Paraguay Teil 1 Jesuitenmissionen
Eigene Erfahrungen: Grenzübertritt problemlos, häufig Polizeikontrollen entlang der Hauptstraßen, Personen freundlich, kein Unsicherheitsgefühl
Probleme: Bei der Ausreise wurde das fehlende temporäre Einfuhrdokument beanstandet, das mir in Ciudad del Este nach mehrmaliger
Nachfrage nicht ausgestellt wurde. Freundlicher Beamter, keine Konsequenzen, keine Spende gefordert.
Reiseroute: Ciudad del Este, Trinidad, Hohenau, Encarnacion
Route nach Puente Internacional Posadas - Encarnación/Puente Internacional San Roque González de Santa Cruz auf einer größeren Karte anzeigen
Reisezeitraum: Ende Nov 2013
Nach den Iguazu-Wasserfällen geht’s rüber nach Paraguay. Der Grenzübertritt ist weitgehend unkompliziert, ist aber sehr strapaziös wegen des enormen Verkehrs. Vom Stadtzentrum in Foz de Iguazu bis zur Grenze, es sind ca 4 Km brauche ich knapp 1,5 Stunden. Drängeln und Enge Spuren machen die Fahrt zur nervigen Partie.
Nach der Grenze geht es über die Freundschaftsbrücke, -die aber mit Ihren Gittern eher wie eine Gefängniszufahrt ausschaut – nach Ciudad del Este in Paraguay. Nach der Einreise baut sich die Stadt mit Ihren unzähligen Geschäften und Händlern auf. Ich suche mir einen sicheren Parkplatz, versperre alles sicher und suche das mir empfohlene Geschäft, um mir ein Samsung Tablet zu kaufen.
Ich brauch das für mein Navi, und am günstigsten bekommt man es hier. Ciudad del Este ist –glaub ich – die größte Schmugglerstadt Südamerikas. Hier wird alles gehandelt, vom Dünger über Lebensmittel bis Elektronik. Es gibt auch viel Kriminalität hier und vor jedem Geschäft oder Bank stehen Wachmänner mit Pumpguns.
Aufpassen muss man hier mit chinesischen Fälschungen. Gibt es praktisch von Allem. Aber ich hab mir im Paudimar ein paar sichere Geschäfte empfehlen lassen.
Der Preis ist etwas günstiger als zb. in Europa bei div. Onlinehändlern. In den anderen Ländern hier sind die Preise durch die 100%igen Importsteuern erheblich teurer.
Anschließend verlasse ich dann die Stadt und fahre zum Besucherzentrum des 2. größten Wasserkraftwerks der Welt –Itaipu.
Das Kraftwerk wurde Bi-National gebaut und wird von Brasilien und Paraguay betrieben. Im Gegensatz zu Brasilien ist der Besuch auf paraguayischer Seite kostenlos. Nach erfolgter schriftlicher Genehmigung darf ich hier auch Campen. Ruhig und Sicher.
Ich komme gerade recht zu einer Führung. Es ist nicht viel los und wir fahren zu 3. Los. Die Führung dauert ca 1,5 Std, wobei die meiste Zeit für Autofahren drauf geht, denn die Anlage ist riesig.
Wir stoppen am Wasserüberlauf des Kraftwerkes, normalerweise der impossanteste Teil der Anlage, aber durch eine Wasserknappheit des Stausees sind die Schleusen zu, um den Wasserspiegel wieder zu heben. Der ist momentan 8 Meter unter normal.
Dann fahren wir weiter zur Turbinenhalle, können von oben in die gewaltige Halle blicken, die die 20 Turbinen beherbergt. Die Halle ist fast 1 Km lang, und 120 m hoch.
Weiter geht’s auf die brasilianische Seite, vor der riesigen Staumauer die 194 m hoch ist. Drüben wechseln wir dann auf den Damm und fahren wieder zurück.
Zurück im Besucherzentrum kann ich mir den Propagandafilm sogar auf Deutsch anschauen.
Ich habe gefragt wegen einer technischen Führung durch das Innere des Damms, das bedarf aber wegen neuer Sicherheitsbestimmungen einer schriftlichen Anmeldung mit Passdaten 1 Woche vor dem Besichtigungstermin.
Generell sind sie aber sehr freundlich und hilfsbereit.
Ein paar Informationen zu Itaipu. Das Kraftwerk wurde Hälfte / Hälfte von Paraguay und Brasilien von 1975 bis 1982 gebaut, wobei Brasilien den Löwenanteil der Kosten zu tragen hatte. Aus 4 Mrd Dollar Kostenvoranschlag sind es dann über 20 Mrd Dollar geworden, Brasilien hat sich mit über 16 Mrd Dollar dafür bei der Weltbank verschuldet. Für Paraguay war und ist es einfacher, da sie nur einen kleineren Teil der Kosten tragen mussten, und die 50 % der Energie, die sie bekommen gar nicht brauchen. Mit 6 % der Leistung decken sie 90% des Landesweiten Strombedarfs. Der Rest des Anteils wird nach Brasilien verkauft. Brasilien deckt 25 % des landesweiten Energiebedarfs mit dem Kraftwerk.
Mittlerweile ist der 3 Schluchtendamm in China das größte Kraftwerk der Welt, aber in der produzierten Strommenge pro Jahr hat nach wie vor Itaipu die Nase vorne. 98 Mill Megawattstunden jährlich werden produziert, 2012 wurde die meiste Energie produziert, Die Menge dieses Jahres würde ausreichen, und die ganze Welt 2 Tage mit Strom zu versorgen. Zum Vergleich: Isar 2, der Kernreaktor mit der größten Jahresproduktion Weltweit produzierte 12,4 Mill Megawattstunden.
Die Leistung der 20 Turbinen beträgt 14000 Megawatt. Zum Vergleich, das größte Wasserkraftwerk Österreichs ist das Speicherkraftwerk Malta mit 730 MW. Das größte Donaukraftwerk in Österreich ist Altenwörth mit 328 MW.
Die Zufluss Rohre zu den 20 Turbinen haben alle einen Innendurchmesser von 10,5 Meter und es fließen 700 m3/Sekunde durch jede Röhre. Mal 20 heißt das, das 14000 m3 pro Sekunde durch die Turbinen laufen. Zum Vergleich das Hochwasser der Salzach heuer im Juni hatte eine Durchfluss Menge von 4100 m3pro Sekunde. Durch die Turbinen rauschen also fast 3,5-mal so viel Wasser. Dazu haben die Überlauframpen bei Hochwasser eine Kapazität von 62000 m3 pro Sekunde. Ein Schauspiel, mit welcher Power das Wasser da durchrauscht und sich über die größten künstlichen Wasserfälle in den Unterlauf des Flusses ergießt. Heuer war leider nichts davon zu sehen. Der 1300 km2 große Stausee (170 Km lang bis 12 km breit) ist aufgrund zu wenig Regen weit unter Stand
Die Staumauer, die den riesigen See aufstaut ist bis 196 m hoch, mit dem Steindamm 7760 M lang und staut den Fluss 190 M hoch. Es wurden während der Bauarbeiten von bis zu 38000 Arbeitern 64 Mill m3 Erde abgegraben, der Damm mit 15 Mill m3 Steinen und Erde aufgeschüttet und in die Staumauer wurden 12,5 Mill m3 Beton gegossen.
So wichtig wie der Strom für die Länder auch ist, es gibt auch Schattenseiten, über 4000 Menschen mussten umgesiedelt werden, hauptsächlich indianische Abstammung, viele Tier verloren ihre Heimat und ein Wasserfall, der größer war als Iguazu verschwand im See.
Die Städte hier im 3 Länder Eck würden ohne die Wasserfälle von Iguazu und das Kraftwerk Itaipu wahrscheinlich kleine Dörfer sein.
Am nächsten Tag fahre ich eine flache eintönige Straße runter Richtung Encarancion. Alles ist ein wenig rustikaler hier. Nach 250 Km erreiche ich Jesus de Tavarangüe, die erste Jesuitenmission, die ich besuche. 12 km weiter dann die Mission von Trinidad. Die Missionen hier in Paraguay sind angenehm zu besuchen, keine Besucheranstürme, keine Souvenir Stände, Ich bin alleine und kann mir alles in Ruhe anschauen.
Die Mission in Jesus de Tavarangüe wurde 1763 gegründet. Es wurde eine imposante Kirche und Wohnhäuser errichtet. Die Mission bestand nicht lange.
Trindidad wurde 1706 vom Priester Juan de Anaya gegründet, 25 Jahre später lebten 4000 Bewohner hier. Anfang des 17. Jahrhunderts versuchten die Jesuiten in dem Grenzgebiet von Brasilien, Argentinien und Paraguay das Christentum mit der indianischen Bevölkerung zu vereinen. Den Missionaren gelang es die Guarani Indianer dazu zu bewegen ihr Nomadenleben im Dschungel aufzugeben und lehrten ihnen Handwerk, Ackerbau und Viehzucht. Schon bald waren die Missionen produktiver als der Rest der Länder unter Führung der spanischen Kolonialherren. 1767 begannen die Spanier die Reduktionen – so heißen diese Anlagen – aufzulösen, die Indianer wurden vertrieben oder zur Sklavenarbeit herangezogen.
Folgt dem Link zu Wikipedia und lest mehr über die Jesuiten in Südamerika, es ist interessant, aber zu viel zum Schreiben. Es würde den Rahmen hier sprengen.
Übernachtet hab ich dann in Hohenau, einer Stadt, die ebenfalls deutsche Wurzeln hat. Es gibt aber hier keine alten Gebäude mehr, früher wurde alles in Holz gebaut und das ist vergänglich. Die Stadt ist heute landwirtschaftlich orientiert. Es gibt einen großen Park, den Manantial Park, die Besitzer sprechen Deutsch. Es gibt einen Pool, Plätze für Camping und einen kleinen Rest Primärurwald am Fluss. Der Park ist 220 Ha groß. Ein Teil des Parkes – so erzählte mir der Besitzer wird in den nächsten Jahren zu Bauland gewidmet. 1500 Parzellen. Eine Parzelle wird so 22000 Euro kosten. Der Rest des Urwaldes wird ein Naturreservat. Er erzählt mir das die meisten Deutschen aus Brasilien eingewandert sind und auch in Paraguay findet man sie überall.
Ich fahre weiter nach Encarnation, die Grenzstadt, die über eine Brücke mit Posadas in Argentinien verbunden ist. I Ich gab meine letzten Guarani auf einem Markt aus und überquere die Grenze.
Dort hatte ich dann noch ein kleines Problem, als mich der Zollbeamte nach meiner temporären Einfuhrgenehmigung für meinen Landy fragte. Ich hatte keine.
Ich erklärte ihm, das ich in Ciudad del Este 4 mal gefragt hatte – was auch stimmt -, und die Beamten haben mir gesagt, es ist nicht notwendig, das braucht man nicht mehr. Da es in Brasilien auch nicht mehr notwendig ist, und ich ja 4 Mal gefragt hatte, dachte ich, wird schon passen.
Ich hatte aber Glück, der Beamte akzeptierte – er kennt wahrscheinlich seine Kollegen dort, die sich von mir nicht bei ihrer Siesta stören lassen wollten und ermahnte mich nur, bei der nächsten Einreise nicht darauf zu vergessen, und ließ mich fahren. Er fragte nicht mal nach einer kleinen Spende.
Auf der Grenze sammelten sich schon ein paar Menschen an, für die nächsten Tage sind Demonstrationen und vielleichteine Blockierung der Grenzübergänge geplant, da die Regierung angekündigt hat, härter gegen die Schmuggler vorzugehen, Diese aber das nicht akzeptieren wollen. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und traditionell sind dann die Geschäfte gut.
Ca 40 % der paraguayischen Wirtschaftsleistung wird mit Schmuggel erwirtschaftet. Dem Staat entgehen viele Steuern, andererseits droht eine hohe Arbeitslosigkeit, da so viele Menschen vom Illegalen Handel leben. Und wenn das beendet – oder reduziert wird, steht deren Existenz auf dem Spiel. Ich werde die nächsten Wochen die Nachrichten verfolgen.
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