren Regentag und benötigte für die 156 Km 6,5 Stunden. Im Dschungel von Misahualli wurde ich vom Hochwasser und Regen überrascht und musste umdrehen, Beim Schnorcheln vor der Isla de la Plata bekam ich eine Ohrinfektion und musste auch Antibiotika einnehmen, in Riobamba wurd mir auf dem Markt die Geldbörse aus der verschlossenen Hosentasche geklaut (Verlust aber nur einige Dollar, bewahre Karten und Papiere wo anders auf bzw. habe ich nicht dabei). Kein Besuch des Cotopaxi möglich wegen eines Ausbruchs. Die Auffahrt ist eher länger gesperrt. Konnte einen potentiellen Räuber in Quito abwehren.
Beim Landrover hatte ich ein abgerissenes Handbremsseil und der Ölverlust des Motors wird etwas stärker. Kann da aber momentan nichts machen, da zur Beseitigung ein größerer Aufwand notwendig ist. Bleibt momentan also nur Öl nachschütten. Im Großen und Ganzen ging es also eher problemlos und ruhig ab in Ecuador. Praktisch keine gröberen Fahrzeugprobleme, da fast alle Straßen in Ecuador neu gebaut und asphaltiert wurden. Die besten Straßen in Südamerika momentan. Asphalt bis hinunter in den Dschungel. Also generell wenig Belastung für das Fahrzeug.
Eigene Erfahrungen:
Ich war gespannt auf Ecuador, das Land in der Mitte der Welt, manche Reisende schwärmten sehr davon, manche meinten, Ecuador ist nicht Fleisch und nicht Fisch, die Landschaft ist schöner in Peru, das essen ist dort auch besser, die Menschen sind freundlicher in Columbien, die Strände besser und so weiter. Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Das Land bietet eine excellente Infrastrukur (das liegt aber weniger am Land selber sondern am Ausverkauf an China). Preislich ist es teurer als die Nachbarländer - ausgenommen Treibstoff, der ist extrem billig. Autofahren macht also Spass. Die Küste ist schöner als in Peru, aber die Karibikstrände in Columbien sollen schöner sein (kann ich noch nicht sagen, weil ich dort noch nicht war - basiert auf Erzählungen von Anderen). Die Sicherheit kam mir soweit ok vor, aufpassen muss man an Märkten, in Autobussen und im Großen und Ganzen an der Küste. Wenn man die Augen offen hält, hält sich das Ganze aber noch in Grenzen, die Küste in Peru kam mir unsicherer vor. Die Polizei ist soweit ok, hatte keine Probleme damit. Einige Kontrollen, aber sehr freundlich. Generell wird weniger kontrolliert als in Peru.
Das Essen ist sicher in Peru besser, das hab ich oft ausprobiert, was aber in Ecuador genial ist, das speziell am Wochenende, überall auf den Märkten und oft an den Straßen ganze Schweine gebraten werden. Die sind sehr lecker. Auch das Cuy hat mir in Südecuador besser geschmeckt. Für Beides TiPP der Markt in Guacaleo am Sonntag. Mit den Menschen bin ich gut zurecht gekommen, waren nett und hilfsbereit, abseits aber oft distanziert und manchmal auch scheu. Hier ist ein extremer Unterschied, ob man an Hauptstraßen und in Städten unterwegs ist, oder abseits. Und auch in diesem Land findet man viele niedergelassene Deutsche und Schweizer. Die Landschaft ähnelt sehr der von Peru, einige der Vulkane bilden landschaftlich die Ausnahme. Wenn man nach all den Highlights aus den südlichen Ländern hier ankommt, fühlen sich die Landschaften nicht so spektakulär an. Trotzdem findet man zahlreiche interessante Örtlichkeiten. Thema Kakaoprokuktion zb. Es gibt auch mehr Tierwelt zu beobachen in Ecuador. Wale in Puerto Lopez und der Ausflug zu Isla de la Plata kann ich hier hervorheben. DAS Highlight von Ecuador sind natürlich die Galapagos Inseln, die ich leider nicht besucht habe, da ich mit dem Geld, das eine Woche dorthin kostet, mehr als 2 Monate leben kann. Es ist sehr teuer und das Angebot der Touren und Routen eher undurchsichtig. Ich habe einen Journalisten getroffen, der für einen Reiseführer recherchiert, der bestätigt das auch. Man soll sich vorher gut über die angefahrenen Orte informieren, häufig werden hauptsächlich bewohnte Inseln angefahren, die kann man aber auch ohne teure Tour erreichen, sagt er, besser eine gute 5 Tagestour buchen als eine lange, da sich das Gesehene anschließend oft wiederholt meint er. Eher soll man das Augenmerk auf die Route als auf das Boot richten empfiehlt er. Es gibt Luxusboote, die bieten manchmal aber langweilige Routen an. Aber es kommt auch auf die persönlichen Präferenzen an, Ein Vogelkundler wird das ev. anders sehen.
Wie gesagt, Ich war nicht persönlich da, sondern habe ganz kurz einige andere Erzählungen zusammengefasst, Das soll nur darauf hinweisen, das der Reisende, der dahin will, sich im Vorfeld sehr gut informieren und recherchieren soll.
Praktisch ist hier auch, das das Land eher klein ist für südamerikanische Verhältnisse, der Treibstoff ist billig, somit macht es Spass, hier herumzufahren. 1 Gallone (3,8 L) kosten momentan 1,03 US Dollar, das entspricht bei einem Wechselkurs 1,10 ca. 0,24 Euro-Cent pro Liter.
Reiseroute:
Grenze La Balsa - Zumba - Vilcabamba - Loja - Saraguro - Cuenca - NP Cajas - Cuenca - Cordeleg - Guacaleo - Incapirca - Alausi - Villa la Union - Guaranda - Salinas - Backsite of Chimborazo - Refugio Chimborazo, Riobamba - Ambato -Banos - Rio Verde - Puyo - Misahualli - Ahuana (Umkehr Hochwasser) - Tena - Rio Verde - Banos - Latacunga - Laguna Quilotoa - Chugchilan - Quevedo - Portoviejo -Jipijapa - Puerto Cayo - Machalila Playa Frailes - Puerto Lopez - Isla de la Plata - Puerto Lopez - Salango - Montanita - Manta - Bahia de Caraquez - Canoa - Pedernales - La Concordia - Mindo - San Antonio (Mitad del Mundo) - Quito - Cayambe - Otovalo - Laguna Cuicocha - Ibarra.
Reisezeitraum:
11. Juli 2015 bis 3. September 2015
Reisebericht:
Ein Land ist Geschichte, ein Neues öffnet das Tor und wartet darauf erkundet zu werden, Welche Erlebnisse werde ich hier haben dürfen, in Ecuador, dem Land in der Mitte der Welt?
Es geht gleich gut los an der Grenze. Im Gegensatz zu meinem Kurzbesuch voriges Monat über den modernen, neu gebauten Grenzübergang bei Huaquillas stehe ich diesmal im Nirgendwo in La Balsa vor einem – na sagen wir mal Schlagbaum, aus Bambus. Ich parke auf der Brücke, steige aus, gehe an der Bambusschranke vorbei und sehe mich um, in welches der kleinen Bretterbuden ich denn hin muss. Ein Mann im Tarnanzug kommt dann auch schon auf mich zu und geleitet mich in das erste kleine Holzhaus neben der staubigen Piste. Er stellt sich als der Mann vom Zoll vor und verlangt gleich mal die Kfz Papiere um mit dem Papierkram zu beginnen. Na das ist ja nett, Arbeitseifer, denk ich mir, das erspart mir ja Zeit, wenn der junge Mann schon in die Tasten haut, während ich meine eigene Einreise bei der Migracion erledige. Ich liebe die kleinen Grenzübergänge.
Nachdem ich meinen Stempel im Pass habe, kehre ich zu dem kleinen grünen Haus, das eher ausschaut wie eine Bar, zurück. Im Hinterzimmer tippt er noch immer im Ein-Finger-System seinen Eintrag in den PC – der wie ich gleich erfahren sollte – der private PC der Besitzerin der Bar ist. Im Zoll-Büro funktioniert weder der Pc, noch ein Drucker oder das Internet. Geduldig warte ich die Fertigstellung ab und bezahle unverschämte 3 Dollar für die Kopien meines Passes, meines Zulassungsscheins und anschließendem doppeltem Druck des Zolldokuments. Nachdem alles niedergeschrieben war, spazierten wir zusammen ins Zoll-Büro, dort telefonierte er mit seiner Zentrale und buchstabierte das Ganze, soeben getippte Dokument seinem Gegenüber. Dann hieß es warten, bis die in der Zentrale das ebenfalls in das System getippt hatten, eine offizielle Registrierungsnummer ausgestellt und diese zurücktelefoniert hatten. Mit dieser Nummer gingen wir zurück in die Bar, vervollständigten mein Dokument mit dieser Registrierungsnummer. Ausdrucken und unterschreiben und schon konnte ich nach läppischen 2 Stunden offiziell nach Ecuador einreisen. Ich liebe die kleinen Grenzübergänge, immer voll Überraschungen.
Mein Tagesziel für heute war Vilcabamba. Eigentlich nur 156 Km entfernt, sollte es den ganzen Tag dauern, bis ich dort ankam. Die ersten 70 Km waren enge steile Piste. Dazu wurde ich mit heftigem Regen konfrontiert, immer wieder Erd- oder besser Schlammrutsche, durch die ich teilweise nur mit Untersetzung durchkam, wie flüssiger Beton. Überall waren Baumaschinen im Einsatz, näher an Vilcabamba auch, um diese Straße neu zu bauen und zu betonieren. Eine wahrscheinlich nie endende Aufgabe, denn neue Betonabschnitte lagen teilweise schon wieder einige Meter unter Erdreich begraben.
Da in Ecuador der Treibstoff sehr billig ist, ein Liter umgerechnet 24 Eurocent (Wechelkurs 1,10) Preis wird in Ecuador in Gallonen (3,8L) angegeben, habe ich natürlich in Peru nur mehr das Nötigste getankt. Durch das Fahren im Schlamm mit Untersetzung benötigte ich aber viel mehr Treibstoff als kalkuliert. Als ich in Malacatos endlich tanken konnte, hatte ich rechnerisch nur mehr einen halben Liter im Tank.
Müde kam ich schließlich an und haute mich gleich in die Falle. Vilcabamba ist bekannt für sein angenehmes Klima und hier sollen überdurchschnittlich viele 100jährige leben. Auch viele Aussteiger haben sich hier niedergelassen. Teilweise seltsame Gestalten, esoterisch angehaucht. Oberhalb des Ortes haben 2 Deutsche ein wunderschönes Hostal gebaut, mit toller Aussicht über das Tal, gutem Restaurant, Pool und eigenen Wanderwegen.
Im Laufe der Zeit kamen immer wieder andere Reisende vorbei, hier war es zum Aushalten und schnell war ich 10 Tage hier. Barbara, Urs, Michael und Luzia fuhren gen Süden Sandra und Fabio drehten nur eine Ecuadorrunde, sie haben sich im Norden in Ibarra niedergelassen, wiedertreffen ausgemachte Sache.
Es zog mich schließlich doch weiter, Richtung Cuenca. Loja ließ ich aus, wieder einmal stand Regen ganz oben auf der Programmliste. Ich lasse mich auf dem hiesigen Camping nieder, da kommen 2 Schweizer mit einem Landrover des Weges. Zusammen laufen wir am nächsten Morgen ein wenig durch die Stadt, besuchen ein Geschäft, in dem Panamahüte hergestellt werden und das gleichzeitig ein Museum ist. Manche von euch wissen es vielleicht, der berühmte Panamahut kommt nicht aus Panama, sondern aus Ecuador. Schon 1849 wurde dieser Hut exportiert, unter anderem auch nach Panama. Ein in Panama lebender Geschäftsmann brachte den Hut 1855 mit auf die Weltausstellung in Paris. Napoleon der 3. war begeistert von dem „Hut aus Panama“ und fortan hatte er seinen Namen. Dieser Hut machte sich später nochmal einen Namen, da er von dem Gangster Al Capone getragen wurde.
Hergestellt wird der Panama Hut aus der Toquilla Palme und ist sehr aufwendig. Die Palmwedel werden erst gekocht und anschließend getrocknet, je öfter man dies wiederholt, desto weicher wird das Stroh. Danach wird es gebleicht. Nach dem Splissen des Strohs wird es von den Frauen in mühevoller Handarbeit geflochten. Je feiner und enger geknüpft wird, desto teurer ist der Hut schließlich. Im Schnitt dauert das Flechten 3 Tage. Ein Sondermodell ist der Superfino, der so fein geflechtet wird, das, wenn man den Hut mit Wasser füllen würde, das Wasser nicht auslaufen würde. Das Flechten des Superfinos dauert ganze 3! Monate. In Nordamerika wird für so einen Hut schließlich 1000 Dollar verlangt. Einfache Panamahüte kann man in Ecuador schon ab 5 Dollar kaufen.
In Cuenca ist aber noch mehr zu sehen. Es ist eine Groß- und Universitätsstadt, generell sehr sicher und im Stadtzentrum finden sich zahlreiche alte und schöne Gebäude im Kolonialstiel. Einige restauriert, einige mit morbidem altem Charme, meist 2 Stockwerke und die Gassen sind gepflastert.
Auch finden sich hier viele alte Kirchen, herausragend dabei die große Kathedrale mit ihren Kuppeln.
Die Kathedrale ist gewaltige 105 m lang, 45 m breit und 50 m hoch.
Rund um die Kirchen werden Blumen verkauft und die Stände sind übervoll mit Papst –Souvenirs. Ein Monat vor meiner Einreise war der Papst in Ecuador zu Besuch und seither grassiert ein richtiger Hype.
Keinesfalls sollte man den Aufstieg zu den Türmen der Kathedrale versäumen, es bietet sich ein toller Ausblick über die Stadt und die Plaza Calderon. Gegenüber befindet sich die alte Kathedrale, die heute ein sehenswertes Museum beinhaltet.
Wenn man durch Cuenca spaziert, braucht man definitiv nicht Hunger leiden, eine Stärkung erwartet einen an fast jeder Straßenkreuzung. Da wird Obst in Scheibtruhen durch die Gegend kutschiert, gegrillte Bananen liegen in Reih und Glied auf den kleinen Holzkohlegrills und die Frauen bieten alle paar Meter etwas Süßes an. Aber auch viele Cafés und Restaurants laden zum Einkehren ein. Ja, die Ecuadorianer wissen auch zu genießen. Viele der Häuser verfügen über wunderschöne Innenhöfe, ruhige Rückzugsorte.
Auf meinem Rundgang komme ich noch an der Kirche Todos Santos vorbei, auch hier konnte ich über eine enge, steile Holzstiege hinaufsteigen und einen tollen Ausblick genießen. Einige Meter weiter spazierte ich noch eine kleine Runde durch das Museum der Nationalbank. Kunst gibt es hier zusehen, und ein ganzer Trakt zeigt Wissenswertes zur Geldherstellung in Ecuador und zeigt auch alle Serien alter Münzen und Banknoten.
Kleiner Tipp, links von der Kathedrale befindet sich das Rathaus, wenn man dort in den 4. Stock hinaufgeht und in einem der Büros fragt, kann man auf einen Balkon hinaussteigen um die Kathedrale zu fotografieren, am besten vormittags. Nachmittags hat es Gegenlicht. Die Terrasse ist zwar nicht öffentlich, Besuch ist aber kein Problem.
Auch die Umgebung von Cuenca ist nicht ohne. Nach einer Stunde Fahrzeit erreiche ich den Nationalpark Cajas. Eine zerklüftete Hochgebirgslandschaft auf 3000 bis 4500 m, gespickt mit hunderten kleineren und größeren Seen, die alle über ein kleines Bachsystem miteinander verbunden sind. Ich durchquere erst mal das ganze Gebiet für einen Überblick. Eher karg bewachsen, mit Gräsern und stacheligen Gewächsen, dazwischen kämpfen sich einige Blumen an die Sonne. Es hat hier viele Wandermöglichkeiten. Ich spaziere um die Laguna Toreadora, an der sich auch das Besucherzentrum befindet. Die Sonne schaut heraus zwischen den Wolken, ein schöner Ort für eine Wanderung. Wenn nur dieser verdammte Wind nicht wäre. In Sturmstärke peitschen die Böen über die Höhenzüge, es war ganz schön kalt auf fast 4000 m. Auf meiner Runde kommt mir ein Mann von Google Streetview entgegen. Der muss einen riesigen Kameraturm wie einen Rucksack über diesen morastigen Weg schleppen, unentwegt knipsen die vielen Kameras Fotos in alle Richtungen. Ich bin da jetzt wohl auch drauf. Im Visitor Center gab es viel Information zu dieser Gegend, leider hat aber keiner darauf hingewiesen, wie morastig der Weg ist. Ich rutsche und slide über den Schlamm, versinke bis über die Knöchel im Morast. Wer hier wandert sollte hohe Bergschuhe oder Gummistiefel tragen. Beides lag im Landrover. Caterpillar mag gute Bagger bauen, aber die Schuhe von gleichnamiger Firma taugen nichts. Geben keinen Halt und lassen das ganze Wasser durch. Die Nacht war kalt, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, Zeit, um wieder tiefer zu fahren. Einige Lagunen des Parks liegen 1000 m tiefer, temperaturtechnisch gleich in einer ganz anderen Welt. Auch der Pflanzenwuchs ändert sich enorm. Die Laguna Zorrocucho ist umgeben von kaltem Regenwald, grün bis ins letzte Eck, der See bewachsen mit riesigem Schilf.
Auf der Wanderung lerne ich 5 Amerikanerinnen kennen, die sich in Cuenca niedergelassen haben (Es leben einige 1000 Amerikaner in Cuenca, generell ist Ecuador sehr beliebt bei ihnen). Sie laden mich zum Abendessen in Cuenca ein. Ich treffe mich mit Margarete in ihrem Appartement und wir treffen die anderem auf einer netten Terrasse am Fluss. So kehre ich nochmal eine Nacht auf den Camping in Cuenca zurück, treffe dort auf ein Paar aus Frankreich, eigentlich ganz nette Leute, aber außer französisch sprechen sie leider kein einziges Wort in einer anderen Sprache. Des Nachts stellen sich dann Magenkrämpfe ein und ich häng ein paar Stunden mit Durchfall am Topf. Die Muscheln zum Abendessen waren wohl nicht ganz ok.
Es ist Sonntag und ich will nach Gualaceo, einen Ort, der bekannt ist für seinen Markt. Leider komme ich wegen meiner Magenprobleme erst sehr spät weg. Auf dem Markt geht es um Handwerk, Kleidung usw. Ganz ehrlich gesagt, den Markt kann man getrost vergessen. Vielleicht war ich auch zu spät dran. Trotzdem wird mir Gualaceo immer in Erinnerung bleiben – kulinarisch. 3 Blocks von der Plaza entdecke ich den Mercado de 25 de Junio. Weniger klassischer Markt, eher überquellende Fress-Meile. Der Rauch von Holzkohle zieht durch die Nase, dazu die Geschmäcker von allerlei Gebratenem. Sogleich sind meine Instinkte geweckt. Wie gut das ich noch nichts gegessen hatte, dem Magen gings bei diesen Gerüchten auch gleich viel besser. So konnte ich mich durch die riesige Auswahl kämpfen. Am Eingang gab es gebratene Meerschweinchen. Zwar mit 13 Dollar nicht billig, dafür von innen her von den meisten Knochen befreit, besser zu essen als in Peru. Die niedlichen Tierchen werden dazu auf einen dicken Holzpflock aufgesteckt, und händisch gedreht. Ich glaube, das war das beste Cuy, das ich bisher hatte. Ich gehe weiter, es folgen allerlei eingelegte Bohnen, Tortillas stapeln sich neben den Öfen, Hühner, Fisch, Ragouts und vieles mehr warten auf hungrige Gäste.
Das Highlight erwartet mich aber dann im 2. Stock, 22 im Ganzen gebratene Schweine warten in einer Reihe darauf verzehrt zu werden. Obelix wäre glücklich hier. Und wenn die hier noch eine kalte Maß Bier ausschenken würden, ja, das wäre wie am Oktoberfest. Ich kann nicht anders, ich muss von einem Stand zum nächsten laufen, kaufen und probieren.
In Azogues stoppe ich nur kurz oben am Hügel am Franziskaner Kloster, die Stadt selbst war an diesem Sonntag wie ausgestorben, während Örtlichkeiten wie Gualaceo richtig übergangen.
Am späten Nachmittag begrüßen mich schließlich die Ruinen von Incapirca mit einem herrlichen Regenbogen. Ich nehme noch an einer Führung Teil durch die besterhaltensten Ruinen der Incas in Ecuador. Incapirca war einer ihrer nördlichsten Außenposten. Der Tempel diente dem Sonnen oder Mond Kult, ganz ist das nicht klar, die Nähe zum Äquator bot dafür optimale Bedingungen. Später wurde der Tempel verfüllt, im Laufe der Jahre kamen viele Steine abhanden, die die Einheimischen zum Häuserbau ausgruben. 1802 kam Alex von Humbolt vorbei, danach stieg das Interesse an der Erforschung und die Überreste wurden langsam ausgegraben und in den letzten Jahren auch teilweise renoviert. Es wurde herausgefunden, dass die Incas nicht die eigentlichen Bauherren der Anlage war, sondern die Canaris. Sie waren eine alte Kultur, zäh und kämpferisch, entdeckten früh, wie man Getreide und Mais vermahlen konnte, entwickelten auch die Lagerhaltung weiter. Auf diese Basis konnten die Inka aufbauen und daraus resultierte deren Erfolg. Sie sagten den anderen Völkern, seht uns an, wir haben genug zu essen, wir müssen keinen Hunger leiden, schließt euch uns an. So wurde das Inka Reich schnell größer und sie brauchten gar nicht viel kämpfen. Es findet sich hier auch ein Opferstein auf welchem die Inka Menschenopfer dargebracht hatten. Meist wurden Jungfrauen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren auf dem Stein geköpft.
Nach einer sehr ruhigen Nacht folgte ich der Eisenbahnlinie nach Alausi. Diese wurde in riesigem Aufwand von der Küste bis Quito gebaut, bei Huigra 1999 durch einen gewaltigen Erdrutsch zerstört und nie wieder aufgebaut. Touristen können heute an bestimmten Tagen mit einem alten Zug noch von Alausi hinunter in die Schlucht zur Teufelsnase fahren. Es soll eine der spektakulärsten Zugstrecken in Südamerika sein. Im Zick Zack windet sich der Zug in relativ kurzer Strecke einige hundert Höhenmeter hinunter in die Schlucht. Alausi selbst ist eine Versorgungsstadt der Umgebung. Ausgangspunkt für die Wanderung auf einem Inka-Trail. Auf dem Bahnhof steht ein Zug, Arbeiter tauschen gerade die Achse, einfach mitten auf der Strecke. Die Menschen hier tragen traditionelle Kleidung.
Mein nächstes Ziel ist der Chimborazo. Da ich die letzte Zeit in eher nicht so großen Höhen verbracht hatte, beschloss ich einen kleinen Umweg zu fahren über Guaranda und Salinas. Entlang der alten Piste, die ich fuhr, konnte man schön die frühere vulkanische Aktivität erkennen, bis zu 2 Meter dick liegt die Ascheschicht auf dem Kies der Hügel.
Salinas ist ein kleines Dorf, liegt auf 3500 m Höhe, erhielt den Namen durch früheren Salzabbau. Der spielt aber heute keine Rolle mehr. Der größte Betrieb im Dorf ist die Molkerei, die Wiesen der umliegenden Täler sind grün und saftig, die Kühe geben viel Milch. Hier konnte ich umsonst Campen, wurde von einer netten Angestellten gut durch die Käseverkostung geleitet. Je nachdem werden bis zu 16 verschiedene Käse produziert, Nach meiner Anwesenheit im Verkaufsraum war ich um 25 Dollar ärmer und um 4 Kilo Käse reicher. Beim Rundgang im Dorf entdeckte ich eine kleine Schokoladenmanufaktur, auch hier tauschte ich Dollar in das leckere Endprodukt der Kakaobohne. Ich beschloss einen Tag zu bleiben, beobachtete am frühen Morgen das Prozedere der Milchanlieferung. Die Einheimischen beliefern die Molkerei jeden Tag mit ca. 4000 Liter Frischmilch, die sofort verarbeitet wird. Ob auf dem Pickup, dem Motorrad, Esel, Lama oder auf dem Rücken getragen, sind die Menschen oft stundenlang mit der Milch hierher unterwegs. Es gibt eine Namensliste, die Milch wird gewogen, der Fettanteil gemessen, vorgefiltert und per Tank in die Produktion geleitet. Anschließend müssen alle Milchkannen mit heißem Wasserdampf gereinigt werden. Aus Hygienegründen durfte ich aber nicht hinein, nur durch das Fenster die Produktion beobachten. Ich habe einige der anliefernden Bauern gefragt, wieviel sie für einen Liter Milch bekommen. Antwort, wenn die Fettqualität passt, sprich so ab 26 %, dann bekommen sie ca 15 US-Cent pro Liter. Später habe ich erfahren, das hier nicht in Liter oder Kilogramm gewogen wird sonern in Libras, also Pfund. Wenn das so ist, würden sie mit 30 Cent sogar um einiges mehr bekommen als die Landwirte bei uns daheim.
Die Schokolade hatte ich abends natürlich noch eingehend probiert. Verschiedene Pralinen mit Creme oder Alkoholfüllung werden hier hergestellt und Schokolade mit hohem Kakaoanteil. Teilweise bis zu 85% . Fragen kostet nix dacht ich mir und erklärte ihnen, ich bin Koch und möchte mir das gerne mal anschauen. Kein Problem, ich bekam Haarnetz und Mundschutz, ein Mitarbeiter wurde abkommandiert, mit mir eine Runde zu drehen. Der erste Schritt hier ist, die Kakaobohnen, die in 70 kg schweren Säcken angeliefert werden, auf Schimmel und Verunreinigungen zu untersuchen und auszusortieren. Dann werden sie geröstet und gemahlen, die Kernreste müssen in einem Gebläse von den Schalenteilen getrennt werden. Die gemahlenen Kerne werden jetzt gepresst, dabei tritt das Kakao-Öl aus. Wird das alles später langsam erhitzt, verschmelzen und verflüssigen sich die Bestandteile und die Schokolade entsteht. Dann wird sie auf knapp 30 Grad abgekühlt, Geschmacksstoffe und Zucker hinzugefügt, schließlich in die Pralinenformen gegossen. Wenn die Pralinen erkaltet und fest sind, wird alles von Hand verpackt. Das Alupapier wird ebenfalls von Hand geschnitten. 350 Kg Schokolade in mehr als 30 Sorten werden hier täglich hergestellt.
Zurück in der Molkerei nochmal ein Blick in die Käseproduktion, Die mittlerweile stockende Milch wird in Formen gefüllt und gepresst, später gelagert.
Gut akklimatisiert überquerte ich einen kleinen Pass und der Chimborazo tauchte vor mir auf. Die karge Landschaft faszinierte mich gleich und spontan folgte ich einer Reifenspur, die ein Stück von der Piste wegführte und fand einen tollen Stehplatz. Kein Mensch weit und breit, auf dem Berg gegenüber des höchsten Berges Ecuadors, einige hundert Meter über dem Tal, hatte ich eine geniale Aussicht. Viel draußen aufhalten konnte ich mich leider nicht, da der Wind mit sicher teilweise 100 km/h über die Berge pfiff, auch der Landy wurde heftig durchgeschüttelt. Genial war das Schauspiel der Auf und Abwinde, Es bildete sich eine Wolkenwalze am Vulkan, die sich ständig bewegte, aber doch immer auf der gleichen Stelle war. Abends versank der Gipfel in leuchtendem Abendrot, der Vollmond stand genau über dem Berg. An Schlaf war wegen des Sturms nicht zu denken, mit dem Anblick war ich trotzdem glücklich. Am nächsten Tag stand dann die Auffahrt auf den Vulkan auf dem Programm.
In breiter guter Piste erreichte ich das Refugio auf 4800 m und konnte dann noch zu einer Lagune auf fünftausend und ein bisschen was hinaufwandern. Es war hier nicht weniger windig und so verzichtete ich auf die eigentlich hier oben geplante Übernachtung und fuhr hinunter nach Riobamba.
Kleine Fakten zum Chimborazo: Er ist mit 6310 m der höchste Berg Ecuadors und einer der höchsten Berge Südamerikas. Durch seine Nähe zum Äquator (Die Erde ist keine genaue Kugel, sondern durch die Erdrotation am Äquator dicker) ist der Chimborazo der höchste Punkt gemessen vom Erdmittelpunkt. Dabei übertrifft er den Gipfel des Everest um ca. 2000 Meter. Er ist ab ca. 5100 m vergletschert, um 550 nach Christi das letzte Mal ausgebrochen. Auch hier wurde ein gewaltiger Gletscherrückgang verzeichnet, allerdings war daran die Asche des ausgebrochenen Nachbarvulkans Tungurahua schuld. Früher gab es hier den Beruf des „Hieleros“ des Eismannes. Die Männer stiegen hinauf zu den Gletschern und hackten Eis heraus, das in mühevollem Abstieg herunter in die Städte gebracht wurde. Durch den Einzug der Kühlschränke wurde das Gletschereis nicht mehr benötigt und diese Tradition ist nun am Aussterben. Es soll einen 70 jährigen Mann geben, der noch regelmäßig Eis herunterholt für ein paar Marktfrauen.
Nach Riobamba hatte ich nicht weit, das Hostal einer netten, alten Dame sollte für die nächsten Tage mein Aufenthaltsort sein. Riobamba hat nicht direkt viele Highlights zu bieten, es ist aber trotzdem nett hier ein paar Tage zu verbringen. Die Stadt ist Agrarversorger der Umgebung, Verkehrsknotenpunkt und hat außer als Basis für die Besteigung der umliegenden Berge und Vulkane noch nicht den großen Tourismusboom erfahren.
Die interessanten Örtlichkeiten kann man ein einem gemütlichen halben Tag ablaufen, es gibt 2 Plazas, die Kathedrale ist ein bisschen ein Blender, macht außen was her, innen aber sehr schlicht, ein paar Statuen, schöne Arkadengänge, am Colegio ladet ein opulenter Brunnen zum Verweilen ein und ein paar moderne Bausünden in Beton drängen sich zwischen die historischen Gebäude. In der Nähe des Bahnhofs, der nur mehr regional genutzt wird, findet sich ein alter Zug. Ich hänge einen weiteren Tag hier herum, weil ich mir den Samstags-Markt anschauen will.
Der ist ganz schön geschäftig. Fast alle Menschen hier tragen regionale Gewänder, gehandelt wird alles was man zum Leben braucht, Auch hier gehört das obligatorische gebratene Schwein zur Grundausstattung der Gastronomiezone. Ich stehe vor einem Gemischtwarenstand, der lag ganz gut zum Fotografieren, da fing der Besitzer ein kleines Gespräch mit mir an. Er hatte wenig Geschäft, es war ruhig in seiner Ecke. Er erklärte mit ein bisschen wie der Handel hier abläuft und wie die Verdienstmöglichkeiten sind, wollte wissen, wie es in Europa so läuft. Wir hatten uns auch über die Sicherheit hier vor Ort unterhalten, wenige Probleme meinte er.
Leider machte ich vielleicht 15 Minuten später Bekanntschaft mit einem dieser wenigen Probleme. Ich spürte einen kleinen Rempler in dem Gedränge der engen Marktgassen, wie so oft wenn kein Platz ist, griff aber eine Sekunde später doch instinktiv an die Hosentasche (verschlossen) und sie war leer. Der Schaden hielt sich in Grenzen, da ich nur 30 Dollar drin hatte und nie Papiere oder Karten zusammen mit rein packe, aber da sieht man wieder, wie schnell es gehen kann.
Nächstes Etappenziel war Banos, der wohl touristischste Ort von Ecuador. Am Fuße des Vulkans Tungurahua gelegen in einem schmalen Tal, durch welches sich der Fluss Pastaza eine tiefe Schlucht geschnitten hat. Banos ist ein wichtiger Wallfahrtsort und verfügt durch den nach wie vor aktiven Vulkan über heiße Thermalquellen. An den Wochenenden quellen die leider schon etwas renovierungsbedürftigen Bäder über mit Besuchern. Der Ort selbst hat nichts Schönes, aber das Klima ist gut, die Umgebung ist schön, die heißen Quellen entspannend. Also Herz was willst du mehr? Ich checke ein in einem kleinen argentinisch geführten Hostal, und konnte hier endlich wieder mal richtige Fleischpflanzerl braten. Da in Ecuador hauptsächlich Schwein gegessen wird, gibt’s natürlich auch Schweinehackfleisch, das ich dann halb-halb mit Rind mischen konnte.
So ich will euch aber jetzt nicht stundenlang den Mund wässrig machen, erst mal laufen wir jetzt ein bisschen durch die Stadt und schauen was da so los ist. Ein der Hauptattraktionen in diesem Ort – und auch im ganzen Tal, neben den Thermalquellen – ist Bungeejumping. – Aber – nicht wie bei uns mit einem richtig dehnbaren Seil, nein, einfach ein doppeltes Bergsteigerseil, das ja nur ca. 7 % Dehnung aufweist. Sie haben das Seil zwar so montiert, das relativ schnell eine Pendelbewegung entsteht, wenn das Seil sich strafft, aber meinem Rücken will ich das nicht antun. Auch denke ich mir, wird die Belastung auf den Gurt am Körper viel höher sein. Und pro Tag muss der Gurt dutzende dieser Schläge abfangen. Das Seil selbst haben sie einfach durch ein Abflussrohr der Brücke gefädelt. Auffallend war, dass sich hauptsächlich Mädchen die Brücke runterstürzen.
Ich entschied, erst nach dem Wochenende in die Therme zu gehen. Die Wassertemperatur liegt zwischen 37 und 42 Grad. Es ist die 2. Therme in Südamerika, die ich besuchte, in der Badehauben-Pflicht herrschte. Etwas, das mir eigentlich gar keinen Freude macht. Ich hab dann eigentlich aus Spaß auf meinen Kopf gezeigt und sie gefragt, ob man die Badehaube auch ums Kinn aufsetzen kann, denn meine Haarverteilung ist ja etwas anderes. Sie hat gelacht und gesagt, lass es bleiben. Außer einem Argentinier hatte kein Mann im Pool Bart. Das ist nicht so gängig hier.
Nach ein paar Tagen nutzte ich das schöne Wetter um einen Ausflug zum Mirador Ojos del Volcan zu machen. Auf dem, dem Vulkan gegenüberliegenden Berghang gelegen, befindet sich ein kleines Aussichtslokal mit einem netten Platz zum Campen. Rojello, der Besitzer ist ein netter Kerl, voller Pläne aber leider keinem Geld um es umzusetzen. Abends esse ich bei ihm Forelle und wärme mich mit dem Hund am offenen Kamin. Er lädt mich ein, am nächsten Tag mit ihm einen kleinen Spaziergang zu seinem 10 Ha großen Berggrundstück zu machen. Ist gleich um die Ecke sagt er, 45 Minuten. Als wir dann nach 2 Stunden wandern endlich da sind, offenbart sich ein toller Panoramablick. Hier würde er gerne ein paar Cabanas und einen Camping bauen erzählt er mir. Er schlägert ein bisschen Holz aus dem Wald und hat eine Hand voll Kühe hier oben. Wieder unten besuchen wir noch seine 89 jährige Mutter, fast blind und schwerhörig, Sie tastet mich mit ihren Händen ab um zu sehen, fährt mir über die Glatze und kichert „ keine Haare hihi..“ Ja, Glatze ist eher unbekannt bei den Südamerikanern.
Nur ein Katzensprung von Banos liegt Ulba. Hier betreiben die ehemaligen Weltreisenden Regina und ihr Mann ein kleines Restaurant und ein paar Zimmer in einem künstlerisch anmutenden Haus. Hundertwasser hätte auch Pate stehen können für diesen Bau. Das Tolle ist, das Fahrzeugreisende hier kostenlos stehen können, da die Beiden sagen, uns ist früher auch geholfen worden, jetzt geben wir das weiter. Wirklich nett die Beiden. Gleich hinter dem Haus stürzt ein Wasserfall herunter, die Touristen werden hier ins Canyoning eingeführt, Abseilen am Wasserfall. Kochen tun sie auch ganz lecker. Gestärkt und erholt fahre ich weiter hinunter durch das Tal des Rio Pastaza.
An jedem möglichen Punkt wird Canopy angeboten, Seilbahnen kreuzen die Schlucht, Mountainbiken ist angesagt und auch hier, Bungee. Ich hab den ganzen Tag so rumgetrödelt, von einer Station zur nächsten, Ganz lustig fand ich die Seilbahnen, die per Korb mehrere Touristen auf die mehrere hundert Meter entfernte andere Seite der Schlucht befördern. Der Korb hängt an dicken Tragseilen, unter dem Korb ist ein dünneres Antriebsseil befestigt, angetrieben durch einen großen Lastwagenmotor. Der „Fahrer“ sitzt auf einem angeschweißtem Sessel, das LKW Chassis wurde einfach abgeschnitten und einbetoniert. Er startet den Motor, gibt Gas, schaltet alle 4 Gänge durch, bis die Seilbahn die Höchstgeschwindigkeit erreicht hat. Abbremsen ist auch nicht schwer, da das letzte Seilstück ohnehin bergauf geht, den Rest erledigen die Trommelbremsen der Hinterachse. Unser TÜV würde Augen machen, wenn man sowas daheim bauen würde.
Spätnachmittags bin ich dann in Rio Verde angekommen, von hier kann man den Pailon de Diablo besichtigen, den größten Wasserfall der Region. Einen Kilometer außerhalb checke ich dann im Pequeno Paraiso ein, einer idyllischen kleine Lodge, betrieben von der lebhaften Sue aus Brasilien.
Es war gleich Action angesagt, Grillen war ausgemacht. Ein junges amerikanisches Pärchen war seit einigen Tagen hier, Jay and Kay, Christa und Peter, Hiltrud und Sigfried mit Pummel, einem grünen Rund-Hauber Mercedes, zu guter letzt gesellt sich noch Steve aus England dazu mit seinem gelben Unimog. So sind wir eine illustre Runde und haben viel Spaß. Ich steure zum Essen ein paar Chapatis bei, indisches Fladenbrot, Salat und Teufelsauce.
Von hier will ich runter in den Dschungel. Erster Halt in Puyo. Hier betreibt Chris, ein amerikanischer Biologe ein Urwaldprojekt. Ich nehme die beiden jungen Amerikaner mit hinunter, sie fahren später mit dem Bus zurück. Der Besuch bei Chris ist sehr interessant, auf einer mehrstündigen Führung durch das Waldgebiet erklärt er uns welche Pflanzen für was verwendet werden können, medizinisch, giftiges zum Jagen, färbendes zum Schminken. Er erklärt uns, wie die Häuser gebaut werden, wie die Palmblätter gefaltet werden für das Dach. Das immer im Haus Feuer gemacht wird, denn der Rauch erhöht die Haltbarkeit des Daches und hält die Insekten raus, erzählt über die Lebensweise der Indigenas. Sie leben meist in einzelnen Häusern, jedes mindestens 30 Geh-Minuten von dem anderen entfernt, damit jeder genug Platz hat. Für jeden Indigena werden 1000 Ha kalkuliert. Ein Mann kann mehrere Frauen haben, maximal 15, wenn zb. der Bruder stirbt, übernimmt der andere Bruder dessen Ehefrauen. Es gibt keine Eifersucht, alle Frauen kochen für sich und für deren Kinder, der Mann bekommt von jeder eine Kleinigkeit zu essen, alles wird genau geteilt, es gibt keine Bevorzugung. Mehrere Frauen sind auch deshalb kein Problem, da viele Männer bei Jagd oder Kampf sterben, deshalb gibt es viel mehr Frauen. Frauen gebären ihre Kinder alleine, maximal der Ehemann ist dabei, andere Personen wären negative Energie. Die Frau gebärt im Knien, das soll wesentlich angenehmer sein als unsere westliche Methode. Auch hat es einen Grund, warum die Indianer nackt leben. Im Regenwald regnet es praktisch jeden Tag, auch ohne Regen ist die Luftfeuchtigkeit meist hoch. Kleidung würde nie trocken werden. Haut ist in 20 Minuten trocken. Kalt ist es ja nicht.
Die Hütten werden aus harten Holzstäben gebaut, mit Spalten. Durch die kann man hinaus aber nicht hineinschauen, da es innen dunkel ist. Türen sind dicht mit Blättern behängt, falls ein ungebetener Gast eindringen will, kann er das nicht lautlos. Ein freundlicher Besucher kündigt sich von weitem an.
Zur Jagd werden hauptsächlich Blaswaffen verwendet, scharfe Nadeln, die in Gift getaucht werden, werden verschossen.
Das zahlt sich wirklich aus und ist sehr lehrreich. Allerdings sollte man sich was zum Schreiben mitnehmen, denn die Information ist so umfangreich, das man sich das unmöglich merken kann. Anschließend kann man bei ihm auch Naturmedizin kaufen, oder Gewürze aus Dschungelpflanzen.
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Nach Puyo verlässt man die Bergregion, ich befinde mich jetzt auf nur mehr 400 Meter. Dieser kleine Höhenunterschied fällt ab auf null an der Atlantikküste ohne weitere Berge dazwischen. Von hier sind es bis zum östlichsten Punkt Brasiliens 4700 Kilometer – nur flach.
Misahualli ist ein kleiner Ort in den Randgebieten des Amazonasdschungels, relativ leicht zu erreichen. Gelegen am Rio Napo eignet sich der Ort gut als Ausgangsbasis um tiefer in den Dschungel vorzudringen. Das geht am einfachsten per Boot auf dem Fluss.
Ich campe in einer der Dschungel-Lodges, traditionell gebaut, idyllisch gelegen mit ein paar kleinen Teichen rund um die Häuser. Bis auf die lästigen Moskitos gefällt es mir sehr gut. Es ist nicht viel los, eine Handvoll anderer Touristen sind noch hier. 2 davon sprechen mich am nächsten Morgen an. Susanne und Christian aus der Nähe von Wien. Wir halten ein bisschen Smalltalk, sie wollen anschließend einen Wasserfall besichtigen.
Es macht ihnen nichts aus, das ich mitkommen möchte und so ziehen wir gemeinsam los. Auf halbem Weg Richtung Tena springen wir aus dem Bus und gehen zum Eingang dieses Gebietes. Der kleine Bub weißt uns ein und kassiert den Eintritt, der Senior schreit uns noch hinterher wegen einer Karte. Na ja, Karte war übertrieben – kleine Zeichnung, ohne Maßstab, schwarz kopiert, nicht sehr hilfreich. Und prompt verlaufen wir auch gleich.
Wir übersehen den Abzweiger und klettern immer weiter den Hang hinauf. Wir folgen einer alten Wasserleitung und stehen irgendwann, nach teilweiser Kletterei und dreckig von oben bis unten von all dem Schlamm, irgendwo oberhalb des Wasserfalls. Wir können ihn hören aber nicht sehen. Hilft nicht, wir müssen zurück. Jetzt biegen wir richtig ab, überqueren den Bach und stapfen durch den morastigen Weg aufwärts. Nach einiger Zeit erreichen wir den Fall, wir sind die Ersten und können es ein wenig genießen, bevor andere kommen. Zurück in Misahualli stärken wir uns mit ein paar Tortillas, schauen den Affen noch ein wenig zu, entdecken auf einem Grill gegrillte Maden, die schauten gar nicht so schlecht aus. Zurück in der Lodge erkunde ich noch ein wenig die Pflanzen dort und entdecke eine Vogelspinne. Die ist aber noch nicht recht groß. Ich esse mit den Beiden zu Abend, es gibt Fisch mit Reis und frittierte Bananen. Der Tag war großartig, viel Sonne. Dafür setzt jetzt harter Regen ein, der hört auch nicht auf bis zum nächsten Morgen.
Eigentlich wollten wir weiter in den Dschungel reinfahren, zu einer Tieraufzuchtstation, weit kommen wir nicht, die Straße ist überschwemmt, sie führt hinunter ans Flussufer und dieser führt Hochwasser, über Nacht fast 3 Meter gestiegen. Wir erkunden eine andere Straße, enden aber auch hier am Wasser. Zwar nur ein Seitenarm, aber zu tief, zu reißend. Es hilft nichts, wir müssen umkehren. Ich wollte über Baeza hinauf Richtung Quito fahren, habe aber schon von mehreren gehört, das diese Straße oft vermurt ist wenn es regnet, erst 5 Wochen vorher hatten sie dort Tote, vom Schlamm mitgerissen. Ich frage einen Polizisten, der rät ab, sagt, es sei gesperrt, und man wisse nie wie lange.
Bleibt nur, via Banos die gleiche Strecke wieder zurück zu fahren. Susanne und Christian wollen an die Küste, Wale beobachten. Ich disponiere um, fahre auch an die Küste und nehme die Beiden mit.
Wir schlagen nochmal bei Sue auf, auch hier regnets sehr stark. Der Wasserfall Pailon del Diablo führt auch Hochwasser, sehr beeindruckend. Steve ist auch noch da, mit den Belgiern Geraldine und Christoph gibt’s viel zu lachen, ich koch uns eine heiße Karotten-Tomatensuppe mit Curry und Kokosmilch, das wärmt die kalten Glieder.
Wir brechen nach nur einer Nacht wieder auf, der Regen hat aufgehört und wir wollen die offene Straße nutzen, bevor eventuell wieder irgendwo was runter kommt. Wir wollen heute zur Laguna Quilotoa, einem Kratersee auf 3800 m. Vor lauter ratschen verpasse ich den Abzweiger. Umdrehen will ich auch nicht mehr, das Navi zeigt eine Alternative an, wir folgen. Zuerst einer Piste, die biegt aber anschließend in eine andere Richtung ab. Wir fahren durch das Gelände einer Farm, müssen auf die Straße unten am Hang. Wir erreichen sie auch und kommen nochmal in eine richtig üble, steile Piste, aber auch hier kommen wir mühelos durch und stehen schließlich doch noch am Kraterrand. Beeindruckend.
Wir laufen etwas rum, wärmen uns mit einem Tee und beschließen ein paar Kilometer hinunter nach Chugchilan zu fahren, wo wir auf angenehmeren 3100 m übernachten.
Am nächsten Morgen zeigt die Tankanzeige Reserve an, die Tanke im Ort ist zu, die Nächste in Quevedo, in 130 km. Mit dem kleinen Kanister schaffen wir´s grad mit dem letzten Liter. Die Fahrt durch die Plantagen ist nicht sehr aufregend, wir erreichen nachmittags die Küste und quartieren uns bei einem Schweizer ein, bei Samuel. Der ist pensioniert, baut hier an seinem Hostal wie wenn er 30 wär, der Garten ist sein Ein und Alles, über 200 verschiedene Pflanzen hat er hier. Stolz zeigt er uns alles, hinten am Hügel baut er noch einen Turm. Er ist früher zur See gefahren, dementsprechend viele Geschichten hat er auf Lager.
Wir bleiben 2 Tage, erkunden das Dorf und den Strand, bevor wir weiter nach Puerto Lopez fahren.
Auf dem Weg nach Puerto Lopez verbringen wir einen Tag am Strand, der Playa Frailes. Dieser Strand – einer der schönsten, an welchem ich bisher in Südamerika baden war – liegt im Nationalpark Machalilla. Es darf an diesem Strand weder Alkohol getrunken noch geraucht werden. Man kann ihn nur zu Fuß betreten, vom Strand aus sieht man nur Natur, nicht mal das Haus der Nationalparkbehörde. Dort kann man Sonnenschirme mieten und das ist alles. Deshalb ist der Strand sehr natürlich, sehr sauber und sehr flach. Am schönsten ist er sicher in der Regenzeit, wenn die Bäume und Sträucher herum alle grün sind. Der einzige Wehrmutstropfen waren Quallen-ähnliche Nesseltiere, die man beim Schwimmen ab und an berührt. Sie sind nicht gefährlich aber momentan brennt es wie wenn man in Brennnesseln greift. Leider darf man hier nicht mehr Campen und so müssen wir noch weiter bis Puerto Lopez. Wir checken in einem netten Hostal ein, ruhig einige hundert Meter abseits, mit grandioser Aussicht.
Puerto Lopez selbst ist nichts Besonderes. Befindet sich aber in guter Lage, besitzt einen kleinen, rustikalen Fischmarkt, an welchem jeden Tag viel Betrieb herrscht, Vormittags und spät Nachmittags kommen die Fischer von ihre meist 2 tägigen Tour zurück und bieten die Ware feil. Auch hier gehen die Fänge zurück, die Fischer müssen immer weiter hinausfahren und brauchen mehr Zeit um das Boot mit genug Fang zu füllen. In meinen 4 Tagen in Puerto Lopez besuche ich den Markt jeden Tag, ein paar der Händler kennen mich bereits und freuen sich über Interesse. Gefangen wird alles, von den klassischen Speisefischen bis zum Hai. Auch ein paar giftige Bewohner des Meeres finden sich auf den Verkaufstischen.
Aber der Hauptgrund, warum wir hier sind – und weshalb dieser Ort generell mehr Touristen anzieht-, ist die alljährliche Wal-Saison. Jedes Jahr zwischen Juli und September wimmelt es in den Gewässern zwischen Puerto Lopez und der Isla de la Plata von Buckelwalen. Diese bis zu 15 Meter langen und bis zu 35 Tonnen schweren Riesen der Meere treffen sich hier zur Balz und Paarung. Es ist beeindruckend, wenn sie aus dem Wasser springen oder für ihre Balzrituale mächtig mit der riesigen Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche schlagen. Muss man gesehen haben. Nachdem ich die Wale in Peninsula Valdez in Argentinien versäumt hatte, war ich darauf schon sehr gespannt. Und wirklich, genial.
2. Punkt hier in der Gegend ist die Isla de la Plata, einer trockenen Insel einige Kilometer vor der Küste, welche bevölkert wird von einigen interessanten Vogel- und anderen Tierarten.
Es wird auch als Galapagos für Arme beschrieben. Da mir das richtige Galapagos zu teuer ist – von dem Geld für eine Woche Galapagos kann ich mehr als 2 Monate hier leben - ist das optimal für mich um einen kleinen Einblick zu bekommen.
Im Fazit muss ich sagen, die Insel ist es wert, gibt einen kleinen, guten Einblick in die Natur. Um die Tiere nicht allzu sehr zu stören und auch um die Touristen besser unter Kontrolle zu halten, damit sie keinen Blödsinn anstellen – Das ist leider oft so! – dürfen die Wandergruppen auf der Insel maximal 10 Personen groß sein. Es gibt 4 Routen mit verschiedenen Tieren zu besichtigen, man muss sich für eine entscheiden, man kann leider nicht alle gehen. Sie wollen damit die Besucher aufteilen, damit nicht alle am selben Ort rumlaufen.
Ich entschied mich für die Wanderung auf den Berg, hier waren in erster Linie die Blaufußtölpel anzutreffen, ganz nette Vögel. Die sind überhaupt nicht scheu, fast wie Pinguine und schauen wirklich süß aus. Der Guide erklärt uns viel über das Balz und Brutverhalten, zb. das die Weibchen jedes Jahr ein anderes Männchen suchen, das sie eher wenig Eier legen, das das Küken abwechselnd von beiden Elternteilen versorgt wird.
Die 2. Große Gattung auf der Insel sind Fregattvögel. Männchen sind an dem großen aufblasbaren roten Kehl-Sack zu erkennen. Beide Vogelarten ziehen momentan Küken auf, ein wundervoller Anblick. Zurück im Boot können wir anschließend die bis zu einen Meter großen Riesenschildkröten beobachten und danach steht schnorcheln auf dem Programm, wobei es sicher bessere Schnorchel Gegenden gibt. Nett war es trotzdem. Leider bekam ich dabei irgendwas in das rechte Ohr und bekam am nächsten Tag höllische Schmerzen.
Eine Außenohrentzündung hat sich festgesetzt.
Ich verbringe einen letzten Abend mit den beiden Österreichern in einem leckeren italienischen Restaurant, dann trennten sich unsere Wege. Ich fuhr noch ein Stück die Küste entlang Richtung Süden, entdeckte dabei noch ein paar nette Strände, aber leider haperte es hier ein wenig mit der Sauberkeit. Generell ist die Situation hier aber besser als in Peru.